Kapitel 42

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Als Lyra wieder aufwachte war es bereits Nachmittag.
Durch das große Fenster fielen helle Sonnenstrahlen und tauchten das Zimmer in ein sanftes Gold.

Die Ärztin vom Anfang des Schuljahres lief geschäftig im Raum herum und ihr Arztkittel raschelte geheimnisvoll bei der kleinsten Bewegung.

Mit dröhnenden Kopfschmerzen setzte Lyra sich langsam auf. Sie kniff die Augen zusammen und lehnte sich an die Wand hinter sich. Ihre Gelenke fühlten sich ganz steif an, da sie die ganze Zeit über in der Position geschlafen hatte in der sie eingeschlafen war.

„Du bist wach!", sagte die Ärztin und Lyra blickte zu ihr auf.
„Ich bin eingeschlafen!", murmelte Lyra und rieb sich über die Augen. Ihre Uniform war total zerknittert.

„Ja, das habe ich mitbekommen!", sagte die Ärztin freundlich und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen.
„Ich bin hier um mir noch einmal deine Wunde anzusehen und zu gucken wir gut sie verheilt ist!", sagte sie sachlich und nahm noch während sie das sagte vorsichtig Lyras Unterarm in die Hand und löste den Verband.

Neugierig betrachtete Lyra die Narbe. Sie verzog das Gesicht als sie es sah. Neben der alten blassen Narbe war eine zweite die die erste halb überschnitt. Im Gegensatz zu der Kieferform zog sich nun ein gerader Schnitt quer hindurch. Er sah rötlich und entzündet aus, wenn auch schon genäht und gereinigt.

Lyra konnte nicht länger hinsehen und wandte sich ab.
„Das sieht mies aus!", sagte sie und die Ärztin murmelte etwas zustimmendes.

Als ihr Arm wieder verarztet war strich die Ärztin eine Salbe auf die Narbe an Lyras linker Wange und nickte dann zufrieden.
„Du bist wieder so gut wie hergestellt! Es sieht alles schon viel besser aus als noch vorletzten Abend!"

Lyra verzog nur das Gesicht als sie überlegte wie ihre Wunden wohl ausgesehen haben mussten als sie noch frisch waren.

„Wie geht es Fiona?!", wollte sie plötzlich wissen. „Hat sie auch Verletzungen?!"
„Es geht ihr soweit gut!", sagte die Ärztin mit einem leichten Lächeln. „Sie hat viel weniger körperliche Wunden als Angst vor dem was passiert ist!"

„Darf ich sie gleich einmal besuchen?"
„Sicher! Ich denke du bist nun wieder fit! Das Wochenende kannst du nutzen um wieder auf die Beine zu kommen!"

Lyra lächelte dankbar.
„Trotzdem", setzte die Ärztin noch einmal an, „wirst du immer noch an diese Creme denken müssen!"
Sie hob eine Tube hoch und legte sie auf den Nachttisch.
„Sonst verheilt es nicht richtig!"

Lyra nickte brav und sprang sogleich aus dem Bett. Ihr Blick wanderte zum Bettende.
Es war leer.

„Ist er gegangen?", fragte sie leicht enttäuscht und sah fragend zur Ärztin.
Sie hob eine Augenbraue.

„Dein Gefährte? Ja, vor einigen Stunden!"

Lyra nickte nur. Er musste wahrscheinlich mit seinen Aufgaben für das Rudel weitermachen. Jetzt wusste sie ja das er der Anführer war.

„In welchem Zimmer liegt Fiona?"
„Sie wurde schon entlassen, aber wenn du wartest kannst du sie gleich vor meiner Nachuntersuchung sehen!"
„Braucht sie eine Nachuntersuchung?", fragte Lyra erstaunt. „Ich denke es geht ihr gut?!"

Die Ärztin antwortete nicht sondern lief nur wieder geschäftig hin und her, aus dem Zimmer raus und wieder ins Zimmer rein.
Lyra vertrieb sich die Zeit mit ihrem Handy bis die Ärztin sie plötzlich zu sich rief.

Wolf howlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt