Lyra wusste nicht was sie geweckt hatte. Sie lag noch benommen vom Schlaf im Bett, den Kopf leicht ins Kissen gedreht und die Decke um ihren Oberkörper geschlungen. Ihre Beine hatten sich ihren Weg in die Freiheit gesucht und von der Decke befreit.
Das Bett war warm und Lyra wollte sich nicht bewegen. Müde, mit geschlossenen Augen, überlegte sie warum sie wach geworden war. Es war noch dunkel im Zimmer. Als sie leicht die Augen öffnete konnte sie schemenhaft das Bett von Kate und die Schränke erkennen.
Sie schloss die Augen und versuchte wieder einzuschlafen, in die warmen Tiefen des Schlafes abzudriften. Sie spürte wie sie eindöste, als sie ein Geräusch vernahm. Lyra dachte sich nichts dabei. Sie kuschelte sich enger in ihr Kissen und lauschte dem kratzenden und schabenden Geräusch. Es hinderte die daran wieder einzuschlafen.
Sie stöhnte innerlich während sie versuchte das Geräusch zu orten. Sie konnte nicht wirklich sagen aus welcher Richtung es kam. Aus dem Zimmer über ihnen? Von nebenan? Sie wusste nur das es nicht vom Flur kam.
Lyra war müde. Sie wollte nichts mehr hören sondern nur schlafen. Doch wie so oft geschah genau das Gegenteil und Lyra wurde nur wacher. Das Geräusch hatte für eine kurze Zeit aufgehört und Lyra wollte sich schon erleichtert auf die andere Seite wälzen, als es wieder ertönte.
Genervt stieß sie die Luft aus ihren Backen aus und öffnete nun ganz die Augen. Dieses verflixte Geräusch! Wo kam es her?
Sie lauschte noch einmal und bemerkte einen Schatten auf dem Boden. Stirnrunzelnd setzte sie sich auf. Kam der nicht von draußen? Das war ja ein merkwürdiger Baum. Und so nah gab es doch auch gar keine am Internat und in der Höhe...
Sie blickte zum Fenster das von den Vorhängen halb verdeckt wurde und spähte hindurch. Sie schrie vor Schreck auf und schlug sich die Hände vor den Mund. Ein Paar dunkler schwarzer Augen starrte sie durch das Fenster hindurch an.
Lyra stolperte panisch rückwärts und landete auf ihrem Allerwertesten. Sie starrte in die kalten schwarzen Augen. Seine Augen. Vor Angst und Schreck wusste sie nicht was sie machen sollte. Sie konnte nur auf dem Boden sitzen und in diese tiefen hypnotisierenden Augen gucken. Nie im Leben hätte sie sich träumen lassen sie wieder zu sehen. Nicht einmal in ihren Albträumen.
Lyra wimmerte leise als sie merkte, dass der Mann versuchte das Fenster aufzubrechen. „Kate!", wimmerte sie panisch. „Kate!", kreischte sie als der Mann gegen die Fensterscheibe schlug und ihr einen wütenden Blick zuwarf. Einen hasserfüllten wütenden Blick.
„Lyra!", brummte Kate und setzte sich verschlafen auf. „Wir wollten doch ausschlafen!"
Sie blinzelte und sah Lyra aus fragenden Augen an. „Und was machst du..."
„Kate!", schrie Lyra und zeigte hektisch auf das Fenster. Sie merkte wie ihr Tränen über die Wangen liefen. Sie wollte nicht wieder dasselbe erleben wie vor einem Monat. Nicht schon wieder.„Oh scheiße!", schrie Kate erschrocken und sprang aus dem Bett. Sie zog die Vorhänge mit einem Ruck zu. Das Hämmern am Fenster hörte aber nicht auf.
„Kate!", wimmerte Lyra panisch. Die Tränen liefen ihr nun in Strömen die Wangen hinunter und verschleierten ihr die Sicht. Das Augenpaar hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Gruselig, verrückt. Hass. Eine Träne blieb an ihrer zitternden Lippe hängen und tropfte auf den Boden.Auch Kate schaute panisch zu dem bebenden Fenster und dem Schatten der trotz des Vorhanges gut erkennbar war. Beim nächsten Schlag schrie auch sie erschrocken auf und hielt sich die Augen zu.
„Raus hier!", kreischte sie und zog die immer noch bewegungsunfähige Lyra hinter sich her. Diese konnte sich gerade noch so aufrappeln bevor sie von Kate hinter sich her geschliffen wurde. Sie rannten den Korridor entlang, keuchend, ohne Ziel. Lyra folgte Kate. Und Kate... Kate lief weiter und weiter. Weg von ihrem Zimmer, aus dem Gemeinschaftsraum und dem Turm hinaus.
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Wolf howl
Fantasy„Ich werde ihn schon noch finden!", rief der Mann wütend und mit dröhnender Stimme. Der ganze Boden schien zu vibrieren während Lyra am Rande mitbekam wie er auf alle Viere fiel und auf sie zulief. Es war plötzlich kein Mann mehr. Es war ein Tier. E...