Mr Salvey schwang sich elegant über das Geländer und blieb dann einige Schritte vor ihr stehen.
„Ich werde erst einmal sehen was du schon alles kannst!", teilte er ihr ruhig und sachlich mit. „Tim hat mich zwar immer wieder auf den neusten Stand gebracht aber es wäre trotzdem gut wenn ich es mir alles noch einmal ansehe. Vier Augen sehen schließlich mehr als Zwei!"Lyra nickte nur steif und sah ihn dann abwartend an.
„Wir führen euren kleinen Zweikampf von vorher fort!", sagte er knapp und schlenderte in die Mitte des Platzes. Lyra folgte ihm widerwillig. Sie hatte wirklich keine Lust jetzt mit ihm trainieren zu müssen. Wenn man jemanden nicht mag sollte man es für sich behalten und der Person aus dem Weg gehen. Dann würde wenigstens niemand verletzt werden.
Aber dafür war es wohl schon zu spät.Sie stellte sich in die Ausgangsposition, die Beine breitbeinig, das rechte leicht zurück versetzt was einen sichereren Stand bot. Die Hände zu leichten Fäusten geballt und vor ihrem Kopf erhoben um sich jederzeit decken zu können.
Sie starrte in seine Augen und sein emotionsloses Gesicht. Sie wusste jetzt schon das es Zeitverschwendung war nach einem Zeichen zu suchen das ihr seine nächsten Schritte verraten würde. Dieser Mann war ein Meister in seinem Gebiet.Wie aufs Stichwort griff er an.
Seine Schläge waren ebenso präzise gesetzt wie Tims nur dass er um einiges härter zuschlug. Würde er sie treffen könnte das schnell zu einer Beule führen. Aber sie hatte auch nichts anderes erwartet. Wenn er sowieso schon so eine schlechte Meinung von ihr hatte, was hielt ihn davon ab sie das jetzt noch spüren zu lassen? Und zwar nicht verbal wie bisher. Jetzt hätte er sogar eine Entschuldigung...Sie verdrängte diese Gedanken schnell und konzentrierte sich nur auf den Mann vor ihr, wich aus, teilte aus, traf wieder nicht, parierte, wehrte ab, duckte sich, wich aus...
Und er traf nicht.
Sie ließ ihn nicht zu sich heran, hatte sich fest in den Kopf gesetzt das er keinen einzigen Treffer landen würde.Er bezeichnete sie als schwach, aber das war weder sie noch ihre Mutter.
Die Wut auf diesen Mann nahm immer mehr von ihr Besitz aber sie versuchte sie zu verdrängen, ruhig zu bleiben. Ließ man sich im Kampf von seinen Gefühlen leiten wurde man unvorsichtig und machte schneller Fehler. Sie wollte diesen Zweikampf gewinnen aber das ging nicht indem sie einfach drauf los prügelte.
Also sprang sie etwas zurück um Abstand zu gewinnen und einmal kurz durchzuatmen.
Sie hatten noch kein Wort gewechselt, waren stumm darauf fokussiert Schläge auszuteilen und sich selbst zu schützen.
Sie tigerten in einem Kreis umeinander her und beobachteten einander, suchten nach einer Schwachstelle.Er starrte sie noch immer kühl an, folgte jeder ihrer Bewegungen.
Lyra suchte nach einem Angriffspunkt, einer Schwachstelle, aber sie fand nichts.Still beschloss sie ihn zu sich kommen zu lassen, und sich dann zu ihm vorzuarbeiten.
Doch er tat ihr diesen Gefallen nicht.
Stumm tigerte Mr Salvey weiterhin auf und ab, die Hände immer schützend vor dem Kopf.Lyra versuchte geduldig zu warten, dieselbe kühle Fassade beizubehalten wie er.
Mr Salvey sprang so plötzlich vor das Lyra beinah gestolpert und hingefallen wäre. Sie wich seinem Schlag aus und wollte zu einem schnellen Gegenangriff ansetzten als er ihre Hand schon abgefangen hatte bevor sie überhaupt richtig zuschlagen konnte.Sie befreite sich schnell aus seinem festen Handgriff und sah ihn wütend an.
Warum war er so verflucht schnell?
Gleichzeitig versuchte sie beruhigend Ein und Aus zu atmen. Nein, sie musste ruhig bleiben.Er griff mit einem weiteren Schlag von links an und Lyra wehrte ihn locker ab, konzentrierte sich auf jede seiner Bewegungen während er immer schneller zuschlug, präzise Schläge setzte und ihr dabei nur ins Gesicht sah, sodass man nicht einmal erahnen konnte was sein nächstes Ziel war.
Immer wieder versuchte Lyra vorzustoßen aber sie schaffte es nicht. Jedes Mal kam Mr Salvey ihr zuvor und fing ihren Arm schon wenige Millisekunden nachdem sie angesetzt hatte ab.
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Wolf howl
Fantasy„Ich werde ihn schon noch finden!", rief der Mann wütend und mit dröhnender Stimme. Der ganze Boden schien zu vibrieren während Lyra am Rande mitbekam wie er auf alle Viere fiel und auf sie zulief. Es war plötzlich kein Mann mehr. Es war ein Tier. E...