Kapitel 7

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Verwirrt starrte Lyra das Mädchen vor sich an. Ihre Gedanken kreisten in ihrem Kopf wie eine Schlange die versuchte sich in den eigenen Schwanz zu beißen. Was wollte sie von ihr?

„Ich kenne dich gar nicht!", sagte sie und sah immer noch in die dunklen geöffneten Augen des Mädchens. „Was willst du mir schon zu sagen haben?"

Ausdruckslos starrte das Mädchen sie immer noch an. Das mulmige Gefühl in ihrem Bauch war längst schon einer nagenden Angst gewichen. Da stand sie hier um halb Elf Uhr morgens mit einem wildfremden Mädchen auf der Straße das sich ganz in schwarz kleidete und sie aus gruseligen, fast toten Augen ansah.

Lyra zuckte zusammen als ihr klar wurde was diese Augen so unmenschlich und ausdruckslos machten. Sie hatten keinen Glanz. Der Lichtreflex war nicht vorhanden, was ihre Augen gruselig tot erschienen ließen.

„Ich muss mit dir reden!", sagte das Mädchen noch einmal.

Lyra schüttelte den Kopf, konnte sich aber nicht bewegen. Sie presste die Lippen zusammen und versuchte ihren gehetzten Atem zu regulieren. Keine Schwäche zeigen. Doch damit war es längst zu spät. Lyra war sich sicher, dass dieses Mädchen längst gemerkt hatte was es für eine Wirkung auf sie hatte. Das war auch nicht sonderlich schwer.

„Komm mit mir!", sagte das Mädchen und streckte langsam eine Hand aus. Eine kalkweiße Hand.
Himmel, dieses Mädchen wurde einer Leiche immer ähnlicher.

„Du spinnst doch!", zitterte Lyra. Das Mädchen zog langsam die Augenbrauen zusammen.
„Du musst mitkommen!", wiederholte sie noch einmal.
„Du kannst mich mal!", knurrte sie.
Das Mädchen hielt ihr immer noch die Hand hin.

„Du musst aber mitkommen!"
„Du hast sie ja nicht mehr alle!", erwiderte Lyra trotzig. „Ich gehe doch nicht einfach mit Leuten mit die ich nicht kenne! Das weiß doch jedes Kind!"

Langsam ließ das Mädchen die Hand sinken. „Okay!"

Verwirrt starrte sie das Mädchen an. „Was?", fragte Lyra nicht sehr einfallsreich.

„Ich bin Aya!", sagte das Mädchen und streckte ihr wieder die Hand hin. „Jetzt kennen wir uns. Kommst du mit?"
„Das ist das Verrückteste was mir je passiert ist!", lachte Lyra hysterisch auf und rieb sich die Schläfen.

„Es wird noch viel verrückter wenn du nicht mitkommst!", sagte Aya.

Misstrauisch blickte Lyra sie an. „Was soll das heißen es wird noch..." Ein altbekannter Ton ließ sie zusammenzucken. Ihr Handy hatte geklingelt.
„Das ist bestimmt mein Vater! Wenn ich verschwinde wird er sich Sorgen machen..."
„Es ist nicht dein Vater!", erwiderte Aya. „Und das weißt du!"

Lyra musste schlucken. „Was..."

„Sieh nach!"

Langsam holte Lyra ihr Handy heraus und ließ Aya dabei keine Sekunde aus den Augen. Als sie sah was auf ihrem Handy stand wurde ihr gleichzeitig heiß und kalt. Sie stand wie erstarrt und spürte die Panik Oberhand gewinnen. „Was ist das?", flüsterte sie.

„Das wird nicht aufhören wenn du nicht mitkommst!", sprach Aya.

„Bist du das?", wollte Lyra wissen. „Schickst du mir die ganze Zeit diese Texte? Ich schwöre dir wenn du nicht gleich verschwindest dann schreie ich!"

Wolf howlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt