Kapitel 12

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Als Lyra die Augen aufschlug musste sie sich erst einmal orientieren. Die hellblaue Decke, das ungewohnte Bett. Dieses Gefühl wie im Hotelzimmer.

Das Ōnāy-Internat.

Sie wandte den Kopf und blickte direkt in ein Paar brauner Augen. Erschrocken stieß Lyra einen kleinen Schrei aus und fuhr hoch. Kate grinste sie an. „Guten Morgen! Ich dachte schon du stehst gar nicht mehr auf!"
Lyra hatte die Decke vor Schreck bis zum Hals gezogen und ließ sie nun langsam zusammensacken.

„Du hast mich erschreckt!", entgegnete Lyra vorwurfsvoll und schloss kurz die Augen.

„Tut mir Leid!", meinte Kate schulterzuckend, wobei es sich nicht wirklich so anhörte als würde sie es ernst meinen. „Und jetzt steh auf du Schlafmütze! Es gibt gleich Frühstück!" Mit diesen Worten erhob sich Kate und ging bereits zur Tür.

„Warte doch!", murmelte Lyra und stieg schnell aus dem Bett. Sie bemerkte einen ordentlich gefalteten Stapel Kleidung auf ihrem Stuhl.
„Was ist das?", wollte sie wissen.
„Die Schuluniform!", entgegnete Kate ungeduldig. „Zieh sie endlich an, ich habe Hunger!"

Lyra sah das Kate ihre Uniform bereits anhatte.

Schnell schlüpfte sie in den dunkelblauen Rock, die weiße Bluse und schwarze Sneaker. Es passte alles wie angegossen. Nur der Rock schien ihr etwas kurz.
„Ich glaube der ist eine Nummer zu klein!", teilte sie Kate mit die sie nur mit schief gelegtem Kopf musterte. „Nein! Der passt!"

„Aber der geht doch nicht einmal bis zu den Knien..."
„Wenn das dein einziges Problem ist können wir ja gehen!", sagte Kate ungeduldig. „Ich habe Hunger!"
„Das sagtest du bereits!"
„Warum muss ich mich dann wiederholen?"

Lyra seufzte und flocht sich die Haare noch schnell zu einem Bauernzopf. Sie zupfte ein paar Strähnen heraus um es natürlicher aussehen zu lassen. Durch ihre sowieso schon sehr dicken Haare hatte der Zopf genügend Volumen. Man musste gar nicht erst nachhelfen.

„Solche Haare hätte ich auch gerne!", seufzte Kate mit einem neidischen Seitenblick. „Sie sind wunderschön!"
„Und im Sommer die reinste Qual!", lachte Lyra. „Und das Waschen dauert eine Ewigkeit! Echt grausam!"

„Ist ja auch egal! Komm jetzt!"

Lyra folgte ihrer ungeduldigen Zimmerbewohnerin mit der Schultasche und den entsprechenden Büchern darin. Sie gingen durch die verwirrenden Gänge bis sie schließlich in der großen Halle ankamen. Sie hatte es schon gar nicht mehr für möglich gehalten.

Sie sah das alle anderen ebenfalls die Uniform trugen, allerdings in unterschiedlichen Farben. Während der Ost-Clan ein Mint Grün trug, hatte der Süd-Clan ein dunkles Bordeaux Rot.

Lyra lief das Wasser im Mund zusammen als sie das Buffet sah. Kate die ihnen bereits einen Platz gesichert hatte, nahm Lyra die Tasche ab und zog sie hinter sich her zum Buffet. Sie drückte ihr einen Teller in die Hand und machte sich daran zu nehmen was sie wollte.

Lyra staunte bei der riesigen Auswahl. Warme Brötchen, Croissants und verschiedene Brotlaibe um sich selber Scheiben abzuschneiden zierten den Kopf des Buffet. Da waren Frischkäse, Marmelade, Nutella, andere Pasten die Lyra nicht kannte, Käse, Schinken, Rührei, Obst und kleingeschnittenes Gemüse. Für Müsliliebhaber gab es sieben verschiedene Sorten, darunter normale Cornflakes und Haferflocken. Und Getränke gab es. Wasser, Saft, Limonade - sogar Tee war vorbereitet worden.

Lyra bemerkte das sie stehen geblieben war und ging schnell weiter. Sie nahm sich was sie wollte und kehrte bald mit einem vollgedeckten Teller mit Rührei, Brötchen und Marmelade zurück. Ein Glas Wasser hatte sie auch dabei. Kate starrte beeindruckt auf den Teller.

Wolf howlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt