↠Kapitel 14↞

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Let go of what you think you know
Let go of what you believed
Let go of the what ifs and the maybes
Let go of thoses feelings that felt so real
Let go of how you thought things would be
Let go of that dream of what hes supposed to be
Let go of what you are supposed be
Let go of what never really was.
lioness2018

Ein Hurrikan schien mich durchzuschütteln und dann in seinem Auge gefangen zu halten, als ich das erste Mal aus dem Land der Träume erwachte. Der Sturm rüttelte nicht nur an meinen Gliedmaßen, sondern war auch noch regnerisch nass, beträufelte mich mit feinen Tropfen, während sich eine lausige Gänsehaut über meine eiskalte Haut legte. Eine leise Stimme begleitete den Sturm, Mal lauter, Mal leiser.

Dann hörte alles auf. Die Stimme hielt inne und mit ihr das ständige Rütteln. Etwas bitterkaltes legte sich auf die nackte Haut meines Oberarms. Ich schreckte hoch, doch sofort bestrafte mich mein dröhnender Kopf, der gegen etwas hartes stieß und Wellen des Schmerzes durch meinen Körper jagte. „Verdammt, arg!", hörte ich dann erneut diese Stimme, die ich nur von eben wiedererkennen konnte. Sonst war sie mir völlig fremd. Mein Kopf beruhigte sich innerhalb von wenige Sekunden wieder und hinterließ nur noch ein taktvolles Pochen. Blinzelnd öffnete ich die Augen.

Vor mir stand ein Junge, nein ein Mann, der sich ernergisch die Stirn rieb. Er war mindestens fünf Jahre älter als ich, trug nur eine verwaschende Jeans und ein offenes Hemd, das ihm locker über die braungebrannte Brust fiel und den Blick direkt auf seine Bauchmuskeln lenkte. Im Kopf zählte ich die Stunden, die es benötigte, um aus einer adipösen Qualle einen solch stattlich gebauten Herren zu machen. Bei mir sicher eine ganze Lebenszeit, obwohl ich nicht mal dick war. Im Gegenteil. Sport war trotzdem etwas, für das ich nie Motivation aufbringen konnte. Es hatte außerdem nie einen Sturm gegeben, der Typ hatte nur an mir gerüttelt wie verrückt und aus seinen nassen Haaren prasselten einzelne Tropfen auf meinen Körper.

„Mach'n Foto, hält länger", maulte der junge Mann dann, und ich schaute ihm zum ersten Mal richtig ins Gesicht. Dichte, strohblonde Haare umrandeten es und hellblaue Augen starrten auf mich hinunter. Oh my Lord, er sah aus wie ein Surferboy in einem kitschigen Hollywoodstreifen. Ich dachte immer, solche Leute gäbe es nur in Filmen.

„Noch ein so ein klischeehafter Spruch und ich mach ein Foto davon, wie du halbtot am Boden liegst", murrte ich zurück und strich mir die zerzausten Haare aus dem Gesicht. Im Gegensatz zu meinem Gegenüber musste ich aussehen wie eine Furie, auf der eine Atombombe eingeschlagen hatte.

„Noch so ein frecher Satz und ich mach ein Foto davon, wie du nackt in meinem Bett liegst", sagte er in dem selben Tonfall und ich wollte schon zu einem nächsten Konter ansetzen, als mir erst bewusst wurde, was er überhaupt gesagt hatte. Ich. nackt, in seinem Bett?

Das war der Moment, als ich um ersten Mal an mir herunter sah. Ich war splitterfasernackt. Obwohl die schneeweiße Bettdecke noch einen Großteil meiner Brüste bedeckte, vergrub ich mein rot angelaufenes Gesicht in den Händen. Oh man war das peinlich!

„Kein Grund sich zu schämen, du siehst toll aus, auch wenn ich nicht wirklich viel gesehen habe. Naja, meine Wissenslücken kann ja sicher mein Cousin später bestens füllen." Der Mann hatte ein keckes Grinsen aufgesetzt, was ihn unglaublich jugendlich erscheinen ließ. Als er meinen verwirrten Blick bemerkte, nickte er nur lachend auf die freie Bettseite. Für einen Moment erstarrte mein Körper zur Salzsäule. Da lag Ash, die Bettdecke bis kurz über die Hüfte, mit dem nackten Rücken zu mir gedreht und leise schnarchend. Als ich den Schock überwunden hatte lächelte ich leicht.

Ja, ich hatte diese Nacht meinen Freund betrogen.

Ja, ich hatte für das vermeidliche Aus unserer langjährigen Beziehung gesorgt.

Und ja, Gott verdammt ich würde es wieder tun! Ash war einfach nur ein Gott.

„Wow, wow, wow. Blicke sagen mehr als tausend Worte un so wie du Ashton ansiehst... Meine Güte, das muss ja wohl ein Ritt durch das Paradies gewesen sein", lachte der Mann erstaunt. „Wortwörtlich", murmelte ich unverständlich, doch ich hörte ihn nach Luft schnappen. Mein Blick lag immer noch auf Ashs Rücken, bis ich mich leise seufzend abwendete und wieder den Fremden anschaute.

„Nun denn, ich wöllte ihm eigentlich zum Zwanzigsten gratulieren, aber das kann noch warten. Aufgeräumt hab ich außerdem unten, 'hab nämlich vergessen, für Ash ein Geschenk zu kaufen", sagte er dann leicht verlegen und ich zuckte nur mit den Schultern. Dass ich quasi nackt vor einem fremden, bestimmt fünfundzwanzigjährigen Mann in einem Bett lag, hatte ich schon fast vergessen. So etwas wie Restalkohol schien wahrscheinlich noch durch meine Adern zu pumpen.

Ein Blick auf die leise tickende Wanduhr bestätigte das, was die hellen Sonnenstrahlen, die durch die beiden Fenster hinter mir fielen, nur vermuten ließen: Es war schon Mittag, fast halb zwei. Kein Wunder, dass die anderen Partygäste sich schon alle auf den Heimweg gemacht hatten, nur ich lag noch hier neben dem nackten Gastgeber. Leise seufzte ich, raufte mir durch die Haare und umklammerte die Bettdecke fest. Dann stand ich auf und streckte Ashs Cousin die Hand entgegen.

„Elizabeth, freut mich", lächelte ich dann und nach einem verwunderten Zögern umschloss seine rechte Hand die meine. „Xavier, nett dich kennenzulernen, Betty", grinste er dann und ich gähnte daraufhin herzhaft. Betty. Wieso war ich nie auf diesen Spitznamen gekommen?

Er ließ meine Hand los. „Ashs Bettgeschichten sind sonst nicht so kontaktfreudig. Was sagt mein Cousin immer? Kein Gequatsche, einmal ficken, weiterschicken. Aber hey, du scheinst echt geil zu sein", sprach er ehrlich, während ich interessiert lauschte und den Boden nach meinen Klamotten absuchte. Die Unterwäsche war schnell gefunden, die Jogginghose lag zerknittert im Türrahmen.

Die Jogginghose. Die Jogginghose, die Kylas Bruder mir anziehen wollte. Der Typ, der mich inmitten eines blutverschmierten Raumes Schlampe nannte und drohte, mich aufzuschlitzen. Jake. Ein Zittern durchfuhr mich. Es war das selbe Zittern wie jenes, als Jake mir mit dem Tode gedroht hatte.

„I-ich muss los", murmelte ich abwesend, presste die Decke an meinen Körper und sammelte meine Kleidungsstücke vom Boden auf. Dabei spürte ich Xaviers irritierten Blicke auf mir.

Die Jogginghose ignorierte ich gekonnt. Niemals würde ich die wieder anfassen, geschweige denn anziehen. Mein Shirt fand ich nicht. „Weißt du, wo mein Oberteil ist?", fragte ich dann ebenso leise und drehte mich zu dem Blonden. Er kratzte sich verlegen am Nacken und wendete sich einer Heizung zu, die keine zwei Schritte von ihm entfernt an der Wand hing. Er zog ein klitschnasses Shirt zwischen den Stäben hervor und kaute auf seiner Lippe herum. „Sorry, ich war eben duschen und das Teil lag auf dem Boden, naja", meinte er dann verlegen und ich zuckte gleichgültig mit den Schultern.

Psycho's smileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt