↠Kapitel 43↞

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Lesenacht
22:00 Uhr, Teil 3/5

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"Also Nicki, wie kommt's, dass du einen Porsche fährst", kicherte ich, während Nick neben mir lachend über mein Knie strich und seine Hand auf meinem Oberschenkel verweilen ließ.

"Ach weißt du, ich hab viel geerbt. Meine Mutter war gutverdienende Diplomatin und mein Dad hat so 'ne politische Organisation geführt, die ich nach seinem Tod verkauft habe. Insgesamt hat sich da einiges angehäuft", lächelte er, doch ich hörte nur mit halben Ohr zu, da der Alkohol meine Konzentration um einiges beeinträchtigte und ich mich viel lieber seiner Hand widtmete, die auf meinem Bein lag. Gedankenverloren strich ich über die Ringe, die an seinem Finger prankten und legte meinen Kopf an seiner Schulter ab.

Die Ringe waren wirklich schön. Auf manchen standen lateinische Parolen, auf anderen waren kleine Kreuze in das teure Silber eingeritzt.
"Sie sind schön", sprach ich meine Gedanken fasziniert aus. "Die Ringe? Ja, das sind sie", lächelte er. "Woher hast du sie", fragte ich weiter, während ich sie allesamt leicht berührte.
Er zuckte kaum merklich mit den Schultern, bedacht, meinen Kopf nicht von ihm zu stoßen. "Es würde dich langweilen. Lass uns lieber noch was zu trinken holen", meinte er dann und wollte gerade aufstehen, doch ich hielt ihn klammernd zurück. "Geh nicht. Du bist so gemütlich", bat ich ihn nuschelnd und er seufzte leise, nahm die Hand von meinem Oberschenkel und legte sie um meine Schultern.

Eine lange Zeit saßen wir einfach da, er strich mir sanft mit dem Daumen über meine Taille und ich schloss erschöpft die Augen und versuchte, die laute Musik und die gröhlende Menge auszublenden.

Ich schreckte aus meinem Halbschlaf hoch, als jemand sachte an mir rüttelte und blickte verwundert in Isaacs Augen, bevor ich über meine eigenen rubbelte. Gut, dass ich nicht wirklich viel geschminkt war.

"Ash sucht dich. Er ist draußen, rauchen", klärte Isaac mich auf, nickte mir zu und verschwand dann wieder in der Menge. Träge nahm ich Nicks Hand von meiner Hüfte, da dieser ebenfalls schlief. Gedankenverloren strich ich ihm die hellen Haare aus dem ebenen Gesicht und musterte dieses Kunstwerk. Er war wirklich ein Geschenk der Götter.
Fast so eins wie Jake.

Taumelnd drängelte ich mich durch die Menge und wäre einmal fast hingefallen, hätte ein unbekanntes Mädchen mich nicht am Arm zurückgehalten. Dankend nuschelte ich eine Entschuldigung und versuchte standhaft, mich auf den Ausgang vor mir zu konzentrieren. Es schienen Kilometer zu sein, die mich von ihm trennten. Stützend hangelte ich mich an der Wand entlang und versuchte, mich vorwärts zu bewegen, ohne umzuknicken. Schließlich entschied ich mich dazu, meine hohen Schuhe einfach auszuziehen und auf Nylonsöckchen weiterzulaufen.

Zischend musste ich bemerken, dass irgendwer sein Bier auf dem Boden gefallen lassen hat und tappste nun auf nassen Füßen weiter. Dass sich in dem Gebräu noch Scherben befinden könnten, daran hatte ich nicht gedacht.

Endlich erreichte ich die Tür und schlüpfte hindurch, sofort kam mir die kalte Nachtluft, vermischt mit einer Fülle Zigarettenqualm, entgegen, weswegen ich schützend die Arme um meinen Körper legte und nach Ash Ausschau hielt.

Nach kurzem Absuchen der Umgebung fand ich ihn dann schon, an einer Zigarette ziehend auf der Mauer, welche sein Grundstück von der Straße abgrenzte. Er saß alleine, fern ab von den anderen, mit dem Rücken zu mir und in den Himmel starrend.

Vorsichtig machte ich mich auf den Weg zu ihm und ließ mich eher unelegant neben ihn fallen. Er sah mich nicht an, bewegte sich kaum, doch seine Körperhaltung verriet, dass er mich bemerkt hatte, denn er spannte sich an.

"Was machst du hier?", fragte er plötzlich und stieß Rauch in die dunkle Nachtluft. Verwundert runzelze ich die Stirn. Isaac hatte doch gesagt, dass Ash mich suchen würde.

"Is meinte du würdest mich suchen", meinte ich verdutzt. "Nein, ich meine was du hier machst. Hier auf der Party, auf meinem Grundstück", verbesserte er mich und sein unzufriedener Tonfall ließ mich noch unsicherer werden. Worauf wollte er hinaus?

"Isaac hat mich mitg-", Ash unterbrach mich und schaute mich endlich an. "Isaac, Isaac, Isaac. Du redest nur noch über ihn, lädtst dich selber auf meiner Party ein und klammerst dich dann an diesen Typen, Nick. Kannst du dich auch mal entscheiden?", fauchte er schnippisch und warf die noch glühende Zigarette in den Gulli vor uns. Mir fiel die Kinnlade herunter. War das jetzt gerade sein Ernst?

"Isaac", Ash stöhnte genervt auf und auch dann fiel mir auf, dass ich wieder über Isaac redete. Trotzdem führte ich meinen Satz zu Ende. "Er meinte du hättest Lust mal wieder mit mir abzuhängen. Gib mir jetzt nicht die Schuld, Ashton, du hättest mich schon rausschmeißen können, als ich gekommen bin", murrte ich jetzt. Irgendwie fühlte ich mich wieder nüchtern, das tat ich immer, wenn ich im Suff mit jemanden stritt.

"Ich hatte Lust mit die Zeit zu verbringen, bis sich herausgestellt hat, was eine Schlampe du bist", zischte er jetzt, fummelte in seiner Jeansjacke herum und zog einen Joint aus der Tasche. Der Mund stand mir jetzt komplett offen. Hatte er mich gerade als Schlampe bezeichnet?

"Ist das dein fucking Ernst? Ich hatte einen scheiß Freund, dann hatte ich mit dir Sex und danach nie wieder. Erzähl mir mal bitte wie das einer Schlampe ähnelt, hm?", knurrte ich erbößt, riss ihm den angezündeten Joint aus der Hand und nahm einen tiefen Zug. Der Typ hatte sie ja nicht mehr alle! Unsanft drückte ihn wieder Ash im die Hand. "Man braucht nicht mit jemanden ficken, um schlampig zu sein. Es reicht, die Typen heiß auf einen zu machen und sie dann stehenzulassen", kommentierte Ash und ich konnte wirklich den Kopf schütteln.

"Ernsthaft? Wen soll ich denn heiß gemacht haben? Isaac ist einer meiner besten Freunde und hatte bis vor kurzem selbst eine Freundin, Nick ist neben mir eingepennt und du hast heute kaum mehr als einen Satz gesprochen. Du hast lieber irgendwelchen Huren die Zunge in den Rachen gesteckt. Oh, come on Ash, wenn hier einer eine Schlampe ist, dann bist du das. Ob du's glaubst oder nicht, ich suche meine Bettpartner nämlich mit Bedacht aus und versuche nicht, mir an einem Abend die meisten Geschlechtskrankheiten einzufangen. Aber hey, wenn du zum Arzt gehst wird bei dir wohl nicht nur das Fehlen eines Hirns auffallen, sondern vielleicht auch eine neue Geschlechtskrankheit entdecken. Deine Fickerrei hat dann wenigstens einen Vorteil, Applaus. Ganz ehrlich, ich brauch mich nicht von irgendwelchen Typen als Schlampe betiteln lassen, der selbst nichts anderes kennt, als seinen Schwanz überall hereinzustecken, was ein Loch hat und möglichst blond ist. Ich hab dich wirklich gemocht, aber ich hab keine Ahnung, wieso du jetzt so eine Show abziehst. Wir hätten vielleicht sogar Freunde werden können, gute Freunde. Aber du bist ein Arsch, Ash, da wird sich nichts dran ändern." Mit den Worten sprang ich von der Mauer auf, sah Ash noch einmal an, der mich geschockt und vielleicht sogar etwas verletzt anschaute, dann aber schluckte und nickte. Er schnippte den Joint wieder in den Gulli und holte sein Handy heraus.

"Ich ruf dir ein Taxi, solche Huren wie dich will ich nicht mehr in meinem Haus haben. Du brauchst auch nicht mehr wiederkommen", meinte er trist und tippte die Nummer des Taxiunternehmens ein.

"Was ist nur mit dir passiert?", hauchte ich ungläubig, doch er würdigte mich keines Blickes mehr, drehte sich von mir weg und telefonierte mit dem Unternehmen. Irgendetwas kleines zersprang in meiner Brust. Es war wahrscheinlich die Sympathie, die ich für Ashton empfunden habe.

Dann steckte er sein Handy weg und lief einfach auf das Haus zu, ließ mich wie bestellt und nicht abgeholt auf den Bürgersteig stehen. Traurig schüttelte ich den Kopf, als Ashton auf seinem Weg auch noch bei irgendeinem Partygast einschlug. Wahrscheinlich grinste er dabei oder hatte seine Diskussion mit mir schon vergessen. Es machte mich wirklich traurig.

Als Ash in dem Haus verschwand trafen sich kurz die Blicke von mir und dem Partygast, mit dem Ashton eingeschlagen hatte. Dann wandte er sich ab und verschwand ebenfallst im Haus. Das Taxi hupte hinter mir und ich blieb benommen stehen, starrte auf die Stelle, wo der Typ gestanden hat.

Und oh ja, ich kannte diese Augen, mit Sicherheit. Ich musste mich nur daran erinnern, wer das war und was er mit Ash zu tun hatte.

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Irgendwelche Vermutungen? Falls da jemand drauf kommt, Respekt. Ist nicht so leicht hihi.
Um 22:30 kommt das nächste Kapitel.

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