↠Kapitel 1↞

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Feuer.

Es hat entsetzlich nach verbrannter Pappe und verqualmter Luft gerochen, als Elizabeth mit verschreckter Miene das letzte Mal auf das Gebäude starrte, in dem sie Jahre ihres Lebens verbracht hatte.

Nur am Rande bekam sie mit, wie die Feuerwehrkräfte die aufgebrausten Schüler zurückdrängten, die geschockt miteinander tuschelten. Es schien ihr, als würde sie alles in Zeitlupe beobachten, wie uniformierte Männer ihr Sichtfeld durchkreuzten und die Lehrer vergeblich versuchten, ihre Fassung zu bewaren.

Elizabeth hörte ein Mädchen weinen, doch es war ihr egal.
Im Moment war alles egal.
Sie hatte diese Schule geliebt und jetzt musste das Schicksal sie mit ein paar idiotischen Neuntklässlern bestrafen, die es für lustig hielten, die halbe Chemiesammlung zu plündern und dann in der Kantine anzuzünden.

Es war eine dumme Idee gewesen, unüberlegt und teuer. Der Schaden musste riesig sein, denn eine Gasleitung war geplatzt und hatte sich durch die halbe Schule gebrannt.

Der Blick der Elfklässlerin legte sich bedrückt auf einen kleinen Anbau, in dem die Flammen loderten und nun munter miteinander tanzten, als wäre es ein Fest, dass sich ihre Schule langsam aber sicher zu Boden richtete. In diesem kleinen Raum hatte sie nächtelang an der Schülerzeitung gepaukt, mit Eric und Perry zusammen. Vor ihrem innerem Auge konnte das Mädchen sehen, wie all die Ausgaben aus den letzten Jahren runterbrannten und all die Arbeit, die stundenlange Schreiberei und Recherche zunichtegemacht wurde.

Das Schlimmste an der Sache war aber, dass jeder Schüler, der das Spektakel mit freudigen Augen begutachtete, noch nicht wusste, welches Schicksal ihnen blühen würde.

Elizabeth wusste es, sie würden gespalten werden. Die eine Hälfte würde ihre Schullaufbahn auf der Northern Highschool fortführen, eine absolute Nobelschule, auf der kein Schüler ein Outfit unter dem Wert von 1000$ trug.

Die anderen würden auf die Ticks gehen, wie sie die Columbus-High abfällig nannten.

Jeder konnte nur hoffen, dass man auf die Northern geschickt wurde, denn die Ticks war die Hölle.

„Was hab' ich getan, damit Gott mich so bestraft?", murrte Eric in sich hinein, während seine müden Augen den Straßenverkehr verfolgten und seine Finger sich fest um das lederne Lenkrad des alten Wagens klammerten.

Ich antwortete nicht, sondern lehnte mich nur tief in den gemütlichen Beifahrersitz hinein und schloss die Augen, um wenigstens noch zu ein bisschen Schlaf zu kommen. Doch bevor ich auch nur ansatzweise in der Traumwelt versinken konnte, schnippste Eric energisch mit den Fingern vor meinem Gesicht herum.

Widerstrebend öffnete ich die Augen und drehte meinen Kopf kaum merklich zur Seite, um Erics Profil zu mustern. Seine hellbraunen Haare hingen ihm heute weiter im Gesicht als sonst, verdeckten fast seine ganze Stirn. Von der Seite ließen sich seine gerade Nase und die vollen Lippen perfekt beobachten. Hohe Wangenknochen rundeten sein Gesicht zu einem engelsgleichen, wie aus Stein gemeißelten Kunstwerk ab.

Kurz huschten seine braunen Augen zu mir und er seufzte leise auf. „Das ist jetzt echt nicht der beste Moment, um mich anzustarren, Eliza. Lass mich mit meinen Gedanken nicht allein", flehte er dann und ich richtete meinen Blick wieder auf die Straße, die vor uns lag.

Psycho's smileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt