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"Ähm entschuldigung",begrüßte ich unseren Sportlehrer. Dieser drehte sich zu mir hin. "Ich bin Manuel",stotterte ich, "Ich bin neu und gestern erst angekommen und ähm...ich wollte ihnen sagen, dass leichtes Asthma habe und ja." Er lächelte freundlich. "Das ist kein Problem. Wenn du einfach nicht mehr kannst oder keine Luft bekommst, kannst du dich einfach raussetzen",meinte er. Ich nickte und setzte mich dann mit dem Rücken an die Wand gelegt auf den Boden. In der Turnhalle waren -wie immer- Weichbodenmatten, eine Sprossenwand und sechs Basketballkörbe im Raum verteilt.

Die anderen trotteten gemächlich herein. Dado steuerte sofort auf mich zu. Er ließ sich neben mir nieder und begann  zu reden. "Siehst du den Braunhaarigen, der mit dem Blonden dort hinten Basketball spielt? Das sind Tim und Stegi",erklärte er. Ich nickte nur. Tim spielte in diesem Moment Stegi aus und warf einen Korb. Er begann weiterzu reden, aber ich bekam es nur so am Rande mit, da meine Aufmerksamkeit Palle und Rewi galt. "Denkst du, wir spielen heute Fußball?",fragte Palle genervt. "Ja, aber auch nur, weil die drei Leute mehr sind. Das ist doch echt unfair",knurrte Rewi daraufhin. "Warum muss der auch denken, dass eine Abstimmung fair ist. So ein Dreck!" "Und da kommen sie schon wieder. Bitte bring mich um!" "Gern, aber nur wenn du mich gleichzeitig umbringst." Daraufhin lachte Rewi. "Willst du unseren Masterplan durchführen, den wir gemacht haben, falls alles den Bach runtergeht?" "Jap, welchen auch sonst?" "Du bist echt mein Lieblingsschwuchtel."

Tatsächlich spielten wir nach sechs Aufwärmrunden Fußball. Die Teams wurden nach Klassen eingeteilt. Tim war unser Mannschaftskapitän. Er meinte, dass ich mich einfach in die Abwehr zu Dado und Freddie stellen sollte. Da ich schon an meiner vorherigen Schule neben Basketball auch teilzeits Fußball gespielt hatte, konnte ich ein bisschen etwas. Und so kam es, dass ich dem besten des Gegnerteams den Ball abnahm.

Ich bekam aus meiner Mannschaft von allen Seiten Lob, da das scheinbar nicht viele schafften. Aber die Rache der anderen war schmerzhaft. Ich wurde "ausversehen" mit dem Ball abgeschossen, was blaue Flecken geben würde, und im Zweikampf um den Ball wurde ich einfach weggeschubst.

"Hey, Jungs!",schrie der Lehrer, als ich zu Boden geschubst wurde, "Reißt euch zusammen. Sowas will ich nicht nochmal sehen!" Damit wurde ich einfach ignoriert und die Angriffe spielten sich auf der anderen Seite ab. Nach dem Spiel kam einer der Jungen aus der anderen Klasse zu mir. "Hey, du spielst gut",begann er. Ich blickte ihn stumm an und wartete auf den Grund, warum er zu mir gekommen ist. "Wenn du willst, kannst du zu uns ins Training kommen",lud er mich ein. Dado hatte mir schon von der Feindseligkeit unserer Klassen erzählt und dass Fußballspieler in unserer Klasse nicht willkommen waren. "Ne, sorry. Er hat morgen  schon Training bei uns, nicht wahr, Manu?",meinte Tim mit tiefer Stimme, die auf mich ziemlich bedrohlich klang. "Ähm,  j-ja",stotterte ich.

Der Junge sah Tim wütend an und ging an uns vorbei. Natürlich nicht ohne uns beide mit der Schulter anzurempeln. "Freunde dich ja nicht mit ihnen an",riet Tim mir. "Hatte ich auch nicht vor." "Naja, willst du vielleicht wirklich zu uns ins Training? Du scheinst ein gutes Ballgefühl zu haben",fragte er. "Äh ja klar. Warum nicht." Ich grinste. "Ich sag dir die Zeit noch später." "Ok, gut",murmelte ich. Genau in diesem Moment kam der, dem ich den Ball abgenommen hatte.

"Hey, der vierte Schwuchtel bei euch im Team",rief er lachend und fuhr sich, cool wie er war, durch die Haare und grinste dabei fies. "Klappe",zischte Tim sauer. Ich sah wie er innerlich kochte. Er ballte seine Faust. "Du hast kein Recht, ihn zu verurteilen. Beleidige mich, beleidige Stegi, beleidige Palle, aber beleidige nie jemanden, der gerade neu dazukommt. Es ist schwierig genug Anschluss zu finden und ich möchte es ihm nur ermöglichen!",rief er. Er möchte es mir nur ermöglichen. Er möchte mich nicht im Team haben, sondern mir nur Anschluss ermöglichen. Wenn ich mal ein paar Wochen da bin, dann werden sie mich ausschließen. Trotz meines Gedanken wollte ich ihm meine Hand auf seine Schulter legen, um ihn zu beruhigen, aber ich traute mich nicht.

"Gibst du jetzt auch endlich zu, dass ihr so scheiß Schwuchtel seid?",fragte der gleiche spöttisch. Tim machte einen Schritt auf ihn zu und, wenn Stegi nicht oberkörperfrei aus der Umkleide herausgekommen wäre und sich zwischen die beiden stellte. "Beruhig dich",flüsterte er und sah ihm tief in die Augen. Tim atmete langsamer und öffnete seine angespannte Faust. Sein Blick wanderte über Stegis Körper. "Sag ich doch: Schwuchtel",lachte der Junge und ernete dabei auch Gelächter aus seiner Klasse. Ich schluckte schwer. Das ist doch ein toller erster Schultag.

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(760 Wörter)

When your dreams all fail...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt