↠Kapitel 9↞

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Eifersucht ist die Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft
Friedrich Ernst

Die Tage kamen und gingen, wie der ständige Regen, der sich über unser kleines Städtchen ergoss. Kaum ein Tag verging, an dem ich nicht in Erics kleinen Wagen saß und dieser verzweifelt versuchte, durch den prasselnden Niederschlag die Straße vor sich zu erkennen. Genauso musste ich an zu vielen Tagen nach dem Schulschluss mutterseelenallein den Heimweg antreten und versuchen, sie ständige Nässe irendwie auszublenden.

Meine einzigen Hoffnungen auf eine Mitfahrgelegenheit waren Eric und Kyla, die aber beide fast immer zu einer anderen Uhrzeit als ich Unterrichtsende hatten. Isaac schwänzte fast die Hälfte der Stunden und wenn er mal ausnahmsweise bis zum Ende geblieben ist, traf er sich oft mit Fremden Jungs zum Rauchen, zumindest hoffte ich, dass es nur das war. Perry nahm immer den Bus, in den ich mich aber nicht zwängen wollte.

Kyla und ich waren uns in der Zeit immer näher gekommen. Meistens hingen wir nur bei ihr zu Hause rum, wiederholten die Staffeln von Game of Thrones, die wir als unsere gemeinsame Lieblingsserie entdeckt hatten. Es konnte auch mal vorkommen, dass wir an sonnigen Tagen in dem Café meiner Eltern saßen und einfach nur etwas Kaffee schlürften, was aber leider selten der Fall war. Das Wetter ließ es einfach nicht zu.

Trotz der vielen Zeit, die ich mit Kyla verbrachte, hatte ich ihren Bruder nicht in der Woche nicht mehr gesehen, was mir aber auch recht war. Etwas an ihm war einfach komisch.

„Okay Leute", riss Isaac mich aus meinen Gedanken, als ich den Billigkakao schlürfte, den sie heute kostenlos zu dem Kantinenessen angeboten haben.

Erwartungsvoll starrten Perry, Eric und ich den Rothaarigen an.
„Ash hat mich zu seiner Geburtstagsfeier eingeladen, heute Abend. Wie wär's wenn wir unser Freitagstreffen heute ausfallen lassen und zu ihm rüberfahren?", schlug er dann vor.

Perry zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. „Ash?", hakte sie nach. Isaac nickte und schlürfte an dem Strohalm seines Kakaos.

„Ein Dude, mit dem ich manchmal was buffe. Er ist echt korrekt und ist heute zwanzig geworden", klärte er uns dann auf.
Eric hob die Hände. „Ihr wisst, dass ich heute schon vorweg raus war. Mein Dad schmeißt irgendeine dämliche Firmenfeier. Anzug, ich komme", lachte er dann sakastisch.

Auch Perry sagte ab. „Ich hab Alkoholsperre für zwei Wochen. Wenn meine Eltern herausbekommen, dass ich mich besaufe, bin ich dran", meinte sie. „Alkoholsperre?" Perry verdrehte die Augen und warf ihre blauen Haare zurück. Dann wurde sie etwas rot und starrte auf ihren leeren Teller.
„Ich- Ach verdammt, ich hab vorgestern versucht, Thomas abzufüllen. Mein kleiner Cousin. Ich wollte doch nur mal wissen, wie ein besoffenes Kind ist!", rief sie dann verzweifelt.

Augenblicklich lachten wir los. Eric riss es sogar vom Stuhl, weswegen er auf dem Boden zuckte wie ein Fisch auf dem Trockenden. Als ich mich kurz unsah, bemerkte ich, dass kein einziger Blick auf uns lag. In meiner alten Schule wären wir das Thema Nummer eins für die nächsten Stunden. Kopfschüttelnd wandte ich mich meiner Gruppe zu, die mittlerweile wieder fest auf den Stühlen saß, wenn auch grinsend. Perry fand das gar nicht lustig.

„Und du, Eli? Lass mich nicht hängen, Tara liegt auch noch krank im Bett, du bist meine einzige Hoffnung", steuerte Isaac das Gespräch wieder auf das eigentliche Thema zurück. Ich nickte einfach. Was war denn schon dabei? Wenn Isaac sagte, die Leute wären korrekt, glaubte ich ihm das.

„Warte mal! Deine Freundin verreckt zu Hause und du willst feiern gehen?", funkte Perry dann irritiert dazwischen. Isaac grinste schief.
„Wenn ich die Wahl habe, entweder geil saufen zu gehen oder meine quenglige Freundin im Bett zu bemüttern, wähle ich definitiv Variante eins, Perry", meinte er dann und Perry schüttelte einfach nur den Kopf. „Du spinnst doch."

Psycho's smileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt