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"Warum erfahre ich nichts von 'deinem besten Freund'?",fragte Max empört. Lissy sagte nichts und ich auch nicht. Schließlich wollte ich durch eine falsche Aussage ihre noch ganz neue Beziehung nicht zerstören. "Ich geh dann mal",meinte ich leise. "Nein, Manu!",rief Lissy, als ich mich umdrehte. "War ja irgendwie klar, dass ich nicht der einzige Junge in deinem Leben bin",seufzte Max. "Er ist mein bester Freund und auch nicht mehr. Er ist nämlich sch-",sie sah unsicher zu mir. "Ja, er ist?",fragte Max nach. "Er ist..",sie biss sich auf die Lippe, wie sie es immer tat, wenn sie überlegte. Sags nicht. Ich warf ihr einen bittenden Blick zu. Sie sah zwischen mir und ihm hin und her. "Er ist schließlich mein bester Freund." Max sah traurig aus. "Wenn du mir nichtmal das anvertrauen kannst, dann weiß ich nicht, was mal aus uns werden soll." Ich zog unbewusst dem Kopf ein. Sie waren seit ein paar Tagen zusammen und ich fühfte zum ersten Streit. "Es ist aber nicht mein Geheimnis, sondern Manus, das er mir anvertraut hat." Lissy war verzweifelt. "Ich geh einfach mal, viel Spaß mit deinem besten Freund",knurrte Max und lief an uns vorbei.

"Er ist blöd",meinte ich und umarmte die traurige Lissy. "Und fast hätte ich ihm meinen ersten Kuss geschenkt",murmelte sie so leise, dass ich es nicht verstehen hätte sollen. "Was?",fragte ich nach. "Nichts, nichts",meinte sie bloß. "Stress mit deinem Vater?",fragte sie. "Mhm",machte ich, "Hast du Platz für mich?" "Klar, meine Mutter wird sich sicher freuen. Sie vermisst dich genauso wie ich, Ardy oder Taddl. Wir können ja morgen zu ihnen",schlug sie vor. Ich nickte nur und schleppte meine Tasche ins Haus. "In einer halben Stunde sollte Mama wieder kommen. Willst du was trinken?",fragte sie. "Du musst nicht Gastgeber spielen, Lissy. Ich kenn mich hier aus",meinte ich lachend. "Stimmt, ja. Du warst nur so lange nicht mehr hier",erklärte sie. "Das war gerade mal eine Woche!" "Sag ich doch. Lange."

°°°

"Titanic oder Back to the future?",fragte Lissy, nachdem ihre Mutter uns Pizza gebracht hatte. Sie hatte mich herzlich begrüßt und zahlreich erklärt, wie toll sie es fand, dass ich wieder da bin. "Titanic",meinte ich. Das passte besser zu meinem Vorhaben, das ich durchführen musste, bevor es dunkel wird. Lissy ging zum Fenster und wollte die Chalousien (?) herunterlassen. "Äh nein, lass mal oben. Sonst schlaf ich ein, wenn es so dunkel ist",bittete ich. "Na gut." Sie hob ihre Hände und ging zu mir.  Der Film war wie immer wunderschön, so wie jedes mal, wenn ich ihn sah. Ich wusste nicht, warum, aber ich mochte den Film unheimlich gerne. Als Jack mit Rose am Bug stand, schaltete ich die Innenkamera meines Handys ein und drehte mich zu Lissy. "Hey",begann ich, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, "ich will nicht, dass du deinen ersten Kuss an 'nen Trottel verschwendest." Schneller als sie reagieren konnte, legte ich meine Lippen auf ihre und machte ein Foto von uns. Ich schloss die Augen und versuchte ihren ersten Kuss so schön wie möglich zu gestalten. Das einzige Problem war, dass ich dabei nichts fühlte.

Als ich mich von ihr löste, öffnete sie langsam die Augen und sah mich immernoch schockiert an. Ich blickte kurz auf mein Handy, um zu sehen, ob das Foto etwas geworden ist. Es war ein wenig dunkel, aber gott sei Dank kaum verwackelt. "W-Was? Wow",stotterte Lissy. "Tut mir echt leid, aber ich wollte nicht, dass Max dein erster Kuss wird",murmelte ich. "Es muss die nicht leid tun, ich...es...ich war nur.. es war nur überraschend",stammelte sie. "Mein erster Kuss mit meinem besten Freund. Wow. Hat es sich so für dich angefühlt, als du Taddl geküsst hast? Dachtest du es sei falsch, aber irgendwie war es soch schön. Einfach, weil es ein Kuss war?"

Taddl hatte sich vor einiger Zeit freiwillig gemeldet, als Experiment für mich. Damals war ich in meiner Selbstfindungsphase und ich war mir nicht sicher. Aber als Taddls Lippen auf meinen lagen, da wusste ich sofort, dass ich schwul war. "Ja, genau so hat es sich angefühlt",murmelte ich. Lissy legte ihren Kopf auf meine Brust. "Du bist der beste beste Freund der Welt",seufzte sie. Dann fokussierten wir uns wieder auf den Film.

°°°

Am nächsten Morgen gingen wir nach einem ausgewogenen Frühstück zu unserem Treffpunkt. "Manu!",rief Taddl glücklich. Auch Ardy kam lächelnd auf uns zu. "Wie ist es so ohne mich?",fragte ich, nachdem wir uns begeüßt hatten. "Langweilig",meinte Taddl sofort. "Und aggressiv",lachte Ardy. "Sorry",murmelte der Blauhaarige sofort. "Manche aus unserer Klasse habens immernoch nicht verstanden, dass du auf ein Internat gehst",erklärte Ardy. "Die denken alle, du seist verwiesen worden. Was für ein Quatsch."

Es tat gut, mal wieder mit ihnen persönlich zu reden. Von Angesicht zu Angesicht. Ich genoss den Samstag in vollen Zügen. Wir waren Eis essen und haben ein paar andere Leute getroffen. Gerade googelte ich nach dem letzten Zug, der heute zu meinem Internat fahren würde und beschloss diesen zu nehmen. Um 22:47 war Abfahrt. Ich packte alle Sachen, die ich bei Lissy hatte und wurde dann von ihrer Mutter zum Bahnhof gefahren. "Schön, dass du wieder da warst, Manu",meinte sie. Lissy stieg mit mir aus. "Ich werde dich vermissen",flüsterte sie in die Umarmung. "Ich dich auch, Lissy." Als wir uns lösten, misste ich wirklich schnell zum Bahnhof, um den Zug nicht zu verpassen. Gerade noch rechtzeitig konnte ich in das Abteil steigen und mir einen Platz suchen, dann setzte sich der Zug auch schon in Bewegung.

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When your dreams all fail...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt