↠Kapitel 53↞

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Das war bereits das vierte Mal in diesem Monat.

Unruhig rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her. Mein Hintern fühlte sich von dem vielen sitzen schon ganz taub an.

Kurz schielte ich zu dem Jungen neben mir herüber. Er hatte die Augen geschlossen, die wilden Haare hingen ihm im Gesicht herum und die Hände hatte er in der schwarzen Kordjacke vergraben. Er schlief. Seit zwei Stunden.

Wieder wandte ich meinen Blick der weißen Wand zu, die vor mir aufragte. Tick, tack, tick, tack.

Es war zum verrückt werden. Was machte ich nur falsch? Wieso immer ich, wieso immer meine Freunde?

Eine alte Frau huschte an mir vorbei, mit Krücken, vor sich hinmurmelnd und in weißer Kleidung.

Das hier war kein Krankenhaus, das war ein Irrenhaus, da war ich mir sicher.

Isaac rein, Isaac raus, ich rein, ich raus, Perry rein.

Wer würde als nächstes kommen? Eric? Tara?

Es ist nie ein Unfall gewesen. Auf Isaac wurde gestochen. Auf mich wurde gestochen. Nur auf Perry wurde nicht gestochen. Wer auch immer ihr das angetan hat, konnte sie nicht erstechen. Es wäre zu laut gewesen, denn wenn Perry geschrien hätte, wäre dieser jemand am Arsch gewesen.

Xavier hatte mir gesagt, dass er nur in der Küche gewesen ist, um neues Teewasser aufzusetzen. Er hätte Per nicht mal fünf Minuten allein gelassen.

Tja, diese fünf Minuten hatten gereicht, um ihr mit einem Gürtel die Luft abzuschnüren.

Ich hatte Perry gefunden, und wie ich sie gefunden hatte.

Wild kreischend lief ich auf meine beste Freunden zu und versuchte dümmlich, diesen verdammten Gürtel durchzureißen, der ihre Kehle einengte. Es war ein solcher, der in diesem gelben Streettape Design produziert wurde, mit schwarzen Buchstaben bedruckt.

Erst nach ein paar Sekunden des Verzweifelnds kam ich auf die Idee, die Schnalle zu lösen und schmiss den Gürtel irgendwo hin. Links, rechts, nach hinten, ich wusste es nicht. Hauptsache weg, weit weg.

Perry sah aus, als würde sie schlafen. Und das würde sie auch, wenn ich nicht was unternehmen würde. Sie würde ewig schlafen.

Ich verschwendete nicht Zeit damit, ihren Puls zu kontrollieren. Was brachte ihr schon eine solche Kontrolle? Sie brauchte Hilfe, verdammt!

Xavier kam reingestürzt. Erschrocken ließ er seine Tasse fallen, doch er zuckte nicht mal mit der Wimper, als das heiße Teewasser sich auf seinen Socken ergoss.

Panisch schubste er mich zur Seite, mich, die schluchzend und mit tränenüberlaufendem Gesicht vor meiner besten Freundin knieend darsaß.
Das ganze Adrenalin versetzte mich in einen Rausch, sodass ich nichtmal bemerkte, wie Xavier mich anschrie, den Notarzt zu rufen.

Doch ich wusste, dass ich jetzt helfen musste, sonst wäre es mit Perry vorbei. Meine Beine trugen mich nicht mehr. Ich konnte also nichts anderes tun, als meine Taschen nach meinem Handy zu durchforsten, bis mir einfiel, dass ich es zu Hause liegengelassen hatte.
Schließlich wollte ich nur mit Per joggen gehen.

Es mussten etliche Minuten vergangen sein, bis auch Ash von dem Lärm angelockt wurde. Entsetzt starrte er auf das Bild, das sich ihm bot: Ein verweintes Mädchen, betend und flehend neben seinem Cousin, der fluchend versuchte, einer klinisch Toten mit einer Herz-Rythmus-Massage wieder Atem zu entlocken.

Ich fühlte mich so nutzlos. Da war ich nun, nichtstuend neben meiner besten Freundin, deren Herz bald endgültig aufhören würde zu schlagen. Ich tat nichts. Gar nichts, und das machte mich verrückt.

Ash musste den Notarzt gerufen haben, anders konnte ich es mir nicht erklären.

Als irgendwann die Männer in weißer Uniform hereinstürzten und Xaviers Arbeit übernahmen, tanzten bereits die schwarzen Punkte vor meinen Augen, doch die Krankenhelfer hatten keine Zeit, auf mich zu achten und das war auch gut so. Mir ging es schließlich gut.

Dann ging alles noch schneller, als es sowieso schon tat. In Windeseile hatten die Sanitäter Perry aus meinem Blickfeld transportiert und Xavier hatte lange, sicher eine halbe Stunde, mit beruhigenden Worten auf mich einreden müssen, bis ich auf wackligen Beinen aufstand und es mir möglich war, ins Bad zu gehen.

In diesen Moment dachte ich nichts. Zumindestens konnte ich mich nicht daran erinnern, irgendwas gedacht zu haben. Da war nur Perry, mit einem Gürtel um den Hals, der sogar ihre Haut aufgerissen hatte und ihr Blut zum laufen brachte.

Ash hatte ich nicht mehr gesehen, doch eines war sicher: Ohne Xavier hätte Perry niemals überleben können.

Ob sie nun wirklich überlebt hatte? Ich konnte nichts weiter tun, als vor ihrem Zimmer zu sitzen und zu hoffen.

Doch in meinem Kopf, wo im einen Moment gähnende Leere geherrscht hatte, überschlugen sich die Gedanken und Fragen jetzt.

Das, was mir am meisten im Kopf herumschwirrte war das Wer? Wer hat die Absicht, mir und meinen Freunden so sehr zu schaden, über einen solchen Zeitraum hinweg und immer mit dem Tatmuster, einen von uns zu verletzen?

Ich würde sicherlich falsch liegen, wenn ich behaupten würde, dass das Ganze etwas mit mir zu tun hätte. Zumindestens hatte meine fast-Vergewaltigung nichts damit zu tun, denn es war mehr als offensichtlich, dass meine Misshandler den Übergriff nicht geplant hatten.
Schließlich hatten sie auch nichts mit meinem sonstigen Leben zu tun, auch nicht mit dem von Is oder Perry, da war ich mir sicher.
Es waren einfach nur perverse Schweine gewesen.

Aber wo ich mir sicher war war, dass der Überfall auf Perry und der Mordversuch von Isaac etwas miteinander zu tun hatten. Niemand brach zufällig in ein Haus ein, um dort ein junges Mädchen fast umzubringen.

Niemand stach zufällig auf einen Jungen ein, mit den Worten, dass er selber schuld war, wenn er sowas mit Elizabeth abzog.

Ich hielt inne.
'Wenn Isaac etwas mit mir abzog, war er selber Schuld, dass er verletzt wurde!'
Er wurde wegen mir niedergestochen! Das war das aller erste Mal, dass mir dieser Gedanke in den Sinn kam.

Was wenn der Angriff auf Perry auch wegen mir geschehen ist? Dabei, was sollte Perry denn mit mir gemacht haben? In letzter Zeit hatten wir nicht mal Streit oder so. Vielleicht verheimlichte sie mir etwas, und der Täter wusste dies. Aber wieso mischte er sich überhaupt in mein Leben ein?

Oh Himmel, zu viele Fragen plagten meine Gedanken.
Wie Xavier schloss ich die Augen.

Ich würde es herausfinden.
Ich würde alles herausfinden.

xxx

H-A-P-P-Y N-E-W Y-E-A-R !! 🤩😘

It's 2019 !! ♡♡♡♡

Irgendwelche Vorsätze? [Ich versuche, drei Mal die Woche ins Gym zu gehen^^]

Lasst mich mal eure Vermutungen in Bezug auf die Ganze Sache mit Perry und Isaac hören.
[Achja: Es ist nicht so leicht, wie es sich anhört (;]

♡ ☆ ♡ ☆ ♡

Psycho's smileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt