Kapitel 6

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Lyra hockte auf ihrem Bett. Sie hatte die Arme um ihre Beine geschlungen und starrte auf den Boden. Ein paar Strähnen hatten sich aus ihrem Zopf gelöst und fielen ihr ins Gesicht.
Sie trug noch immer das Kleid das sie beim Picknick angehabt hatte. Es war leicht schmutzig auf der rechten Seite. Die dünnen Träger legten ihre zierlichen gebräunten Schultern frei.

Peter hockte im Schneidersitz neben ihr. Ein Arm lag um ihre Schulter an die Lyra ihren Kopf gelehnt hatte. Seine andere Hand spielte gedankenverloren mit seinem Handy.

Beide saßen still und verarbeiteten das gerade erzählte. Lyra hatte ihm bereits gesagt was passiert war. Die roten Augen hatten sich ihr förmlich ins Gedächtnis gebrannt und ließen sie jedes Mal aufs Neue frösteln.

Peter hatte geduldig zugehört. Doch natürlich hielt er es für unrealistisch. Es sei der Schock gewesen, meinte er. Es hätte natürlich trotzdem ein Wolf sein können. Aber eben auch nur ein ganz normaler Wolf. Ohne rote Augen.

„Du musst nicht beleidigt sein!", meinte er sanft und drückte sie leicht. „Ich mein's doch nur gut!"

Lyra nickte langsam. „Ja... Weiß ich doch... Meine Fantasie ist wohl einfach mit mir durch gegangen!" Peter nickte.

Nach einer längeren Pause sagte er: „Ich glaube diese Nachrichten verfolgen dich ein bisschen. Es passiert etwas Ungewöhnliches und du denkst automatisch an diese Texte..." Lyra legte den Kopf schief. „Wahrscheinlich hast du Recht!"

„Dein Unterbewusstsein hat das nicht gut verarbeitet!"

„Lass uns über etwas anderes reden!", lenkte Lyra ab.

Peter sah sie lange an bevor er nickte und wieder begann sein Handy hoch zu werfen und aufzufangen. Peter öffnete den Mund um etwas zu sagen als die Tür aufgerissen wurde. Es war Kylie.

Wütend funkelte Lyra sie an. „Gibt es in diesem Haus auch so etwas wie Privatsphäre?"
Kylie versuchte entschuldigend zu lächeln was ihr kläglich misslang. Es sah einfach nur schadenfroh aus.

„Ich will euch wirklich nicht stören, wahrscheinlich habt ihr gerade dringendes zu besprechen..." - an der Stelle grinste sie boshaft - „... aber wir haben schon halb Acht und da möchte Papa natürlich Essen!"

„Wir haben Samstag?!", erwiderte Lyra. „Da essen wir immer erst um Neun!"
„Kleine Planänderung!", grinste Kylie. „Hast du dir mehr Zeit mit deinem Boyfriend erhofft?"
„Raus hier!", knurrte Lyra und warf mit einem Kissen nach ihr. Es traf sie leider nicht.

„Ich mach mich dann mal auf den Heimweg!", sagte Peter und stand auf.
„Du kannst auch ruhig zum Abendessen...", setzte Lyra an doch Peter schüttelte nur lächelnd denn Kopf.
„Ich muss nach Hause! Mein Fahrrad hol ich demnächst bei dir ab!"

Lyra nickte nur und stand auf. „Okay! Dann sehen wir uns! Ich bring dich noch runter zur Tür!"

„Das legt sich schon alles wieder!", sagte er noch mal als er schon halb raus war. „Vergiss diese Nachrichten, dann wird das schon!"

Lyra nickte. Peter verabschiede sich schnell und umarmte Lyra noch einmal flüchtig bevor er sich auf sein Rad schwang und davon fuhr.

• • •

Am nächsten Tag war es Sonntag. Normalerweise schliefen alle an diesem Tag aus, doch Lyra hatte es nicht lange im Bett ausgehalten. Die glühenden roten Augen hatten sie im Traum verfolgt und jeglichen Versuch wieder einzuschlafen vereitelt.

Wolf howlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt