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Stegi war ein toller Mitspieler. Er warf einen Korb, wenn es sich anbot und spielte oft ab. Man fühlte sich nie ausgeschlossen oder ignoriert. Das war mir schon ab dem ersten Training aufgefallen. Seine zotteligen Haare, die aussahen, als hätte man sie mit einem Wirbelsturm der Stärke 10 getrocknet, erinnerten mich an die von Dado. Stegi warf gerade den Ball zu mir und ich warf einen Korb, als der Blonde lachend weglief. "Timmi!",rief er und warf sich ihm um den Hals. Sie waren echt süß zusammen, wenn Tim ihn nicht gerade abwehrend wegdrücken würde und auf mich deuten würde. Stegi sah genervt zu ihm und sagte etwas, das ich nicht verstand.

"Tschüss Manu!",rief Stegi noch und hüpfte dann um Tim herum und erzählte ihm etwas, bei dem er wild mit den Händen gestikulierte. Ich spielte noch eine Weile. Es tat mir wirklich gut. Es lenkte ab und das war genau das, was ich brauchte. "Manuel, richtig?",fragte plötzlich eine Stimme. Sie brachte mich aus dem Konzept und ich warf daneben. Als ich sah, wer es sagte, erstarrte ich. "Ähm..j-ja",stotterte ich. Junge, du gehst mit mir seit einer Woche in die Klasse. So schwer ist mein Name nicht! fügte ich in Gedanken hinzu. "Gute Würfe. Bis auf den letzten",lobte Patrick mich.

Ich schluckte. Mein Herz klopfte und ich begann leicht zu zittern. "Ich, also ähm...ja",murmelte ich. Patrick hob den Ball auf und warf ihn mir zu. "Warst du bei deinen Eltern?",fragte er. Ich nickte nur, unfähig wirklich zu antworten. "Wie war es?",fragte er weiter. "Schön",antwortete ich. "Bei mir auch." Ich warf einen Korb. "Du bist ziemlich schüchtern",stellte Patrick fest. "Mhm",bestätigte ich. "Dabei hast du gar keinen Grund dafür. Du siehst gut aus.." Sagte er, ich sehe gut aus? Mein Herz klopfte aufgeregt. "Sorry, a-aber ich hab Dado, also äh Maurice, versprochen, dass ich...zu ihm soll",stotterte ich. "Ja, kein Problem. Kann ich dann den Ball haben. Ich bringe ihn dann zurück",bittete er. Ich nickte, warf ihm den Ball zu und ging dann mit schnellen Schritten weg.

Ok, beruhig dich, Manu. Es waren nur Worte! Okay, einfach ganz natürlich. Ich eilte in mein Zimmer zurück und realisierte erst auf der Treppe, dass das die größte Chance meines Lebens gewesen wäre, ihm näher zu kommen. Meine Stimmung sank augenblicklich in den Keller und ich hasste mich dafür, dass ich solchen Situationen immer ausweichen wollte. Und dann tat ich das einzige, dass mir in dem Moment sonnvoll erschien: Ich versteckte mich unter meiner Bettdecke und kam erst wieder heraus, als Dado mich zum Essen abholte. Dort musste ich anwesend sein, obwohl ich gerne noch länger mich selbst unter der Decke gehasst hätte.

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Beim Essen traf ich mal wieder auf andere Leute und tat so, als würde ich zuhören und aß ein wenig vom Essen. Es schmeckte wirklich gut, aber ich hatte keinen Hunger, deshalb blieb die Hälfte meiner schon kleinen Portion übrig. Dado sah mich mitleidig an. Ich lächelte gequält zurück. Und dann sah ich Patrick. Seine nassen Haare tropften auf seinen Pullover und er sah so glücklich aus. Der ganze Tisch lachte, als er etwas sagte. Ich blickte daraufhin betrübt auf den Tisch. "Was hat er denn?",hörte ich Zombey fragen. "Du musst ihn selbst fragen",antwortete Dado. Und genau deswegen kann er gut Geheimnisse für sich behalten. "Und genau deswegen, bist du so ein guter Freund",kicherte Zombey.

"Manu, was hast du denn?",fragte dann Zombey an mich gerichtet. "Liebeskummer",murmelte ich leise. "Wegen wem?" "Frag Dado." Ich hatte keine Lust zu reden. Ich wollte unter meine geliebte Bettdecke. Ich wartete einfach nur nich darauf, dass die 15 Minuten Anwesenheitspflicht abgelaufen waren. Ich hörte, wie Dado den beiden Mädchen, Zombey und dessen kleinen Bruder alles, was er wusste erklärte. "Och armer Manu",meinte Luna mitfühlend. "Wenn du mal weiblichen Rat braucht, einfach fragen",erwiderte Veri. "Danke",nuschelte ich. "Diese Lissy scheint aber echt blöd zu sein. Du bist cool, keiner würde dich abservieren." Lissy ist nicht blöd! "Sie hat ja aber einen anderen",wendete 15 Minuten sind um! Ich sprang förmlich auf, brachte mein Tablett zurück und ging in mein Zimmer.

Unter der Decke fühlte ich mich gleich tausend mal besser. Da morgen wieder Schule war, musste ich noch lernen, womit ich auf Dado wartete. Hausaufgaben hatte ich zum Glück keine auf. Mit der Decke um die Schultern setze ich mich auf den Schreibtischstuhl und ärgerte mich damit ab, dass die Decke nicht so wollte, wie ich. Ich entschloss mich morgen unvorbereitet in den Unterricht zu gehen, schließlich brachte das jetzt auch nichts mehr. Ich legte mich ins Bett und steckte mir die Kopfhörer ins Ohr, um Musik zu hören.

Es stellte sich als schrecklicher Fehler heraus. Meine Gedanken waren bei Patrick. Die Worte "Du siehst gut aus" schwirrten mir im Kopf herum und ich stellte mir vor, wie er nach meiner Hand griff, mich zu einem See führte. Wir setzten uns dicht nebeneinander an den Steg. Meine Beine baumelten im kalten Wasser und mein Kopf war an seine Schulter gelehnt. Er streichelte mit einer Hand über meinen Rücken. Vorsichtig und wie in Zeitlupe legte er seine Lippen auf meine Stirn. In diesem Moment blieb die Zeit stehen.

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(872 Wörter)

When your dreams all fail...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt