↠Kapitel 37↞

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"Scheiße, scheiße, scheiße", murmelte Jake leise und trommelte mit seinen Händen gegen das Lenkrad. Irgendwas am Amaturbrett blinkte auf und er zog scharf die Luft ein.

"Alles okay?", fragte ich vorsichtig. "Der Tank ist leer. Der reicht grad mal für 'nen halben Kilometer", murrte Jake dann verzweifelt und bog dann in meine Straße ein. Dieses Mal hatte er mich nicht einfach irgendwo ausgesetzt und ist dann weggefahren.

"Wo ist hier die nächste Tankstelle? Ich bin nie in diesem Bonzenviertel", sprach er dann abschätzig und ich verdrehte genervt die Augen. Konnte er mal bitte nicht mit mir reden, als sei ich ein Stück Dreck?

"Hör auf die Augen zu verdrehen", fuhr er mich dann an und ich musterte ihn spöttisch von der Seite. Was er konnte, konnte ich schon lange.

"Wir haben keine Tanke in dem Stadtteil", meinte ich und Jake schaltete unzufrieden die Scheibenwischer ein, da es mal wieder angefangen hatte zu regnen. Immer dieses verkorkste Herbstwetter!

"Kann man hier sonst irgendwo Sprit herbekommen?", fragte er dann und hielt vor meinem Haus. Ich zog meine Lederjacke zusammen und schüttelte den Kopf. "Der Kiosk neben dem Supermarkt verkauft fünf Liter Kanister Diesel, aber der macht erst um acht Uhr wieder auf", erklärte ich und öffnete die Beifahrertür.

Zähneknirschend nickte Jake und schlug mit der Faust gegen das Lenkrad. "Gut. Sehr gut, dann werde ich wohl im Auto pennen müssen. Und jetzt geh, der Sitz wird nass", zischte er genervt, mit dem Blick auf die Beifahrertür, die ich geöffnet hielt.

Kurz sah ich ihn forschend an, seufzte und Tat dann etwas, was ich bereuen würde.
"Du kannst auch mit reinkommen", bot ich unüberlegt an und er hob überrascht seinen Kopf und legte die Stirn kraus. "Zu dir nach Hause? Ich?", fragte er dann mindestens genauso verwundert über meine Worte, wie ich es selbst war. Schulterzuckend nickte ich.

"Das Auto ist klein und du wirst Rückenschmerzen bekommen", begründete ich meine Entscheidung. Jake lachte auf und löste dann den Sicherheitsgurt. Während er die Handbremse anzog und den Schlüssel aus der Zündung zog, murmelte er "bis jetzt hat sich niemand dafür interessiert, dass ich überhaupt Schmerzen habe."

Schweigend tappste ich durch den Regen in Richtung Haustür und Jake folgte mir mit einem gewissen Abstand. "Meine Eltern kommen erst morgen früh wieder, die sind noch mitten im Umba-", setzte ich an, doch Jake unterbrach mich gleichgültig, als er das Haus betrat.

"Ist okay", kommentierte er nur und ich nickte. Wir streiften unsere Schuhe und Jacken ab und ich bot Jake höflicherweise etwas zu trinken an, doch er lehnte ab, anders hätte ich es auch nicht erwartet.

"Ich schlaf auf der Couch", sagte er dann kühl und drehte sich suchend im Wohnzimmer um die eigene Achse, doch ich lachte nur und schüttelte den Kopf. So ungern wie ich Jake in meinem Bett schlafen ließ, aber auf dem Sofa konnte er nicht verweilen, da wir keins mehr hatten.

"Ich hab mich im Suff mal auf das letzte Sofa übergeben und es war aus Wildleder. Also musste es weg und das Neue kommt erst nächste Woche", meinte ich und Jake legte den Kopf schief. Durch seine grauen Augen blickte er mich skeptisch an.

"Warum besäufst du dich zuhause?", fragte gerade der Typ misstrauisch, der sich vor nicht allzu langer Zeit mit einer Havannaflasche auf sein eigenes Sofa gesetzt hat und sich betrunken hat.

Ich versuchte irgendwie ein Lächeln rauszuwürgen, doch allein an Jakes fragenden Gesichtsausdruck wurde mir klar, dass es mir wohl nicht ganz so gut gelungen ist. "Weißt du, ein guter Freund von mir wurde beinahe umgebracht und das war... eine ziemlich schwere Zeit für mich", nuschelte ich und er spannte seine Kiefer an und verengte seine Augen. Was hatte er jetzt wieder für ein Problem?

"Das ist kein Grund sich vollaufen zu lassen", fauchte er dann und mir Klappte die Kinnlade herunter. "Was geht dich das an? Du weißt gar nicht, wie viel Isaac mir bedeutet! Stell dir mal vor, du würdest plötzlich den Anruf bekommen, dass Kyla grundlos abgestochen wurde! Wie würdest du dich dann fühlen, hm?", rief ich erzürnt und er ballte seine Hände zu Fäusten. Wenn er jetzt die Fassung verlor würde ich ihn rausschmeißen und niemals mehr wiederdehen wollen.

Jake begann wohl, einen Kampf mit sich selber zu führen, er drehte sich um und fuhr sich durch die Haare. Noch immer verspürte ich diesen Drang, sie anzufassen. Fuck, sie waren so schön! Er murmelte etwas in sich hinein, schlug sich dann leicht gegen den Kopf und drehte sich verbissen wieder zu mir um.

Angespanmt nickte er und murmelte ein kaum hörbares "sorry". "Hast du dich gerade entschuldigt?", fragte ich entrüstet. Ich glaube, ich erlebte gerade das achte Weltwunder!

"Jaja", murrte er dann nur. "Wo kann ich denn jetzt schlafen?", wechselte er immernoch etwas angespannt das Thema und fuhr sich abermals durch die Haare. "Ich bin Einzelkind, dir bleibt also nur mein Bett", seufzte ich wenig glücklich und er nickte nur.
"Ich kann auch auf dem Boden schlafen", bot er danach an, doch ich schüttelte den Kopf.

Noch immer leicht schwankend ging ich mit ihm die Treppe hoch und riss meine Zimmertür auf. "Tada, fühl dich wie zuhause", rief ich leicht ironisch, lief zum Kleiderschrank und holte aus dem obersten Regal einen dunkelblauen Pullover und eine schwarze Jogginghose. Als ich Jake die Klamotten zuwarf faltete er sie skeptisch auseinander.

"Von wem sind die?", fragte er dann leicht säuerlich. "Meinem Freund", gähnte ich müde und schlürfte in Richtung Badezimmertür.

"Du hast einen Freund?", hielt Jake mich mit zusammengebissenen Zähnen auf und musterte noch immer die teuren Klamotten. Ja, Dylan hatte Geld und ja, leider hatte ich noch immer einige seiner Klamotten hier liegen.

"Nein, nicht mehr. Habe gestern mit ihm Schluss gemacht", antwortete ich gleichgültig. Jake setzte sein altbekanntes Pokerface auf und nickte nur, während ich ins Bad lief und sicherhaltshalber hinter mir abschloss.

Als ich in kurzer Shorts und Pullover wieder rauskam, sah ich Jake, wie er sich auf eine Betthälfte gelegt hatte und ausdruckslos auf seinem Handy herumtippte. Als er mich sah, blieb sein Blick für einige Sekunden an meinen Beinen hängen, bevor er nur den Kopf schüttelte und mir wie immer verschlossen in die Augen schaute. Er sah ungewohnt in Dylans Klamotten aus. Auch wenn Jake fast nur schwarz trug und auch die Klamotten meines Exfreundes dunkel waren, standen sie ihm nicht. Das hieß nicht, dass Jake darin nicht wieder abgöttisch aussah, sondern dass es mich einfach zu sehr an meinen Ex erinnerte.
Es sah falsch aus.

"Machst du das Licht aus?", fragte er dann leicht fordernd und ich nickte nur, knipste das Licht aus und tappste dann zu Jake ins Bett. Dem Jake, dank dem ich schon so viel Scheiße erlebt hatte. Wieso zum Henker hatte ich mir das nur angetan?

xxx

Danke für euer tolles Feedback immer ♡

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Psycho's smileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt