Lyras Kopf fuhr ruckartig hoch und sie befand sich in direktem Augenkontakt mit dem Mann der vor ihr stand. Seine Augen waren eisig, von einem erstaunlich hellen Blau das fast schon weißlich schimmerte und teilweise in das Weiß des Auges überzugehen schien. Er hatte die unnatürlich breiten Lippen aufeinandergepresst und die hohen Wangenknochen stachen hervor. Soweit Lyra das in dem schwächeren Licht beurteilen konnte, waren seine Haare hellblond und kurz geschoren, sodass seine Kopfform hervorstach. Am Rande bemerkte Lyra dass er durchtrainiert und fast schon muskulös wirkte, doch was ihren Blick erst wirklich entsetzt von seinem lösen konnte, waren die merkwürdigen schwarzen Zeichen, die auf seiner Haut zu erkennen waren. Die Muster waren schwarz, aber so dicht beieinander, dass Lyra aus ihrer Position nichts erkennen konnte. Gleichzeitig sahen sie aus wie kleine Punkte, wie Insekten, kleine Krabbeltiere die sich über seine ganze Haut zogen, denn außer dem linken Arm und seiner rechten Gesichtshälfte schien nichts von seiner bleichen Haut mehr erkennbar.
„Das ist sie also, hm?", murmelte er und von der Kälte und Tonlosigkeit wieder in die Realität zurückgeholt zuckte Lyra zusammen.
„Ja!", sagte Aya, doch auch das bekam Lyra nur am Rande mit. Ihr Blick wurde von diesem Mann eingefangen, fast schon gelenkt. Sie blickte wieder in seine Augen und ein merkwürdiges Funkeln spiegelte sich darin wieder.
„Du bist also diejenige die uns helfen soll!", sprach er weiter und Lyra hatte das Gefühl Messer kratzte auf Eis. Ihr Hals wurde trocken und sie konnte nur leicht den Mund öffnen um mit ihrer Zunge ihre Lippen zu befeuchten und einmal zu schlucken. Sie fühlte sich wie ein gehetztes Tier, dabei wusste sie nicht einmal wirklich wieso. Bei Aya hatte sie widersprochen, sie hatte etwas sagen können - jetzt schien alles wie weggeblasen. Sie fühlte sich eingeengt und bedrängt.
Gehetzt."Wer... wer bist du?", sagte sie langsam und versuchte ihre Stimme nicht allzu kratzig klingen zu lassen.
Der Mann legte seinen Kopf schief und grinste leicht. Lyra bekam alleine von der Geste schon Herzrasen.„Ich denke, dass ist für's Erste nicht so wichtig!", sagte er mit verschlossenem und undefinierbarem Blick.
Lyra versuchte die aufkeimende Panik niederzukämpfen und schaffte es den Kopf zu schütteln. Aus einem ihr unerklärlichen Grund jagte alleine seine Erscheinung ihr eine unglaubliche Angst ein.
„Aber wegen dir bin ich doch überhaupt erst hier!", brachte sie mit zittriger Stimme hervor und versuchte verzweifelt ihren keuchenden Atem zu beruhigen.„Wenn du so willst", sagte er und ging in die Hocke, sodass sie sich auf derselben Augenhöhe befanden, „betrachte mich als deine größte Angst!"
Seine Lippen verzogen sich zu einem kalten distanzierten Lächeln. Lyra wollte zu einer einigermaßen geistreichen Antwort ansetzen doch sie spürte nur die weiter aufkeimende Panik die sich während seinen Worten in ihr ausbreitete und wie Gift in sie hineintröpfelte, denn sie wusste dass seine Worte wahr waren. Sie brauchte ihn nur anzusehen und schon spürte sie wie die Angst in ihren Adern hochkroch, pure nackte Angst.
Sie wollte panisch zurückweichen, fasste aber nur mit ihren Händen an nackten Stein. Weiter ging es nicht.
Gehetzt. schoss ihr wieder das Wort durch den Kopf, dass ihre Situation gerade treffend beschrieb.„Willst du eine kleine Kostprobe haben?", säuselte er und der freudig schaurige Unterton in seiner Stimme ließ sie vor Angst beinah den Verstand verlieren. Sie starrte in seine kalten Augen und hatte das Gefühl er konnte ihre Angst geradezu riechen, wie ein Tier. Er war ja auch ein Werwolf, konnte er ihre Angst riechen?
Der Mann hockte noch immer mit geneigtem Kopf vor der Zelle, seine Lippen verzogen sich zu einem breiteren Lächeln.
„Was wollen Sie von mir?!", fragte Lyra zittrig, während sie es nicht schaffte ihren Blick von ihm zu lösen.
„Ich denke dass hat dir Aya bereits mitgeteilt!", sagte er und schloss halb die Augen. Sein Blick musterte sie berechnend, glitt über ihr Gesicht und ihren Körper.
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Wolf howl
Fantasi„Ich werde ihn schon noch finden!", rief der Mann wütend und mit dröhnender Stimme. Der ganze Boden schien zu vibrieren während Lyra am Rande mitbekam wie er auf alle Viere fiel und auf sie zulief. Es war plötzlich kein Mann mehr. Es war ein Tier. E...