↠Kapitel 6↞

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Weil Leidenschaft
Leiden schafft
Und Liebesspiel
Nur Liebe spielt
Wird Liebes-Leid
Zum Leidens-Spiel

Als ich am nächsten Tag Erics Auto vor mein Haus vorfahren sah, schlüpfte ich träge in meine Schuhe und dachte gerade noch daran, meine Tasche zu schnappen, bevor ich die Haustür zuschlug. Mit langsamen Schritten ging ich auf den Wagen zu und ließ mich dann neben Eric fallen, der mich mit hochgezogenen Augenbrauen ansah.

„Es ist Freitag. Wie kann man da so schlecht drauf sein?", fragte er mich, während der Motor aufheulte und der Wagen sich in Bewegung setzte.

Mit zusammengebissenen Zähnen verschrenkte ich die Arme und sah abweisend aus dem Fenster.
„Dylan hat mir abgesagt. Zum zweiten Mal in Folge", murrte ich dann verbissen und ließ meinen Kopf gegen die Scheibe gleiten.

Mein bester Freund verzog noch nicht mal eine Miene, als hätte ihn die Nachricht nicht mal im geringsten überrascht.
„Dylan ist ein Arsch. Such dir verdammt nochmal einen Neuen", knurrte er dann nach einiger Zeit, ohne mich anzusehen.

Eric war nicht der Einzige, der das behauptete. Schon so oft musste ich mir anhören, wie schlecht mein Freund mich wohl behandelte und dass er mich nicht verdient hätte. Alles Quatsch. Wieso stellten Menschen solche Behauptungen auf, wenn sie Dylan nicht mal richtig kannten?

Im Wagen blieb es still, bis wir auf den Parkplatz der Ticks rollten. Sprechen war dann gar nicht mehr nötig, um die Stille zu brechen, denn aus allen Himmelsrichtungen schrien Menschen durch die Gegend, als hätte ihr letztes Stündchen geschlagen.

Die Situation erinnerte mich stark an die von vor wenigen Tagen, als die Westchinster High vor meinen Augen abgebrannt war. Und Gott weiß was ich dafür geben würde, damit diese ranzige Columbus High dem Boden gleichgemacht wird.

Eric hatte Probleme, einen Parkplatz zu befahren. Von überall flitzten die Schüler über die Fahrbahn und schnitten seinem Wagen den Weg ab, was schließlich in einem lauten Gehupe endete. Während Eric fuchsteufelswild über die Schüler abzog, streckte ich meinen Kopf weit aus dem Fenster, um einen Blick auf das Geschehen zu erhaschen. Am Ende kam ich aber zu der Erkenntnis, dass sich der Grund für den Tumult auf dem Schulgelende abspielen musste, aus dem so viele Menschen rausrannten.

„Scheiß Ticks, wahrscheinlich wurde wieder jemand öffentlich vergewaltigt oder so'n Dreck", murmelte Eric sauer, als der Wagen schließlich zum Stillstand gekommen war.

Ich konnte es gar nicht abwarten, schnell riss ich die Tür auf und lief schon zügig zu dem Schulhof, wo sich eine riesige Menschentraube gebildet hatte.

Die Sirene eines Krankenwagens war zu hören. Als ich mich durch das Getummel drängte, bemerkte ich Eric, der mir nicht von der Seite wich. Woher meine Neugier kam? Keine Ahnung, wahrscheinlich brauchte ich nur wieder neuen Gesprächsstoff, um mit meiner Clique später über die Ticks herzuziehen.

„Macht Platz für die Sanitäter!", dröhnte eine laute Stimme über die Köpfe der tuschelden Menge, als ich mich bis nach vorne durchgekämpft hatte.

Sofort blieb ich stehen und sah mit purer Entgeisterung auf den reglosen Körper eines Jungens, keine zwei Meter von mir entfehrnt.

Er lag einfach da und rührte keinen Finger, während ihm das Blut aus allen sichtbaren Körperöffnungen rinnte. Seine Augen waren geschlossen und eine klaffende Platzwunde zierte seine Stirn und hatte selbst einen kleinen Teil seiner Augenbraue aufgerissen.

Alle Schüler standen nur da. Starrten. Tuschelten. Rührten keinen Finger, genauso wie der Junge.

Doch immer wieder hörte ich um mich herum einen Namen fallen. Jackson.

Nach gefühlten Stunden, in denen ich mit unzähligen Schaulustigen das Opfer mit fassungslosen Blicken gelöchert hatte, stachen schließlich die weißen Uniformen der Notfallkräfte aus der Masse heraus.

Dann ging alles ganz schnell: Eine Pulskontrolle, ein Nicken zu dem Kollegen. Eine Atemkontrolle, wieder ein Nicken.
Die Spannung, die wie Bleisäcke aus unseren Körpern gelastet hatte, fiel wie von Zauberhand von uns ab. Das Opfer lebte noch.

Ein dunkelhaariger Junge neben mir fluchte leise, einige Wenige taten es ihm gleich. Vielleicht war der geschändete Junge nicht wirklich beliebt gewesen, oder die kranken Kinder hier an der Schule brauchten mal wieder eine blutrünstige Reuetat, die sie befriedigte. Ich konnte nicht fassen, in was ich hier geraten war.

Die Masse löste sich allmählich, als die Notfallkräfte den reglosen Jungen auf eine Liege gehievt hatten und er in dem Inneren des Krankenwagens verschwand. Dann setzte die Schulklingel ein und erinnerte uns alle nochmal daran, dass wir zum Unterricht hier hergekommen waren und nicht, um Schaulustige an einem Tatort zu spielen.

Ein Tatort. Das war dieser Platz. Dieser Schulhof wurde zum unzähligsten Mal zu einem Schauplatz einer Katastrophe. Nur eine Schandtat mehr auf der langen Liste der Verbrechen, die sich hier abgespielt hatten.

Jemand zupfte auffordernt an meinen Ärmeln und forderte mich auf, ihm ins Schulgebäude zu folgen. Zu meinem Erstaunen handelte es sich dabei nicht um Eric, sondern um Isaac, der mit einer ungezündeten Zigarette im Mundwinkel an mir zerrte.

Einen letzten Blick warf ich auf die dunklen Pflastersteine, die nun getränkt von dem drunkelroten Blut in der morgendlichen Sonne glitzerten.

„Komm jetzt, Elizabeth."

xxx

Das Kapitel für heute (:

Ich hab meine 11 stunden Schule mehr ofer weniger lebendig überstanden 🌚

Danke ausserdem für über 150 Aufrufe am ersten Tag der Veröffentlichung (: An alle, die vielleicht später auf dieses Buch stossen: Ich hab die ersten 5 Kapitel gestern auf ein Mal gepostet ^^

Gute Nacht, Babes xx

Psycho's smileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt