↠Kapitel 35↞

15.8K 780 247
                                    

Da saß ich nun, mutterseelenallein an der Bar und schaute der aufgebrausten Menge beim tanzen zu. Es war entspannend, einfach mal irgendwo zu sitzen, mit dem vierten Drink in der Hand, und den eigenen Gedanken zu lauschen, die sich im Alkoholrausch selber zu überschlagen schienen.

"Zwei Shots für mich und die Dame", schrie plötzlich eine Stimme neben mir und ich erblickte einen Jungen, kaum zwei Jahre älter als ich, der mich dreckig grinsend anschaute und dann die Shotgläser von dem Barkeeper entgegen nahm. Leise seufzte ich in mich hinein. Es war schon der Dritte heute, dem ich eine Abfuhr erteilen würde.

Auch wenn sich die Idee feiern zu gehen im ersten Moment echt gut angehört hat, war bei mir eindeutig die Luft raus. Erstmal hatte ich eine halbe Stunde mit Isaac getanzt und hatte mich dann an die Bar verkrochen, um meinen Alkoholpegel etwas zu erhöhen. Nun war ich aber sturzbesoffen und hatte weder Lust zu tanzen, doch auf irgendeinen One Night Stand.

Trotzdem nahm ich lächelnd den Vodkashot entgegen und stieß mit dem Jungen an, bevor ich mir das Zeug die Kehle runterschüttete.
"Ich bin Mason", sprach er dann und kam einen Schritt näher.

"Kein Interesse, sorry", sprach ich mehr oder weniger deutlich, doch Mason musste es verstanden haben.
"Come on darling", grinste er dann und legte mir eine Hand an die Taille, die ich zunächst wegschlagen wollte, aber zu betrunken war, um seine Hand zu treffen. Deswegen schlug ich hart auf meinen Oberschenkel und zischte gleichzeitig auf. Verdammte Scheiße!

Mason lachte, schob jetzt meine ein Stück auseinander und presste seinen Körper dazwischen, um mir noch näher zu sein. Seine Hand wanderte zu meinem Hintern und ich verdrehte die Augen. Wollten alle Jungs im Club eigentlich immer nur ficken?

Sein Mund näherte sich meinem Ohr und er hauchte ein "es ist ein Geben und Nehmen. Ich geb dir einen Shot aus und du gibst mir dafür etwas anderes". Ich verzog das Gesicht, während er mir spielerisch in den Hintern kniff.

"Hast du nicht gehört? Sie hat kein Interesse", fauchte plötzlich jemand, zog Mason von mir weg und schlug ihm prompt mit der Faust in das Gesicht.

"Alter raste doch nicht gleich aus", zischte Mason, hielt sich schützend die Wange und verschwand in der Menge.
Der Typ drehte sich zu mir um und ich zuckte leicht zusammen. Was machte der denn hier?

"Alles okay?", fragte er mich dann sanft und ich konnte nicht anders als ihn fassungslos anzustarren. Am liebsten würde ich ihm eine reinhauen, für das, was er vor zwei Wochen mit mir abgezogen hatte, aber ich war zu besoffen, um überhaupt noch irgendetwas zu tun.

"Elizabeth? Alles okay?", wollte Jake dann erneut wissen und fuhr sich durch die Haare. Oh Himmel, diese Haare. Sie waren göttlich.

"Darf ich sie anfassen?", fragte ich fasziniert und spürte währenddessen den Alkohol durch meine Adern pumpen.

Verwirrt schaute Jake mich an und ich sprang von dem Barhocker. Jetzt war ich um einiges kleiner als er und musste sogar meinen Kopf in den Nacken legen, um zu ihm aufzuschauen.
"Was?", fragte er dann verwirrt, doch das bekam ich fast gar nicht mehr mit, da ich mit dem Fuß umknicke und zur Seite stolperte. Im letzten Moment hielt mich Jake noch am Handgelenk fest, sonst wäre ich auf dem Boden gelandet.

Schnaubend richtete ich mich wieder auf und winkte dem Barkeeper zu, der mich aber nicht wirklich sah. "Perry!", schrie ich laut, in der Hoffnung, er würde mich endlich bemerken. "Perry!", schrie ich dann noch lauter und tatsächlich drehte er sich zu mir um und kam verwundert auf mich zu.
"Alles okay bei dir?", wollte er dann skeptisch wissen und nickte kurz Jake zu, der mich immernoch festhielt. "Klaro, ich hab dich nur gerufen", sprach ich möglichst cool aber merkte schon bald, dass ich mich aus eigener Kraft nicht mehr lange auf den Beinen halten könnte.

"Ich heiße aber nicht Perry", lachte der Barkeeper jetzt und ich zog die Augebrauen hoch. "Du hast aber blaue Haare und einen Helix. Perry hat auch blaue Haare und einen Helix. Ihr seid genau gleich. Wurdet ihr aus der selben Scheide gepresst?", fragte ich und er schaute mich bestürzt an.

Jemand zog mich zurück und ich erschrak, als ich Jake neben mir stehen sah. Huch, der war ja auch noch da. "Sie ist vollkommen dicht", erklärte er entschuldigend Perry und dieser nickte nur verschmitzt.

"Zwei Tequilla. Einen für mich und einmal einen für unser Mörderlein hier drüben", rief ich Perry dann zu und er knallte uns in sekundenschnelle zwei Shots auf den Tisch.
Als ich den einen fassen wollte, nahm Jake auch noch meine zweite Hand und hielt sie fest. Empört blickte ich zu ihm hinauf und er schaute mich nur kopfschüttelnd an.

"Darf ich sie jetzt anfassen?", wollte ich wissen, mit dem Blick auf die einzelnen Haarsträhnen, die ihm sexy ins Gesicht fielen.

"Was?", fragte Jake dann und mir war nicht aufgefallen, wie nah er mir war. Mittlerweile berührten sich schon unser Oberkörper, aber es war mir egal. "Deine Haare. Die sind schön", grinste ich leicht und für den Bruchteil einer Sekunde huschte auch ein Lächeln über sein Gesicht.

"Ach sind sie das?", fragte er dann provokant und ich nickte heftig. Er legte den Kopf leicht schief und zog mich an den Händen näher an sich heran. An seinem Atem spürte ich, dass auch er etwas getrunken hatte.

"Das macht fünf Dollar", schaltete sich Perry dann ein und wir beide schreckten auf und ich stolperte ein paar Schritte zurück, da Jake mich so plötzlich losgelassen hatte. Bevor ich gucken konnte pfefferte Jake einen Fünfer auf die Theke, obwohl wir die Shots nicht mal angerüht hatten. Schade eigentlich.

"Komm mit", befahl Jake mir dann und zog mich am Arm in Richtung Ausgang, doch ich spürte wieder einen leisen Anflug an Angst in mir aufkeimen. Was hatte er mit mir vor?

Als wir schließlich am Ausgang angelangt waren und ich mindestens fünf mal fast hingefallen wär, torkelte ich neben Jake über den Parkplatz. Was machen wir hier?
Wie angewurzelt blieb ich stehen und nach ein paar Metern folgte Jake meinem Beispiel und drehte sich zu mir um.

"Was?", fragte er, doch ich schaute nur an ihm vorbei zu seinem Auto. Er wollte mich wieder mitnehmen. Nur über meine Leiche!

"Ich werde nicht mit dir mitfahren", bestimmte ich überraschenderweise ziemlich nüchtern und er zog die Augenbrauen zusammen.

"Ich fahr dich nur nach Hause. Es ist spät und du bist sturzbesoffen. Wer weiß, was passiert, wenn du noch länger hier bist", versuchte er mir zu erklären doch ich schüttelte standhaft den Kopf.

"Wer weiß, was passiert, wenn du mich wieder nach Hause fährst", fauchte ich dann und presste meine Zähne zusammen, um nicht zu kotzen. Oh Gott war mir übel.

"Ich verstehe nicht", meinte er dann doch ich schnaubte nur verächtlich, taumelte ein paar Meter nach hinten und fiel auf den Boden. Irgendwann musste es ja passieren.

Jake kam auf mich zu, doch anstatt mir aufzuhelfen, setzte er sich einfach neben mich und blickte mich nachdenklich an. "Was meinst du?", wollte er dann wieder wissen, doch ich zuckte nur mit den Schultern und zupfte ein bisschen Unkraut aus einer Stelle, wo der Asphalt aufgebrochen war. Ich hatte keine Lust, darüber zu reden. Erst Recht nicht mit Jake.

"Wenn du sauer bist, dass ich dich nicht mit diesem Nick hab fahren lassen-", setzte er leise an, doch ich unterbrach ihn harsch.

"Bin ich nicht, Jake. Ich bin sauer, weil du mich irgendwo im Nirgendwo auf die Straße gesetzt hast, ob wohl es nachts und kalt war und ich nur ein kurzes Kleid anhatte. Ich bim sauer, weil ich dir und Kyla helfen wollte und ich bin sauer, weil ich deinetwegen ein Messer in dem Oberschenkel gerammt bekommen habe, von fünf Typen fast vergewaltigt wurde und zwei Wochen im Krankenhaus lag. Ich bin sauer, weil du deine Scheiß Stimmungsschwankungen nicht unter Kontrolle hast, mich wie Dreck behandelst und drauf und dran warst, mich umzubringen.
Deswegen bin ich sauer, Jake Cyson!"

xxx

Here we go again 💓

Wie wird Jake wohl reagieren? :P

Psycho's smileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt