72-Ziemlich offensichtlich

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"Bitte mach dass es aufhört.", flehte ich Richtung Decke, sobald ich außer Hör- und Sichtweite der Anderen war.
Seit einigen Tagen ignorierte ich Marius nun schon und er machte es mir nicht gerade einfach.
Gut, ich ihm auch nicht, aber ich hatte ja angeblich das Recht dazu.
Nur war es ziemlich schwierig nicht an einem Gefühlschaos zu ersticken, wenn er mich traurig anschaute oder ich seinen Blick in meinem Rücken spürte.
Auf der einen Seite war es mir ziemlich egal, auf der anderen Seite wollte ich ihn einfach nur in den Arm nehmen und alles vergessen.
Aber so einfach ging das leider nicht.
Das Leben ist schön, von einfach war nie dir Rede...
Nur wo der schöne Teil hier war blieb mir ein Rätsel.
Mein Blick huschte zu seinem Arbeitsplatz, an dem er nun wieder arbeitete. Irgendwie hatte der während Marius' Abwesenheit ziemlich trostlos und einsam gewirkt. Und es war echt ungewohnt gewesen sich umzudrehen und nicht Marius zu sehen.
Die ganze Woche war komisch ohne ihn gewesen.
Ich hatte ihn ja nicht einmal gesehen.
Und sonst war ich fast rund um die Uhr mit Marius zusammen, weswegen das auch nach einem Streit immer ziemlich merkwürdig war.
Und dann auch noch diese ganzen Fragen und die Ungewissheit über die Zukunft.
Manchmal fragte ich mich echt wer sich diesen ganzen Mist ausdachte...
Meine Ärmel über meine Finger ziehend, sah ich Richtung Treppe, wo Geräusche zu hören waren, kurz bevor Thomas den Raum betrat.
"Sorry, stör' ich?", fragte er sofort und ich schüttelte den Kopf und zwang mich irgendwie zu einem Lächeln. "Du siehst traurig aus...", kommentierte er und machte einen Schritt auf mich zu, "Lass mich raten: Wegen Marius?"
Seufzend sah ich zur Decke: "Ziemlich offensichtlich, oder?"
"Marius ist nur, soweit ich weiß, momentan dein einziges Problem.", erklärte Thomas, "Und da er ja ständig um dich herum ist, liegt das ja auf der Hand."
"Stimmt auch wieder.", gab ich zu und verschränkte meine Arme, "Gibt's sonst noch was?"
"Ja, deswegen bin ich ja auch eigentlich hier hoch gekommen.", lachte er verlegen, "Also Folgendes..."

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