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Keiner hatte erwähnt, dass Zombey auch noch andere Freunde hatte mit denen Dado sich verstand. Ich stand also völlig verloren in einem Raum, den ich nicht kannte, mit 11. Klässlern, die ich nicht kannte und trank ein Getränk, das ich nicht kannte. Es roch zumindest nicht alkoholisch und als ich es probierte, stellte sich heraus, dass ein Teil des Gemisches Cola war. Die meisten anderen, die in diesem Kellerraum, der zu einem Partyraum ausgebaut wurde, saßen auf einem Sofa oder auf dem Boden und unterhielten sich. Eigentlich war es eine ziemlich angenehme Atmosphäre. Es lief leise Musik im Hintergrund (gerade Don't give me those eyes von Janes Blunt), die Leute hier unterhielten sich ruhig miteinander und schrien nicht rum. Nur ich stand irgendwie verloren an der Seite mit einem Becher und beobachtete andere. Manche sahen ab und zu zu mir. Vielleicht überlegten sie, ob sie mich ansprechen sollten.

Wie aus dem Nichts stand Dado neben mir. "Hey Manu, die spielen Flaschendrehen, willst du mitmachen?" "Muss ich?" "Eigentlich ja!" "Dann geh ich wieder." Ich wollte mich schon Umdrehen, aber Dado hielt mich fest. "Komm doch bitte." "Ne echt nicht. Das ist kein Spiel für mich. Wenn ihr Watten spielt, kannst du mich wieder holen." Dado sah mich enttäuscht an. Ich exte den Rest der Flüssigkeit aus und warf den Becher beim Rausgehen in den Mülleimer.

"Toll, Manu. Da könntest du mal Anschluss finden und dann verpisst du dich",murmelte ich zu mir. Ich sah auf meine Füße, während ich die Treppen hochging. Als ich Schritte hörte, sah ich auf und sah unmitelbar vor mir Patrick. Ach du heilige Scheiße! Ich grinste, wie ich es immer tat, wenn ich nervös war. Er sah mich nichtmal an! Er sah mich NICHT an! Unglücklich verliebt. Das war das, was ich war. Aber vielleicht ist es nur ein Crush, der nach ein paar Tagen wieder weg ist.

Als er an mir vorbei war, beruhigte sich mein Herz und mein Grinsen erlosch. Lass dir ja nichts anmerken, Manu. Ich hatte tatsächlich große Angst, was passiert, wenn es alle erfahren und ich dann ausgeschlossen werde. Und sich schlimmstenfalls auch noch Dado von mir abwendete. Ich hätte keinen mehr. Keinen Einzigen, der irgendwie für mich da sein würde. Als mein Handy klingelte, zuckte ich erschrocken zusammen. "Hi, Manuuu",rief Lissy in mein Ohr. "Hey Lissy",meinte ich nur. "Manu, es ist was tolles passiert und ich bin so happy deswegen!",schrie sie schon fast. Sie hat nen Freund. "Ich habe einen Freund. Er heißt Max und geht auf das Göthe Gymnasium. Er kann auch super gut Fußball und Basketball spielen. Ihr werdet euch sicher verstehen!" Jaja, bestimmt. Ich seufzte lautlos. "Tja, ich hab nicht so viel Glück wie du",murmelte ich. "Was? Was ist passiert?",fragte sie betroffen. Shit, warum musste ich das sagen? "Hm naja, ich hab mich halt so verliebt, glaube ich",erklärte ich. "Und das Problem?" "Er ist unerreichbar für mich",meinte ich.

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"Dann machst du das beim Training heute extrem gut und dann fällst du auf",sagte Lissy, als ich ihr alles erzählt hatte, was ich wusste, "Und scheinbar haben die eh nichts gegen Schwul, also Homosexuelle." "Mhm",machte ich und dachte dabei an die andere Klasse. "Sags einfach mal. Vielleicht erst diesem Maurice, den ich nach deiner Beschreibung echt süß finde und dann siehst du mal weiter",schlug sie vor. "Dich kenne ich seit dem Kindergarten, bei dir war das was anderes und da habe ich schon gut einen Monat gebraucht, um dir die Vermutung, dass ich schwul bin zu sagen. Ich kenne die alle erst seit 2 Tagen!",erwiderte ich. "Ja stimmt. Das ist vielleicht ein krasses Thema. Und Max kommt auch gleich. Ruf an, wenn der Liebeskummer zu stark wird. Ich bin immer für dich da, außer wenn Schule ist, aber sonst immer!" "Ja ok, Tschüss",ich lächelte gequält, auch wenn sie es nicht sah. "Bye." Dann legte ich auf.

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"Schön, dass du gekommen bist, Manu",begrüßte mich Tim, als ich mich dem Sportplatz näherte, wo sie schon zum Spaß spielten. Ich lächelte Tim an, sagte aber nichts. "Ich zeige dir mal die Umkleidekabine",meinte er. Er lief vorraus und ich joggte ihm hinterher. "Such dir einfach einen freien Platz und komm dann wieder raus",sagte er und verschwand wieder nach draußen. Die Sachen waren kreuz und quer verstreut, aber man sah deutlich, wo deren Plätte waren. Ich schob eine Tasche beiseite und legte meine Tasche an den Rand der Bank. Mit ein paar schnellen Handgriffen hatte ich mich umgezogen und joggte hinaus auf den Sportplatz.

Auf der Wiese spielten die anderen Fußball, aber nur zum Spaß, nicht als Training. "Das ging aber schnell",meimte Tim und schlug bei bei als Begrüßung ein. Ich stand perplex da und wusste nicht, warum er das getan hat. Sowas tut man doch nicht bei Neulingen, oder doch? Als dann alle aufhörten zu spielen und mich begrüßten, wurde ich nervös. Ich lächelte jeden an. Und dann war da Patrick. Als er meine Hand berührte fing sie an zu kribbeln. Aber es war nur ein kurzer Moment, denn dann fingen sie alle wieder zu spielen an. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also setzte ich mich an den Rand und sah ihnen zu bis der Trainer, der gleichzeitig unser Sportlehrer war, kam. Er rief alle zusammen und stellte mich sofort zu ihm. "Manuel, richtig?",fragte er. Ich nickte.

"Gut, Leute. Zuallererst seht ihr hier unseren neuen Mitspieler und somit haben wir endlich einen Zweiten Ersatzspieler. Ihr kennt ihn hoffentlich schon alle",meinte er. Alle nickten. "Also, als erstes wärmt ihr euch auf. Tim, das machst wieder du. Dann dehnen und als nächstes beginnen wir mit ein paar einfachen Korbwürfen. Tim, du weißt, wie ich das meine. Wenn ihr das geschafft habt, sagt ihr mir Bescheid. Ich bin in meinem Büro und muss noch Arbeiten korrigieren."

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(970 Wörter)

When your dreams all fail...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt