"Und jetzt sind alle weg",seufzte Palle. Wir saßen nebeneinander auf einer Bank im Schatten mit einem Blick auf den Parkplatz, wo der letzte seinen Koffer in den Kofferraum packte. "Wer ist denn außer uns noch da?" "Der eine aus der Parallelklasse. Kennst du Lukas?" Ich schüttelte den Kopf. "Der, der mich gerne niedermacht. Du hast ihn mal angeschrien. An deinem zweiten oder dritten Tag." "Oh." "Und sonst noch ein paar aus den jüngeren Klassen und ältere. Aber die sind oft beim campen und sonst so weg." "Auf eine Woche voller nichts",murmelte ich semi-begeistert. "Was bedeutet das jetzt? Wir machen uns eine schöne Woche und dann verbringen wir drei Tage in meiner persönlichen Hölle ."
"Ist es wirklich so schlimm?" "Wenn du schwul wärst und dann jeden Tag gesagt bekommen, dass du ja doch mal eine Frau heiraten wirst, wäre das schlimm." Ich antwortete nicht. Es war schlimm. Noch schlimmer war es aber, dass meine Familie noch nicht wusste, dass ich schwul war. Und meine Freunde hier am Internat auch nicht. Eher Freunde mit Anführungsstrichen. Denn ich verstand mich mit Dado, aber als Freund konnte ich ihn nicht einordnen. Genau wie Luna, Veri oder Micha.
"Was willst du morgen unternehmen? Kino? Oder einfach hier bleiben?" "Such du aus. Mir ist es egal",murmelte ich. Ich hatte beobachtet wie die letzte Person seine Mutter umarmt hatte und plötzlich war es mir egal, ob Palle neben mir saß. Es hätte jeder neben mir sitzen können und es wäre mir egal gewesen. Ich wollte meine Mutter wiederhaben. "Hey, Manu",Palle wedelte mit seinen Händen vor meinem Gesicht herum. "Ich wäre für Kino, denn dort kommt ein cooler Film",wiederholte er. "Ok,gern",ich musste mir die Tränen verkneifen. Warum musste es meine Mutter treffen?
"Manu? Alles okay?" "J-ja",anrwortete ich mit rauer, zitternder Stimme. "Willst du nach Hause?" Patrick klang besorgt. "Nein." Er legte einen Arm um mich. Es kribbelte an den Stellen, an denen er mich berührte. Ich konnte mich aber nicht auf seine Berührungen kontentrieren. Der Schmerz wegen dem Verlust meiner Mutter wurde größer als alles andere. Tränen bildeten sich in meinen Augen und in diesem Moment wusste ich, dass ich verkackt hatte. Meine Nase begann zu laufen. Und eine kleine Träne löste sich aus meinem Auge und lief über meine Wange.
Bilder von meiner Mutter, die ich längst verdrängt hatte, erschienen in meinem Kopf. Ich versuchte verzweifelt die wieder zu verbannen. Bei jedem Bild wurde ich trauriger. Ich begann zu schluchzen. "Tut mir leid",wimmerte ich und stand auf. Ich musste so schnell wie möglich in mein Zimmer. Vergeblich versuchte ich die Flüssigkeit aufzuhalten und dabei nicht über meine Füße zu stolpern. Um erlich zu sein schaffte ich es nichtmal 5 Meter weit.
Denn dann griff Patrick nach meiner Schulter und nahm mich fest in den Arm. "Willst du es mir erzählen?",fragte er. Als seine Wärme zu mir durchgedrungen war, kam ich wieder in die Realität zurück. Ich schüttelte den Kopf. "Es hat etwas mit deiner Familie zu tun." Ich nickte. "Mit deinem Vater?" Diesmal schüttelte ich den Kopf.
"Also mit deiner Mutter?" Ich nickte. "Spielen deine Brüder eine Rolle?" Ich schüttelte den Kopf. "Na gut. Deine Eltern sind geschieden?" Ich schluchzte kurz auf, nickte dann zögerlich. "Wohnt deine Mutter jetzt woanders?" Ich zuckte mit den Schultern. Wo auch immer meine Mutter war, ich hoffte sie hatte keine Schmerzen. "Hä? Gibst du mir einen Tipp?" "Tod",krächzte ich. "Deine Mutter ist tot?",rief er erschrocken. Ich nickte. Wortlos nahm er mich erneut in den Arm. Dieses Mal war es viel inniger.
"Schwuchtel!",schrie jemand und lachte. Wie konnte man so ein Abschaum sein? "Denk dir nichts",meinte Palle und ließ mich immernoch nicht los. "Du schaffst das schon",flüsterte er in mein Ohr und ließ von mir ab. "Willst du reden?",fragte er schon wieder. Ich schüttelte den Kopf. "Ich habe es mit meinen Eltern auch nicht leicht, weißt du? Ich habe das Gefühl, ich kenne sie gar nicht. Ich wünschte so, ich hätte Eltern, die mich seit meiner Geburt lieben." Ich fand es schön, dass er von sich redete. So hatte ich eine kleine Ablenkung.
"Ich habe eine Schwester. Sie ist 7 Jahre älter als ich, aber trotzdem verstehen wir uns ganz gut. Sie redet nur oft von irgendwelchen Trends und von Mode, aber dafür muss sie sich von mir mein Basketball-Geschwafel anhören lassen."
Ich stellte es mir lustig vor, wenn Patrick ihr zuhörte, während sie erzählte, welche Farben zur Zeit total beliebt waren."Und dir macht es auch ganz sicher nichts aus Händchenhaltend vor meinen Eltern zu stehen und mich schlimmstenfalls zu küssen?",fragte er. Diese Frage hatte er mir die ganze Woche lang gestellt. "Nein, macht es nicht",antwortete ich wie immer, "Ich tue das ja nicht zum ersten Mal." Tatsächlich hatte ich schonmal für ein Mädchen den Freund gespielt, weil sie ihren Exfreund eifersüchtig machen wollte. Im Nachhinein fand ich es doch lustiger als ich sollte.
"Wie? Du tust es nicht zum ersten Mal?",verwirrt sah er mich an. Ich liebte diesen Gesichtsausdruck. "Ist nicht so interessant. Da war halt mal ein Mädchen für die ich den Freund spielen musste." Sein Blick wurde etwas traurig. "Aha",meinte er kühl. "Aber zwischen uns lief nie etwas. Sie war einfach nicht mein Typ",erklärte ich schnell. "Ach so",seine Stimme blieb kühl. "Ich..ähm...wir sehen uns beim Abendessen",murmelte ich und öffnete die Tür. "Warte, Manu",rief er schnell. "Ja?" "Ich mag dich. Du bist ein toller Freund."
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Genug WerbungIch versuche, alle 2 Tage ein Kapitel hochzuladen, mal sehen, wie lange das funktioniert. I will try my best.
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When your dreams all fail...
Fanfiction》 " 'N scheiß Leben ist passiert." 《 "Kennt ihr das wenn, ihr jemanden seht? Und dieser Mensch euer Leben noch fehlt? Und ihr denkt, ich brauch den kleinen Fratz? Ohne ihn macht das Leben sonst keinen Spaß! Genau so wars bei Palle und Manu. Die beid...