35-Regen

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Ein dunkles Grummeln unterbrach uns plötzlich und verwirrt sahen wir nach oben. Wolken waren über dem Himmel aufgezogen und verdeckten nun den Mond. Und im nächsten Moment spürte ich Regentropfen auf meinem Gesicht. "Ach komm schon...", grummelte Marius neben mir und vergrub seinen Kopf an meiner Schulter, "Wir waren hier noch nicht fertig."
Der Regen wurde mittlerweile stärker und wahrscheinlich würden wir innerhalb von kürzester Zeit durchnässt sein.
"So ein bisschen Regen ist doch nicht so schlimm.", grinste ich und beugte mich vor, schlang meine Arme um seinen Hals und küsste ihn. Überrascht erwiderte er den Kuss und lehnte sich ein wenig nach hinten, sodass ich leicht auf ihm lag. "Regen lässt Blumen wachsen, weißt du?", versuchte ich lachend einen poetischen Spruch zu bringen, während der Regen meine Schläfen herabrann, "Obwohl du schon extrem groß bist."
"Und du extrem klein.", ärgerte mich Marius und grinsend zog ich die Kapuze seines Hoodies über seine Augen. "Du Idiot.", brachte ich heraus und drückte einen weiteren Kuss auf seine Lippen. "Daran könnte ich mich ja gewöhnen.", nuschelte er in den Kuss hinein und legte seine Arme um mich, "Und das ist gar nicht mal so unwahrscheinlich, wenn wir hier weiter liegen bleiben. Wir erkälten uns noch."
"Ein oder zwei Wochen rund um die Uhr mit meinem Freund zu Hause? Klingt meines Erachtens ziemlich gut.", erwiderte ich und kuschelte mich an ihn. "Stimmt auch wieder.", überlegte er und zog seine Kapuze ein Stück zurück, sodass er wieder etwas sehen konnte, "Und jetzt?"
"Ich finde es eigentlich ganz nett so.", grinste ich und fuhr mit meinen Fingern über seinen Handrücken, "Obwohl wir hier wie auf dem Präsentierteller liegen."

"Und ziemlich nass werden."

"Sind.", korrigierte ich und strich meine vom Regen strähnigen Haare hinter's Ohr. Der Regen prasselte immer noch unausweichlich auf uns herab, während ich mich langsam nach oben stemmte: "Aber du hast Recht. Wenn wir hier weiter so bleiben, dann werden wir wirklich noch krank."
Bestätigend nickte er und stand auf, bevor wir anfingen die Decke zusammen zu falten. Mit einem verliebten Grinsen nahm Marius meine Hand und klemmte sich die Decke unter dem Arm, während ich den Teller nahm. "Können wir trotzdem noch ein wenig herumlaufen?", bat ich, "Ich will den Moment nicht so abrupt beenden..."
"Wir werden sowas von krank werden...", lachte Marius, "Ist gut."
Eine Weile liefen wir einfach die Straßen entlang und ich beobachtete die kleinen Sturzbäche, die den Asphalt herabrannen und schließlich in den Abflüssen verschwanden.
Marius' Hand fühlte sich warm an meiner an und ich genoss dieses wohlige Gefühl.
Der Regen prasselte auf uns herab und ich sah grinsend zu Marius, dem seine Haare an der Stirn klebten. Irgendwie niedlich...
Wenigstens bot seine Kapuze ihm etwas Schutz, während ich keine besaß.
Aber im Moment war es mir egal. Das Einzige was zählte, war Marius neben mir.

Neugierig sah ich mich im Park um. Etwas Weißes an einem Baum erregte meine Aufmerksamkeit und vorsichtig trat ich näher. Ein Pfeil?
Daneben war ein Zettel angeklebt: Follow me :)
Hm, das schien es wohl zu sein...
Noch halb in den Erinnerungen schwelgend, folgte ich den Pfeilen, die tatsächlich genau den Weg markierten, den wir damals gegangen waren.
Warum hatte Marius da so viel Arbeit reingesteckt? Er musste doch Wochen allein schon an der Planung und Organisation gesessen haben... Und das mit dem Video wusste ich ja, nur nicht wann er das gedreht hatte.
Und vor allem war es mir immer noch ein Rätsel, warum er das alles machte. Es schien etwas Großes zu sein, das war klar.
Leicht zuckte meine Augenbraue in die Höhe, als ich schließlich an einer verlassenen Lagerhalle ankam.
Ein Pfeil klebte an der leicht angelehnten Tür und deutete so nach drinnen.
Wie's aussah, hatte ich die nächste Station erreicht...

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