Jake ließ es nicht zu, dass ich nicht aß. Stattdessen bestellte er einfach für mich mit, Glasnudelsuppe mit Rinderstreifen, Austern mit schwarzem Kaviar und Mangosoße und zum Dessert eine Trüffelcremé. Während er die Bestellung aufgab zweifelte ich mehr und mehr daran, dass ich auch nur eines dieser Gerichte mögen würde, aber ich ließ es geschehen.
Als der Kellner schließlich die Karten eingesammelt hatte und verschwand, lehnte sich Jake zurück und musterte mich forsch. Dass das mehr als offensichtlich war, beschämte ihn wohl nicht ansatzweise.
"Also", setzte er an und hörte auf mich zu betrachten. Seine grauen Augen starrten verdüstert in meine, woher er diese nette Seite gezaubert hatte wusste ich nicht, aber sie war auf jeden Fall verschwunden, da er wieder seine altbekannte, abweisende Körperhaltung und den verschlossenen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte.
"Wie viel hat meine Schwester dir erzählt?", schlug er dann ein Thema an, mit dem ich absolut nicht gerechnet hätte. "Äh", begann ich und versuchte, meine Gedanken verzweifelt so zu sortieren, dass ich einen vernünftigen Satz rausbringen konnte.
"Äh, was?", keifte er dann, als es ihm offensichtlich nicht schnell genug ging. "Jake ich glaube nicht, dass-" "Hör zu, ich habe dir eine Frage gestellt und ich verlange, dass du nicht um die Scheiße herumredest sondern einfach machst was ich dir sage", fauchte er dann schroff und ich starrte ihn ungläubig an.
"Sitze ich deshalb hier? Damit du aus mir rauspressen kannst, was ich alles über dich und deine Familie weiß?", fragte ich dan etwas leiser und lehnte mich auch zurück.
Nun war Jake derjenige, der mich ungläubig anschaute. "Natürlich tust du das", sprach er dann so, als sei es doch offensichtlich und als wäre ich viel zu inkompetent, um es zu erkennen.
Anstelle dieser Worte hätte er sich auch ein Messer nehmen und es quer über mein Herz ziehen können. Wahrscheinlich hätte selbst das weniger wehgetan.Er schien meinen erschütterten Blick bemerkte, schaute er mich an, als würde er gerade versuchen, ein kleines Kind zu unterrichten. Dann zog er die Augenbrauen zusammen und legte den Kopf schief.
"Warte, du denkst du wärst hier mit mir, weil ich dich mögen würde? Denkst du wir hätten sowas wie Freunde werden können?", fragte er mich dann ungläubig, als sei er im falschen Film und diese Vorstellung unrealistischer als alles, was er sich denken könnte.
Ich presste die Zähne zusammen und klammerte mich an die Saviette, als ich aufstand und vor Wut und Enttäuschung zitternd meinen Rock glattstrich.
"Nein Jake", presste ich dann zwischen meinen Zähnen hervor. "Aber ich habe nach deiner heutigen Laune wirklich gedacht, dass du vielleicht doch etwas mehr bist als der unnahbare Psychopath, der nichts mehr im Sinn hat als seine eigenen Interessen, Gewalt und Egoismus. Der Psycho, von dem alle reden. Aber da hab ich mich wohl geschnitten.
Frag doch deine Schwester, was sie mir erzählt hat und nerv mich nicht", feuerte ich dann, knallte die Saviette demonstrativ auf den Tisch und machte dann mit großen Schritten kehrt.Ich sah nicht zurück.
Ich hatte keine Kraft in sein Gesicht zu sehen und zu viel Stolz, um ihn meine Tränen erblicken zu lassen, die mir vereinzelt die Wangen runterrollten.Er war so ein verdammter Arsch.
∞
"Was darf's denn für euch sein?", fragte ich mit einem aufgesetzten Lächeln die beiden Mädchen, die wild plappernd an einem Tisch unserer Konditorei Platz genommen hatten.
"Für mich die Himbeertorte und für Anni die Zitronenschnitte", meinte eine der geschätzten 12-Jährigen dann und ich nickte. Noch während ich die Bestellung aufschrieb, griff das andere Mädchen, Anni, ein.
"Was? Man, ich kann auch selber bestellen, ich bin kein kleines Kind mehr. Außerdem will ich die Zitronenschnitte gar nicht", fauchte sie dann das andere Mädchen an und schlug mit der Hand auf den Tisch. Innerlich seufzte ich auf. Seit die Winterferien begonnen hatten war ich mehr als nur überempfindlich. Nein, eigentlich seit ich dieses tolle Gespräch mit Jake hatte. Die Betonung liegt auf toll.
Wenn ich an die Szene vor ein paar Tagen zurückdachte, bereute ich es nur noch, ihm keine gescheuert zu haben. Was dachte er eigentlich, wer er war? Was dachte er, wer ich war? Eine Schlampe, die man hin und her schicken konnte wenn man sie brauchte, der aber sonst der Mund und die Stimme gebunden war?
Leise knurrte ich, doch die Kundinnen bekamen es gar nicht mit, da sie viel zu sehr mit diskutieren beschäftigt waren.
'Wer bestellt, was wird bestellt, wer bestellt für wen?' Hatten sie nichts wichtigeres zu tun? War das einzige, worüber die beiden sich aufregten, dass die eine der anderen mal einen Gefallen getan hatte und ihr Arbeit abgenommen hatte?Ohne ein Wort zu sagen ging ich und hörte nur noch, wie die Diskussion hinter mir immer leiser wurde, bis sie schließlich nicht mehr zu hören war, als ich die Tür zum Personalraum zuschlug.
Wütend warf ich meine Schürze auf die kleine Coutch. Für wrn hielt er sich eigentlich? Für wen, hm?
Eilig griff ich nach meiner Tasche und stürmte aus dem Laden, nachdem ich der anderen Mitarbeiterin knapp Bescheid gegen hatte.
Auf dem Heimweg versuchte ich, meine Fassung zu bewahren. Solche Wutanfälle hatte ich in den letzten Tagen öfter und besonders Isaac litt stark unter ihnen, weil ich in letzter Zeit oft bei ihm war. Ein falsches Wort und ich wurde zur Furie, wofür ich mich im Nachhinein immer tausend Mal enschuldigte, was Isaac aber immer nur genervt abtat. Ich konnte ihn ja auch verstehen, er wusste schließlich nicht mal, warumich so austickte. Eigentlich wusste ich es auch selber nicht. Zeigt der ganze Scheiß nicht nur, dass mir Jakes behinderten Worte näher gingen, als sie eigentlich sollten?
Augenrollend zog ich mein Handy aus der Tasche, wäherend ich schon fast über den Asphalt sprintete. Wovor ich davon lief? Keine Ahnung. Hauptsache weg.
Dann entsperrte ich das Handy und tippte auf Kontakte.
Hastig wählte ich Nicks Nummer aus. Ich brauchte jetzt definitiv eine Ablenkung.xxx
Es ist 00:10 aber hey, Schlaf wird überbewertet.Wie gehts, wie stehts? Wie war Weihnachten?
Mir geht es wundervoll, aber das ist ja sowieso nicht von Wichtigkeit hihi.
Wie war das Kapitel? ♡ (:
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Psycho's smile
Mystery / ThrillerUmgeben von Drogenabhängigen, Soziopathen und gescheiterten Existenzen. Als Elizabeth zwangsläufig die Schule wechseln musste, war ihr bewusst, wofür die Ticks, ihre neue Schule, bekannt war. Was sie aber nicht wusste, ist was hinter all den gehässi...