Das Wochenende war zu schnell vorbei. Freitag war ich nicht in der Schule, sondern hatte mit Isaac bei mir zu Hause rumgehangen und einfach nur nachgedacht. Isaac hatte kein Wort über mein Weinen verloren, sondern hatte mich einfach umsorgt wie ein Bruder. Abends sind wir mit Tara und Perry ins Kino gegangen und hatten danach in der anliegenden Cocktailbar einen Sekt springen lassen.
Eric, der Arme, lag immernoch mit Grippe und Fieber im Bett, weswegen ich den Samstag ausschließlich bei ihm verbrachte, während ich am Sonntag damit beschäftigt war, mein Äußeres wieder auf Vordermann zu bekommen. Gesichtsmasken und Nagellack hatten neben dem Frisörbesuch nur wenig Zeit gekostet. Am längsten lag ich in der heißen Wanne und ließ meine Haut verbrutzeln und sog genießerisch den Duft des Badeöls auf.
Jetzt saß ich auf dem schwarzen Sofa und starrte unschlüssig auf die Uhr an der Wand. Jedes Ticken des Sekundenzeigers machte mich nervöser, meine Hände begannen, an Kleinigkeiten wie Reißverschlüssen oder dem Bund meiner Jogginghose zu spielen. Dabei- Es war nicht meine Jogginghose, es war Xaviers. Nun fiel mir ein, dass ich noch mit Xavier und seinem kleinen Cousin reden musste, um die Ereignisse der vorherigen Woche richtigzustellen.
Schnell sprang ich auf, ohne auch nur einen Gedanken an die Schule zu verschwenden. Diese Drecksschule konnte mich mal kreuzweise!
Eilig tappste ich die Treppe hinauf und zog Xaviers weißes Oberteil zwischen meiner Schmutzwäsche hervor, welches er mir für den Rückweg geliehen hatte. Dann entledigte ich mich auch seiner Hose und schlupfte in einen bunt gestreiften Pullover und eine schwarze Jeans. Auf jegliches Make-up verzichtete ich und kämmte mir noch schnell durch die Haare. Sowohl Ash, als auch Xavier hatten mich bereits so gesehen, wie Gott mich schuf, deswegen würde Schminke da auch keine große Wirkung mehr haben.
Auf dem Weg zu Ash machte ich noch einen Abstecher in unsere Konditorei, um mir ein weniger gesundes Frühstück zu gönnen.
Die gewohnte Türglocke klingelte leise und sofort hob die rothaarige Xenia ihren Blick, um mich anzulächeln. "Elizabeth!", rief sie erfreut, legte das Kuchenmesser beiseite und schloss mich in eine herzliche Umarmung, welche ich sofort erwiederte.
"Was kann ich dir denn Gutes tun?" Doch bevor ich ihr antworten konnte, zog mich wer anderes in den Aufenteilsraum für Angestellte.
"Solltest du nicht in der Schule sein, Madame?", fuhr meine Mutter mich bissig an und ich spannte mich an. Verdammt, daran habe ich gar nicht gedacht.
"Heute- Heute ist keine Schule. Äh, pädagogischer Tag, ja genau!" Kurz sprach sie mich misstrauisch an, doch dann ging sie einen Schritt zurück und lächelte breit.
"Na sag das soch gleich, Schatz. Wohin geht es denn jetzt?", wollte sie fröhlich wissen, während sie sich eine der Mitarbeiterinnenschürzen umband. "Zu einem Freund", sprach ich erleichtert und meine Mutter wackelte anzüglich mit den Augenbrauen.
"Einem Freund?", wollte sie dann grinsend wissen und ich verdrehte nur die Augen, schnappte mir ein Stück Käsekuchen und verschwand mit einem langgezogenen "Bye, Mum", aus dem Laden.
Kuchen, das beste Frühstück, was man sich vorstellen konnte. Naja, abgesehen vielleicht von einer deftigen Pizza.
Gut gelaunt machte ich mich auf den Weg zu Xavier und Ash, wobei ich mich einfach an den Weg erinnerte, den ich in jener Nacht mit Isaac gegangen war.
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Psycho's smile
Mystery / ThrillerUmgeben von Drogenabhängigen, Soziopathen und gescheiterten Existenzen. Als Elizabeth zwangsläufig die Schule wechseln musste, war ihr bewusst, wofür die Ticks, ihre neue Schule, bekannt war. Was sie aber nicht wusste, ist was hinter all den gehässi...