Nichts ist umsonst.
Selbst der Tod kostet das Leben.
✞„Das kann nicht euer Ernst sein!", rief ich entsetzt, als ich Erics und Perrys Stundenplan mit meinem verglich und mir zu meinem Missfallen auffiel, dass keiner der beiden Mathe oder Physik mit mir belegte.
„Mathe ist ein Hauptfach, ich hab das fünf Stunden die Woche!", stieß ich hervor und sah vor meinem inneren Auge schon all die langweiligen Stunden Mathe an mir vorbeiziehen.
„Mein Beileid gebührt dir eher in Physik. Nichts für ungut Schatz, aber bei wem sollst du denn jetzt abschreiben? Du bist in Physik eine totale Niete", lachte Perry amsüsiert, doch ich tat ihr Lachen nur mit einem wütendem Blick ab.
„Jetzt kannst du nur noch auf Isaac hoffen, Eliza", grinste Eric leicht und ich verdrehte die Augen. Womit hatte ich solche Freunde verdient?
„Wo ist der Kerl eigentlich schon wieder?", murrte Eric, denn dass Isaac sich auf dem Weg zu Terminen meist mehr Zeit nahm, als er hatte, war uns Dreien bestens bekannt.
„Er bringt Tara noch zu der Bonzenschul-", wollte Perry ihn gerade aufklären, doch die schrille Schulklingel unterbrach sie.
„Man sollte dieses scheiß Gong-Systhem runterbrennen, so wie die's auf der Westchinster es getan haben", hörte ich einen Schüler sich leise murrend über das Klingeln beschweren, ehe er seine Sachen nahm und sich unter die Menge mischte.
„Nun denn, Miss Price, ich wünsche Ihnen viel Spaß bei den ersten zwei Stunden Mathe. Alleine", zwinkerte Perry mir schadenfreudig zu, hakte sich bei Eric ein und stolzierte davon. Verbissen schüttelte ich den Kopf, schnappte mir meinen schwarzen Rucksack und machte mich auf zu dem Klassenzimmer.
Ich kam zu spät, was mir spätestens daran auffiel, dass die Anzahl an freien Sitzplätzen so eingeschrenkt war, dass mir nichts anderes üblich blieb, als mich in die vorletzte Reihe zu setzen.
„Hi", entgegnete ich der Brünette, die meine neue Sitznachbarin im Matheunterricht darstellte. Sie warf mir nur kurz einen genervten Blick zu und kickte mit ihrem Fuß ihre Tasche in die andere Richtung, damit ich mehr Fußraum hatte.
Ansich schonmal eine nette Geste, wir werden bestimmt super Freunde, versuchte ich mich selber aufzumuntern, doch wirklich überzeugen konnte es mich nicht.
„Hättest du dich nicht woanders hinsetzen können?", fragte sie dann mürrisch, kaute ein letztes Mal auf ihrem Kaugummi herum und spuckte es dann in Richtung Mülleimer, der wenige Meter von uns entfehrnt stand. Sie verfehlte. Auf meiner alten Schule wäre es eine Selbstverständlichkeit, aufzustehen und das Gummi in den Mülleimer zu werfen, doch das Mädchen machte keine Anstalten dazu.
Stattdessen kaute sie nun auf ihrem Kulli, ein Werbekugelschreiber der rechtsextremsten Partei, die das Land zu bieten hatte. Innerlich stöhnte ich auf, das würde eine Tortur werden.
„Es war kein anderer Platz mehr frei", versuchte ich dann höflich zu sagen uns klopfte mir dann gedanklich auf die Schulter, weil es mir wirklich gut gelang.
Das Mädchen strich ihr, mit blauen Strähnen versehendes, Pony aus dem Gesicht, schaute erst zu mir und dann demonstrativ an mir vorbei. Verwirrt folgte ich ihrem Blick und meine Augen weiteten sich etwas, als ich noch einen freien Platz sah, fast neben mir. Nur der schmale Mittelgang trennte mich von ihm.
Kaum merklich zuckte ich zusammen, als ein lautes Knacken den Raum durchzuckte. Sofort wendete ich mich dem Ursprung zu und beobachtete, wie meine Sitznachbarin ein loses Stück Plastik aus ihrem Mund fischte. Leicht angeekelt warf sie es auf den Boden und pfefferte den zerbrochenen Kugelschreiber auf den Tisch.
„Ich kann's dir nicht übel nehmen. Du bist überall besser aufgehoben als bei dem da", missbilligend nickte sie zu einem Jungen, neben dem der Stuhl frei war, auf den sie eben gezeigt hatte.
Kurz ließ ich mir Zeit, ihn genauer zu mustern. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen, da seine schwarzen, glänzenden Haare ihm tief über die Augen fielen. Die Statur des Jungens war etwas muskulöser als das, was ich in unserem Alter sonst so zu Gesicht bekam.
Das schwarze Shirt spannte sich über seinen Bizeps, bis hin zu seinen ausgeprägten Rückenmuskeln.Plötzlich drehte er seinen Kopf zu mir, als hätte er meinen Blick gespürt. Aus ausdruckslosen, grauen Augen starrte er mich an und sofort wandte ich mich wieder dem Mädchen zu. Ich lief rot an wie eine Tomate und hielt mir peinlich berührt die Hand vor das Gesicht, in der Hoffnung, er würde meine Schamesröte nicht bemerken.
„Keine Sorge, das geht jedem Mädchen so. Er könnte glatt in 'nem Hollywoodstreifen mitspielen, wäre er nicht in so 'nem Anti-Social-Club." Abfällig spuckte sie mir die Worte entgegen, wandte sich dann von mir ab, nur um mit dem kaputten Kugelschreiber ein Collegeblockblatt schwarz zu färben.
Anti-Social-Club. Einen kurzen Moment dachte ich darüber nach, ob sie meinte, dass der Junge wirklich in so einem Club war, oder es es sich nur um eine Metapher handelte.
Ich nutzte ihre Unaufmerksamkeit um nochmal kurz neugierig zu dem Nachbartisch zu schielen, doch verwirrt musste ich feststellen, dass der Tisch nun frei war.
Der Junge war gegangen.
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Psycho's smile
Mystery / ThrillerUmgeben von Drogenabhängigen, Soziopathen und gescheiterten Existenzen. Als Elizabeth zwangsläufig die Schule wechseln musste, war ihr bewusst, wofür die Ticks, ihre neue Schule, bekannt war. Was sie aber nicht wusste, ist was hinter all den gehässi...