42-Äußerst ungern

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Mein Gott Passi, du machst es aber auch kompliziert!

Ja, was denn? Hätte ich sie küssen sollen?

Ja, hättest du! Sie hätte dir schon längst gesagt, wenn sie nichts von dir wollen würde. Und ihr flirtet schon ewig miteinander. Jetzt mach endlich mal den nächsten Schritt!

Frustriert seufzte ich und legte mein Handy weg. Wenn Passi einfach mal ein wenig mutiger wäre, dann hätte er jetzt schon längst eine Freundin.
Und stattdessen raubte er mir den letzten Nerv, weil er ständig nachfragte. Ich meine, ich war auch unsicher gewesen, aber ich hatte ihn nicht dauerhaft mit Fragen bombardiert.
Auf der anderen Seite zeigte das, dass er sie wirklich gern hatte... Und ich würde Passi echt wünschen, dass er auch endlich mal jemanden fand.
Nur war er gestern ziemlich blöd gewesen. Er hatte zwar den Filmmarathon mit ihr gemacht und hatte auch zusammen mit ihr in einem Bett geschlafen. Aber das war's auch. Er hatte zwar überlegte sie beim Abschied zu küssen, doch er hatte sich nicht getraut.
Dieser Idiot...
Ob Marius auch so gewesen war? Vorstellen konnte ich es mir irgendwie.
Wenn man es genau nahm, hatten wir auch mehr als lang gebraucht. Und auch bei uns waren echt einige Höhen und Tiefen mit dabei gewesen.
Und selbst nach unserem ersten Kuss hatten wir noch ein paar Tage gebraucht um das mit uns endlich mal auf die Reihe zu kriegen.
Mit einem leisen Seufzen konzentrierte ich mich wieder auf meinen Papierkram in meinem Schoß.
Annika tat mir echt leid...
Das war ja kaum zu schaffen und gelegentlich brachten wir ihr ja durch unsere Videos noch mehr Papierkram ein...
Mein Handy machte sich wieder bemerkbar und ich sah auf das Display. Passi war schon wieder am Verzweifeln. Jetzt machte er sich doch Vorwürfe, weil er sie nicht geküsst hatte und überlegte was gewesen wäre, wenn er es gemacht hätte. Schmunzelnd tippte ich eine Antwort an ihn, als eine Stimme aus dem Flur erklang: "Ich dachte du hast so viel zu Arbeiten?"
Überrascht sah ich auf.
Marius stand mit einer hochgezogenen Augenbraue im Flur. Nur mit einer Jogginghose und einem Handtuch um den Hals und musterte mich skeptisch. Seine Haare klebten nass an seinem Kopf, da er anscheinend gerade erst mit Duschen fertig geworden war und ich grinste.
Wäre der Papierkram nicht gewesen, wäre ich nur allzu gern mitgekommen...
"Dein bester Freund verzweifelt gerade wegen einem Girl.", erklärte ich und legte mein Handy wieder weg, nachdem ich die Nachricht an Passi abgeschickt hatte.
"Du hast gesagt, dass du unbedingt ganz viel Papierkram erledigen musst. Dafür habe ich extra meinen freien Abend mit dir geopfert.", schmollte Marius und rubbelte mit dem Handtuch seine Haare trocken, "Also keine Ablenkung."
"Du Scherzkeks.", lachte ich und stützte meinen Kopf auf meiner Hand ab, "Du stehst oberkörperfrei vor mir und erklärst mir, dass ich mich nicht ablenken lassen soll. Na danke auch."
Unschuldig zuckte er mit den Schultern: "Hätte heute alles deins sein können."
"Ist es doch schon.", konterte ich und legte den Kopf schief. "Das stimmt.", gab Marius mir Recht und verschwand im Schlafzimmer. Kopfschüttelnd widmete ich mich wieder den ganzen Unterlagen, während Marius wieder nach vorn kam und sich neben mich fallen ließ: "Ich könnte dir übrigens auch helfen."
"Du würdest doch nur noch mehr Chaos reinbringen.", lachte ich. Mit einem zustimmenden Grummeln legte er seinen Kopf auf meiner Schulter ab: "Dann müsste ich dich ja noch länger hergeben."
"Richtig.", erklärte ich, "Und so weit ich das beurteilen kann, machst du das nicht wirklich gerne."
"Äußerst ungern.", grinste er und drehte meinen Kopf zu sich, bevor er mich sanft küsste.
"In ein paar Tagen hast du mich wieder für dich.", murmelte ich besänftigend gegen seine Lippen. Automatisch legte er seine Hand auf meine Hüfte und drückte mich nach hinten, doch ich hielt ihn sofort auf.

"Aber noch nicht jetzt."

Effekt oder Defekt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt