↠Kapitel 11↞

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Ich blinzelte.


Dunkelheit umgab mich.

Wieder blinzelte ich, versuchte kläglich, die Trockenheit in meinen Augen zum Weichen zu zwingen. Sie brannten. Meine Augen brannten wie Hölle, als hätte ich tagelang geweint. Hatte ich tagelang geweint?

Danach tastete ich meine Umgebung ab. Weich. Ein Bett. Wessen Bett? Ich war verwirrt. Wo war ich?

Schließlich drehte ich mich zur Seite, bis ich den Rande des Bettes erreicht hatte und mit wackligen Beinen aufstehen konnte. Stützend hangelte ich mich an der glatten, kalten Wand entlang und fand zu meinem Glück schon nach kurzem Suchen einen Lichtschalter. Tief atmete ich durch, kniff die Augen zusammen und betätigte den Schalter.

Durch meine Lider sah ich nur noch Rot, das Schwarz war verschwunden. Das Licht musste tatsächlich angegangen sein. Ganz langsam drehte ich mich um und öffnete blinzelnd die Augen. Zugegebenermaßen hatte ich Angst. Was würde mich erwarten?

Nach einiger Zeit zeichneten sich die Konturen eines Raumes ab. Leicht zuckte ich zusammen. Es war nicht irendein Raum. Das hölzerne Bett, der Schreibtisch, der Schrank. Es war sein Zimmer. Das Zimmer des Komischen.

Der Schrecken schien kein Ende zu nehmen. Die Bilder des vielen Blutes, des Blutbades im Badezimmer und der am Boden zerstörten Kyla blitzten in meinen Gedanken auf. Es war noch nicht vorbei. Ich war immernoch in dem Haus, wo etwas Schreckliches passiert sein musste. Tief atmete ich durch. Wie lange hatte ich geschlafen? Ist die Polizei vielleicht schon hier gewesen?
Aber wer hatte mich in dieses Bett verlegt?

Entschlossen tappste ich zur Tür, neben der mein zuvor weißer Rock lag, jetzt rot gesprenkelt. Mein Blick wanderte meinen Körper hinunter und stoppte auf der großen Männerjogginghose, die ich mir definitiv nicht angezogen hatte. Irgendwer hatte mich nicht nur ins Bett getragen, sondern auch noch halb nackt gesehen. Ich schluckte.

Trotzdem drückte ich die Klinke herunter und tappste den Flur entlang, in Richtung Treppe. Dort machte mich Kylas Körper etwas stutzig, der immernoch wie ein nasser Sack am Fuße der Treppe lag, wo ich ihn zurückgelassen hatte. Verwirrt ging ich an ihr vorbei. Wieso hatte man sie dort liegengelassen, aber mich umgezogen und in ein Bett gelegt? Kyla hatte es viel stärker nötig.

Das Licht, das aus der Küche in das Wohnzimmer strahlte, beleuchtete den Wohnbereich nur mäßig. In fast völliger Dunkelheit bahnte ich mich zum Sofa vor. Vielleicht würde ich ja im Fernseher mehr Informationen über Datum und Zeit bekommen.

Durch die zugezogenen Vorhänge vor den Fenstern strahlte kein Sonnenlicht. Es war tiefste Nacht.

„Du solltest schlafen."

Vor Schreck zuckte ich zusammen und versuchte, die Person aufzufinden. Ich wusste, dass es Jake war. Seine Stimme hatte sich schon vor einer Woche in mein Hirn gebrannt, auch wenn er mich wie ein Stück Dreck behandelt hatte.

Ich machte Jakes Hinterkopf auf dem Sofa aus und näherte mich langsam. Er saß mit dem Rücken zu mir und verschwendete nichtmal einen Blick zurück.

Da ich nicht unnötig rumstehen wollte, setzte ich mich mit einem Meter Abstand neben ihn, was er mit einem kurzen, düsteren Blick quittierte. Dann starrte der Junge wieder auf den Fernseher, der kein Bild, sondern blanke Schwärze aufwies.

Psycho's smileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt