↠Kapitel 23↞

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Welcome to the panic room
Au/Ra

Die nächsten zwei Tage verliefen schleppend, sie waren gar langwierig und anstrengend. Eigentlich sollte nun langsam der Prüfungsstress beginnen, doch auf der Ticks fiel dieser für so ziemlich alle aus der Westchinster High aus. Ich bezweifelte auch, dass die Leute auf der Ticks sich abends hinsetzten und stundenlang den Stoff lernten, den wir schon vor Jahren durchgenommen hatten.

Dieser Peter, von dem Perry mich immer zugemüllt hatte, wurde gestern aus dem Krankenhaus entlassen und besuchte heute zum ersten Mal die Schule. Er sah wirklich übel aus. Von einem Helfer hatte er sich im Rollstuhl schieben lassen, da seine Arme beide zu verletzt für diese Belastung waren. Neben etlichen Verbänden und einem Gips trug er außerdem eine Halskrause, für die er von seinen Mitschülern oftmals laut ausgelacht wurde.

In meinen Gedanken versunken schlenderte ich den Weg nach Hause entlang und kickte einen kleinen Kieselstein vor mir her, bis dieser von der Bahn abkam und zwischen mehreren vollen Mülltüten verschwand, die achtlos neben den Müllcontainer geschmissen wurden.

"Elizabeth?", schrie plötzlich eine Stimme hinter mir und aus reinem Reflex drehte ich mich blitzartig um doch wünschte mir schon Millisekunden später, ich hätte es nicht getan. Kyla rannte mir nach und ich blieb einfach wie angewurzelt stehen, während ich ihr kleines Designertäschchen begutachtete, dass freudig hinter ihr herbaumelte.

Sie fiel mir in die Arme, doch ich erwiederte die starke Umrmung nicht. Irgendwie fühlte ich mich von ihr verraten, ausgenutzt.

Sie schien meine Abneigung nicht zu bemerken, obwohl es so offensichtlich war.
"Ich hab dich die ganze Zeit versucht zu erreichen aber ich bin immer nur auf dem AB gelandet. Alles okay bei dir, Schatz?", fragte sie besorgt und ich verdrehte die Augen.

Dann frag mal deinen Arsch an Bruder, wieso ich nicht erreichbar war.

"Hör zu Kyla. Nehm's mir nicht übel, aber ich hab echt keinen Bock auf den Scheiß. Erst rufst du mich am Boden zerstört an, in eurem Haus ist alles vollgeschmiert mit Blut, dein Bruder versucht mich umzubringen und einen Tag später bist du wieder mit deinen fucking Schlampenfreunden unterwegs und kaufst dir den teuersten Scheiß, den man in dieser Stadt kaufen kann. Was willst du eigentlich von mir?", rief ich zornig und schlug ihre Hand an meiner Schulter weg.

Kyla sah zur Seite und schluchzte leise. "Es ist alles nicht so einfach", wimmerte sie leise und eine einsame Träne rollte der Brünette über die bleiche Wange. Schnaubend schüttelte ich den Kopf. "Glaubst du etwa ernsthaft, für mich ist es leicht?", fauchte ich. "Um ein Haar hätte dein Bruder mich umgebracht, ich betrüge meinen Freund und dann bekomm ich auch noch Stress mit Isaac, wegen so Kleinkram!", schrie ich entrüstend und wischte mir grob die Haare aus dem Gesicht.

"Wenigstens lebst du nicht mit einem Mörder unter einem Dach!"

Sofort riss Kyla die Augen auf und schlug sich die Hand vor den Mund. Blankes Entsetzen über ihre eigenen Worte war ihr ins Gesicht geschrieben.

Mein Hirn setzte aus. Wie in Trance taumelte ich ein paar Schritte zurück.

Jake war ein Mörder.
Ein Mörder.
Ich hatte mit einem Mörder geredet.

Er war ein Psycho.
Krank.
Zu krank.

Schluckend fing ich leise an zu weinen. Wieso? Ich weiß es nicht. Es war einfa h zu viel. In wie vielen Krimis hatte man die Protagonisten für so ein Verhalten ausgelacht? In zu vielen, doch jetzt konnte ich sie alle verstehen. Ich konnte all die unschuldigen Mädchen verstehen, die einfach nur still den Tränen freien Lauf ließen, weil sie etwas Schreckliches erfuhren.

Psycho's smileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt