24-Das Angebot

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Grinsend beobachtete ich Marius, wie er friedlich vor sich hin schlummerte. Sein Kopf lag in meinem Schoß und liebevoll fuhr ich durch seine Haare. Nach den ganzen Dingen in den letzten Tagen, war dieser Moment echt Gold wert. Und da mich Marius wieder einmal, wie gestern, dazu gebracht hatte, heute Abend nicht zu arbeiten, gönnte ich es ihm noch mehr, da er nicht nur Stress mit seinem geheimen Video hatte, sondern auch noch damit beschäftigt war auf mich aufzupassen. Aber wenigstens schien wieder alles gut zwischen uns zu sein. Trotzdem war es kein Wunder, dass er dauernd müde war und so einfach hier einschlief.
Einfach seine Nähe genießend, beobachtete ich ihn weiter. Wie seine Brust sich ruhig hob und senkte. Seine Hände hatte er lässig über seinen Bauch gelegt und ich nahm seine Finger etwas näher in Augenschein. Warum auch immer, mochte ich seine Finger. Sie waren lang und dünn und irgendwie hatte ich jedes Mal das Bedürfnis sie mit meinen zu verschränken.
Was machte ich mir eigentlich vor?
Ich liebe jeden einzelnen Zentimeter an Marius. Schon lustig, wie ein einzelner Mensch mir den Kopf verdrehen konnte. Und fast wäre das alles nie passiert...

Ohne einen klaren Gedanken fassen zu können, riss ich die Augen auf und starrte Marius an. Seine Lippen lagen immer noch auf meinen, während er wartete. Auf eine Reaktion. Von mir. Doch ich war wie gelähmt, spürte kaum noch meine Hände und Füße. "Und cut!", wurden wir von Passis Ruf unterbrochen und erschrocken drehte ich den Kopf. Unser Kollege und Freund stand mit der Kamera vor uns, während er konzentriert auf das Display starrte. "Das sieht echt gut aus...", murmelte er, während ich einen kurzen Blick zu Marius wagte. Er sah mich immer noch an, doch dieses Mal enttäuscht. Unbehaglich verkrampfte ich meine Finger. "Marius, ich...", flüsterte ich und setzte zu einer Erklärung an, doch er unterbrach mich mit einem Kopfschütteln. "Lass gut sein, ich verstehe schon.", damit trat er von mir zurück und lief zu Passi, um sich ebenfalls die Szene anzusehen. Meine Hand fuhr fast automatisch hoch zu meinen prickelnden Lippen und ich versuchte zu realisieren, was gerade passiert war. Marius...er...hatte mich...geküsst. Marius hatte mich geküsst! Wie ein elektrischer Schlag durchfuhr mich die Erkenntnis und ich sah bedauernd zu Marius. Hatte ich gerade alles vermasselt...?

Grummelnd bewegte sich Marius plötzlich und im nächsten Moment blinzelte er verwirrt zu mir hoch. "Morgen Schlafmütze.", grinste ich und ließ meine Hand weiter durch seine Haare fahren. "Morgen.", lächelte er leicht und griff nach meiner anderen freien Hand, "Wie spät ist es?"
"Kurz vor um sechs.", erklärte ich, "Ich würde aber nochmal duschen gehen." "Ist gut.", murmelte er und schloß kurz die Augen, bevor er sich aufsetzte und mich ansah. Und das eine ganze Weile. Mit diesem verliebten und gleichzeitig nachdenklichen Blick. "Ist noch was?", fragte ich irritiert.

"Nein, ich hab dich einfach nur angesehen."

"Okay...", lachte ich leicht nervös und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor ich aufstand. "Ich wette mit dir, Bao wird sich deswegen schon in's Fäustchen gelacht haben.", grummelte Marius plötzlich und zog seinen Hoodie aus, bevor er ebenfalls aufstand. Ja, das gestern war ja schon lustig gewesen..."Bao kennt uns. Den erschreckt nichts mehr.", lachte ich und legte meine Arme von hinten um ihn. "Warum habe ich nur zu diesem Essen zugesagt...", grummelte Marius leicht und drehte sich zu mir um. "Weil du Zeit mit deinen Freunden und deiner Freundin verbringen willst?", grinste ich, während er einen Kuss auf meine Stirn hauchte.

"Während meine Freundin nichts Besseres zu tun hatte, als mich in den Wahnsinn zu treiben."

Ein leichtes Lachen entfuhr mir und ich legte meinen Kopf auf seine Brust. Seinen Herzschlag zu hören, war irgendwie beruhigend. Schon wieder. "Ich gehe dann mal duschen.", erklärte ich und sah wieder zu ihm auf. "Lass mich raten, du willst fragen ob ich mitkomme?", lächelte Marius. "Da kennt mich ja einer.", lachte ich, "Also?"

"Ich bleibe hier."

"Schon wieder.", grinste ich, "Schade."
Damit verschwand ich im Badezimmer und entledigte mich meiner Klamotten, bevor ich unter die Dusche stieg. Ein paar Minuten vergingen, während ich das Wasser über meinen Körper fließen ließ und meine Augen schloß. Ich liebe es. Könnte ich nicht hier den Rest meines Lebens verbringen? Kein Stress. Keine Zeit. Gar nichts. Einfach nur das Wasser und ich...
Und Marius, aber der hatte ja anscheinend Wichtigeres zu tun.
Ein leises Klicken erklang, welches ich sofort der Tür zuordnete, doch ich sah nicht hin. Wahrscheinlich musste Marius nur schnell was holen, sagen tat er auf jeden Fall nichts. Oder er starrte wieder, aber das war mir im Moment gerade auch egal. Soll er doch daran Freude haben. Kaum wahrnehmbares Geraschel erklang, bevor die Duschtür bewegt wurde und im nächsten Moment legten sich zwei Arme um mich. Ach, jetzt auf einmal? Dann doch das Wasser, Marius und ich. "Was wird das jetzt?", lachte ich leicht und starrte geradeaus, während er kleine Küsse auf meine Schulter hauchte. "Das Angebot ist doch zu verlockend.", nuschelte Marius gegen meine Haut, "Und eigentlich wäre ich ein Idiot, wenn ich mir das entgehen lasse." "Du bist auch so ein Idiot.", grinste ich und drehte mich zu ihm um. "Na danke.", murmelte er, bevor er mich verlangend küsste. "Immer gerne.", nuschelte ich und schlang meine Arme um seinen Hals, während er mich an die Wand drückte, "Ich mein's aber nicht böse." "Weiß ich.", grinste er, bevor wir uns auf andere Dinge, als das Reden, konzentrierten...

Effekt oder Defekt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt