Kapitel 47

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Überrascht öffnete Lyra den Mund um etwas zu erwidern, aber sie brachte keinen Ton heraus.
Stumm erwiderte sie seinen Blick, suchte in seinem Gesicht nach Anzeichen das er log und sich über sie lustig machte, aber sie fand nichts.

„Wieso sollte ich so sein wie du?!", wollte sie überrascht wissen.
„Ich habe gesagt, vielleicht bist du so wie ich!"
„Wie kommst du darauf?"

Er zog die Augenbrauen zusammen und blickte sie an. Stumm, und ohne etwas zu sagen.
Verwirrt erwiderte sie seinen Blick und musterte abermals sein Gesicht. Er sah so blass aus. Hatte sie ihm wirklich die ganzen blauen Flecken und Wunden zugefügt?
Aber er hatte sie gebissen und ihr die Narbe wieder aufgeschlitzt.
Ihr Blick verfinsterte sich.
„Ich bin nicht wie du!", sagte sie ruhig.

„Warum nicht?" Er legte den Kopf leicht schief und musterte sie mit unergründlichem Blick.

„Weil ich keine Menschen verletzte und umbringe!"

Schlagartig wechselte verlor sein Blick an Verwirrung und Unsicherheit und wichen der kalten Wand und Distanziertheit die sie sonst immer waren.
Langsam hob er seinen Kopf und starrte Lyra verächtlich an.

„Verstehe!", sagte er spöttisch und Lyra war ihm so nah, dass sie seinen Atem leicht auf ihrer Stirn spüren konnte.
„Gut!", sagte sie leise und starrte ihn, wenn möglich, noch finsterer an.

Plötzlich riss sie die Augen auf und sprang mit einem unterdrückten Schrei zurück.
Eine Wolke aus geballter Dunkelheit war gegen die Gitterstäbe gestoßen und brachte sie zum Vibrieren und Zittern.
Doch sie kam nicht durch.
Hatte er gerade ernsthaft versuchen wollen sie anzugreifen?!

Blinzelnd fand Lyra sich neben Tim wieder, der sich neben sie gestellt hatte und den Werwolf anfunkelte. Dieser tauchte langsam wieder aus der Dunkelheit bevor.

„Genug getuschelt?!", wollte Tim kühl wissen.
Statt Tim zu antworten trat der Werwolf einen Schritt vom Gitter zurück und starrte wieder zu Lyra.
Das er gerade versucht hatte sie zu verletzten machte sie wütend.

„Ja wir sind fertig!", sagte sie fest und wandte sich, ohne der Zelle noch einen Blick zuzuwerfen, zum gehen. Sie hörte nur wie Tim ihr leise folgte und ignorierte den Blick von dem Drittklässler.

Sie war verwirrt und wollte in ihr Zimmer und zu Kate und ihr alles erzählen, denn sie selbst wusste nicht was sie davon halten sollte.
Log er? Warum sollte er lügen? Was brachte es ihm?
Warum glaubte sie ihm überhaupt?! Hatte er nicht gerade versucht sie anzugreifen? Denn an wen sonst hätte diese dunkle Wolke gerichtet sein sollen!

Sie hetzte die Gänge entlang und ging im Kopf immer wieder das Gespräch mit ihm durch.
Weil du gar nicht so anders bist als ich!

Wieso sollte ich so sein wie du?!

Weil ich keine Menschen verletzte und umbringe!

Sie runzelte die Stirn und folgte mehr ihren Füßen als ihrem Verstand.

Weil du gar nicht so anders bist als ich!
Warum ließ sie der Satz nicht los? Sollte es ihr nicht eigentlich egal sein was er sagte? Warum fraßen sich seine Wörter in ihr fest?! Und warum hatte sie das Gefühl das er Recht hatte?!
Trotzdem hatte er sie gerade angreifen wollen!
Warum war er so widersprüchlich?!

„Lyra!"
Seine warme Hand schloss sich um ihre Schulter und drehte sie zu sich um.
„Hey, alles okay? Warum rennst du weg? Was hat er gesagt?!"

Sie blickte in seine warmen braunen Augen und schüttelte langsam den Kopf. „Viel!", murmelte sie und seufzte dann tief.
„Er hat so viel erzählt..."

Wolf howlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt