Kapitel 10

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Von da an ging eigentlich alles ganz schnell. Lyras Vater erledigte alle Formalitäten sodass Lyra nun offiziell Schülerin des Ōnāy Internates war. Im Brief hatte zudem gestanden, dass alle neu hinzu kommenden Schüler mit einem Schulbus gemeinsam zum Internat fahren würden. Dafür hatten sie sich nur an einem bestimmten Treffplatz einzufinden.

Lyra war nervös als sie mit dem kleinen Koffer im Flur stand und auf ihren Vater wartete der sie zum Bus fahren wollte. Gleichzeitig spähte sie immer wieder aus dem schmalen Seitenfenstern neben der Haustür nach Peter. Er hatte versprochen zum Abschied zu kommen.

„Bist du bereit?" Ihr Vater war neben ihr aufgetaucht und zog sich die Schuhe an.
„So mehr oder weniger!", sagte sie wahrheitsgemäß und schaute abermals aus dem Fenster.

„Soll noch jemand kommen?", wollte ihr Vater wissen. Sie nickte ohne den Blick abzuwenden.
„Peter wollte zum Abschied kommen..."

„Wie süß!", kam direkt der Kommentar aus dem Hintergrund. Lyra sah Sylvie an. Eine Sache die sie nicht vermissen würde wenn sie auf dem Internat war. Die ganzen Streitereien waren nichts dem sie hinterher trauern würde.

Lyra sparte sich eine Antwort und sah nochmal aus dem Fenster. Da, endlich. Der dunkle Blondschopf von Peter tauchte auf.

Lyra öffnete die Tür und zog den Koffer hinter sich her. Ihr Vater begann bereits das Auto zu öffnen und alles einzupacken. Was sich auf den alleine Koffer beschränkte.

„Du gehst also wirklich!", sagte Peter mit einem schiefen Lächeln und steckte die Hände in die Hosentaschen. Lyra konnte nur nicken.

„Verrückt das du ein Stipendium gesichert bekommst. In der Elften..." Sie zuckte mit den Schultern und wusste nicht wo sie hin schauen sollte.

„Ich werde dich vermissen, Lyra!"
Sie schaute in seine braunen Augen die sie traurig anlächelten.
„Ich dich auch, Peter!", murmelte sie.

Schließlich hielt sie es nicht länger aus und umarmte ihn fest. Es war ihr egal was ihre Stiefschwestern dazu wieder sagen würden. Sehen würde sie die ja sowieso erst in den nächsten Ferien. Und bis dahin war es noch ein ganzes Stück.

Peter erwiderte ihre Umarmung und so blieben sie für einige Sekunden stehen, bis ihr Vater sich räusperte und sagte das sie nun los müssten.

Lyra löste sich von Peter und lächelte ihm noch einmal zu.
„Schreib mir unbedingt!", sagte er noch durch das herunter gekurbelte Fenster. „Oder wir telefonieren! Erzähl mir unbedingt wie es dort ist!"

Lyra konnte nur nicken und solange zurück blicken bis das Auto um die Ecke bog. Da standen sie alle. Peter, Jenny, Kylie und Sylvie. Doch so bald würde Lyra sie erst einmal nicht wiedersehen.

Lyra und ihr Vater fuhren schweigend durch die vollen Straßen. Lyra schaute nach draußen und konnte noch immer nicht so ganz fassen was eigentlich passiert war. Sie ging nun auf ein Internat.

„Ich kann es noch immer nicht ganz glauben!", sagte ihr Vater und sah sie kurz von der Seite an.
„Ja!", stimmte Lyra zu. „Das war alles irgendwie sehr viel auf einmal!"
„Freust du dich denn?"

Lyra schwieg kurz bevor sie antwortete: „Ja. Doch, ich glaube ich freue mich!" Ihr Vater lächelte traurig und nickte.
„Dann bis du glücklich!"
„Ja!"

Sie bemerkte das sie bereits weit draußen waren und auf eine Landstraße abbogen. Es dauerte nicht mehr lange, da kamen sie auf einen großen Rastplatz bei dem bereits mehrere große Reisebusse standen.

Lyras Herz begann zu klopfen. Ihr Vater hielt an und stieg aus. Lyra blieb noch kurz im Auto sitzen um die Szene zu überblicken. Es gab alles in allem drei Busse, Doppeldecker soweit sie das erkennen konnte. Vor jedem war ein Erwachsener der ein Schild trug. Sie runzelte die Stirn und sah auf die Zeichen. ஓவ1 , ஓவ2 und ஓவ3 stand dort. Ein Klopfen an Fenster ließ sie aufblicken. Ihr Vater sah sie durch die Fensterscheibe an und bedeutete ihr auszusteigen.

Wolf howlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt