↠Kapitel 63↞

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In mir kamen Erinnerungen auf, die ich mit halbwegs gutem Erfolg aus meinem Gedächnis verbannt hatte. Jetzt, wo der Kerl keine zwei Meter von mir entfernt stand und mich anstarrte, als sei ich das achte Weltwunder, schien ich an den Bildern vor meinem inneren Auge zu erbinden.

Ich erinnerte mich an die Nacht, in der er und seine Clique mich überfallen und verletzt hatten, ich spürte wieder den Schmerz an meiner Nase und in meinem Oberschenkel, ich spürte die Tränen meine Wangen herablaufen und das heidere Kratzen meiner Stimme, als ich dir Jungs angeschrien hatte, mich in Ruhe zu lassen.
Ich sah Jakobs Augen vor mir, wie sie mich gierig anstarrten und seine Gestalt bei Ashs zweiter Party. Er war es gewesen, der mit Ash zusammen zurück zu seinem Haus gegangen ist, als Ash und ich uns zerstritten hatten.

Verschreckt stolperte ich ein paar Schritte zurück und klammerte mich haltsuchend an der Sofalehne ab. Jakob schien es nicht anders zu ergehen, wie sein panischer Blick verriet.

"Leute, ihr seid beide jetzt nicht so hässlich, dass ihr euch so geschockt anstarren müsst", versuchte Chiara kläglich die Stimmung aufzulockern, doch sie scheiterte offensichtlich.

Umso länger ich in Jakobs braune Augen starrte, desto mehr erschreckende Gedanken durchfuhren mich wie Stromschläge.

Das hier war Jakes bester Freund. Jake kannte meinen fast-Vergewaltiger, Jake mochte meinen fast-Vergewaktiger.
Wusste er, dass sein bester Freund mir soeas angetan hatte?

Unschlüssig ließ ich meinen Blick zu Jake wandern, der sowohl mich, als auch dieses Bisschen Abschaum vor mir verwirrt anschazute. "Wusstest du e-" "Nein!", schnitt Jakob mir bestimmt das Wort ab und ruckartig fuhr mein Kopf zu ihm.

War das jetzt ein Nein, er weiß es nicht, oder ein Nein, dieses Thema wird nicht angesprochen?

Schluckend atmete ich niedergeschlagen aus und beäugte wieder meinen leeren Teller. Ich zitterte, doch es schien keinem aufzufallen. Keinem, außer Jakob, der mich immernoch mit einer Mischung aus Schock und Ratlosigkeit beobachtete.

Irgendwo hatte Eric von Anfang an Recht gehabt. Isaac hatte von Anfang an Recht, Perry ebenso. Das Umfeld, was ich mir gerade aufbaute, bestand nur aus kriminellen und psychisch gestörten Menschen. Menschen, die sowohl mir, als auch anderen Personen mehr als nur einmal geschadet haben. Jakob war dafür das beste Beispiel.

"Elizabeth, alles okay?", schaltete sich jetzt Kyla ein, die sanft ihre Hand auf meine legte, doch schreckhaft zog ich meine zurück und presste sie eng an meinen Körper. Es lag nicht daran, dass ich Angst vor Kyla hätte oder nicht von ihr angefasst werden wollte, sondern dass die Erinnerungen solche Berührungsängste in mir auslösten, dass jeder körperliche Kontakt mit Anderen unausstehlich wurde.

Plötzlich ertrug ich es auch nicht mehr, dass krine zehn Zentimeter meine Schulter von der Chiaras trennten, dass meine Fußspitze Jeremiahs berührte und dass Jake mich anguckte. Meine Atmung wurde zunehmend flacher, zum ersten Mal schien ich zu verstehen, wie sich Menschen mit Platzangst fühlen mussten, denn ich wurde von allen Seiten eingekreist von möglichen Gefahrzonen, die mir schlichtweg die Luft zum atmen nahmen.

Reflexartig sprang ich auf, fuhr mir hastig durch die Haare und schüttelte panisch den Kopf. "I-Ich muss an die frische Luft", krächzte ich atemlos und ohne noch einen Moment abzuwarten flüchtete ich aus dem Raum, riss die Haustür auf und ließ mich hart auf die Betonstufen fallen, wo ich meinen Kopf erschöpft in die Hände legte.

"Elizabeth", ertönte plötzlich eine sanfte Stimme und sofort stolperte ich flüchtend die Treppenstufen herunter, sodass ich auf dem Kies der Einfahrt landete.

"Bleib weg von mir!", fauchte ich Jakob an, welcher sich verzweifelt durch die braune Mähne fuhr. Mit flehendem Blick kam er ein paar Schritte auf mich zu, doch ich robbte rückwärts von ihm weg. In dem Moment war es mir egal, ob ich meine Klamotten einsaute oder die Handflächen blutig schabte. In meinem Kopf drehten alle Alarmglocken durch, denn schon einmal hatte ich so wehrlos vor ihm gelegen, nur dass ich damals eine gebrochene Nase und ein Taschenmesser im Oberschenkel hatte. Dank ihm.

"Elizabeth es tut mir Leid. Ich wusste nicht, dass du Jake kennst", meinte Jakob dann verzweifelt und ungläubig starrte ich ihn an.
"Achja aber hätte ich ihn nicht gekannt, dann hättest du mich vergewaltigt, hm? Schieb dir deine Entschuldigung sonst wo hin, du elender Hurensohn!", schrie ich ihn an, weswegen er den Kiefer zusammenpresste.

"Ich müsste lügen wenn ich behaupten würde, dass ich dir das nicht angetan hätte; wenn du Jake nicht gekannt hätte", gab er zu. Schluchzend schnaubte ich, während mir die erste Träne über die Wange lief.

"Du hast mein Leben zerstört, Jakob", hauchte ich mit gebrochener Stimme, woraufhin er betroffen schluckte und den Kopf abwandte.
"Und verdammt du wusstest das, als du mich zum ersten Mal gesehen hast, du wusstest das, als du mich zum ersten Mal angesprochen hast und du wusstest das, als du mich das erste Mal unsittlich berührt hast!", schrie ich dann und er nickte leicht, vergrub dann seine Hände in den Hosentaschen und kickte ein paar Kieselsteine von sich weg.

"Bitte sag Jake nichts, er würde mich umbringen. Schlimmeres, als das", bat er mich leise, woraufhin ich ungläubig den Koof schüttelte.

"Dir geht es hier gar nicht um mich, wie ich mich fühle. Dir geht es hier nur um Jake, richtig?", fragte ich fassungslos, woraufhin er mich nur mit undefinierbarem Blick anschaute. Seine Schultern hoben sich leicht, dann ließ er sie wieder fallen, doch das war mir Zeichen genug.

Wieso diskutierte ich hier eigentlich mit einem Mann, der mich fast vergewaltigt hätte?

Langsam und vorsichtig erhob ich mich, wobei mich Jakob aufmerksam beobachtete. Dann nahm ich all meinen Mut zusammen und stellte mich genau vor ihn. "Du hast den Tod verdient, soll Jake doch mit dir anstellen, was er will", fauchte ich, spuckte ihm vor die Füße und rauschte dann an ihm vorbei, hinein in das Innere des Hauses.

Als ich bei den Anderen ankam, stämmte ich meine Handflächen auf dem Tisch ab, wobei mich ein stechender Schmerz durchfuhr, der von meiner offenenen Haut ausging. Blut beschmutzte die Tischplatte, aber das war mir egal.

Mit entschlossendem Blick blickte ich Jake an, der mich verwirrt anschaute. "Jake, da ist etwas, was du wissen solltest", begann ich hastig, wobei ich Schritte hinter mir hörte. "Jakob hat-"

Ein Knall, ein Schlag, ein Sturz. Wie feige kann man nur sein, ein Mädchen von hinten bewusstlos zu schlagen?

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Puh bin ich heute kreativ, nennt mich Gott! *epische Musik im Hinergrund*

Wie immer freue ich mich über Kommentare, Kritik, Rückmeldungen oder Eindrücke (: ♡♡

Psycho's smileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt