65-So verdammt kompliziert

230 18 21
                                    

Lustlos sah ich auf meine Tastatur, während ich versuchte irgendeinen sinnvollen Text für ein Video zu schreiben. Aber es war schwierig irgendetwas Fröhliches zu produzieren, während man selbst nicht wirklich glücklich war...
Und das wirkte sich auch auf mein Umfeld aus, denn auch die Jungs behandelten mich anders. Sie waren vorsichtiger, sprachen Marius trotzdem nicht in meiner Gegenwart an und versuchten mich zu schonen, mir mehr Freizeit als nötig zu geben. Doch mir waren ihre Blicke nicht entgangen. Hinter meinem Rücken redeten sie über Marius und mich, doch verstummten sofort, wenn ich den Raum betrat. 
Aber wirklich verübeln konnte ich es ihnen auch nicht, schließlich war auch Marius ihr Freund und er war immer noch ein Teil der Bamcrew. Und irgendwie war es klar, dass sowas irgendwann mal passieren würde. Nur dass das gleich so ausartete.... 
Wir wussten doch Beide nicht wie es weitergehen sollte...
Und vor Allem wann es weitergehen sollte...
Mit einem eindringlichen Ton machte mein Handy auf sich aufmerksam und ich seufzte traurig, als ich den Namen auf dem Display las.
Marius.
Aber dieses Mal war es kein Anruf, sondern eine Nachricht. 
Etwas zwiegespalten, entsperrte ich mein Handy und öffnete den Chat mit ihm. 
Er hatte mir gleich mehrere geschrieben....doch die Letzte war am längsten...

Hey, Hanna.
Ich weiß nicht ob du das liest oder ob du mich schon blockiert hast, aber ich will trotzdem versuchen mich zu entschuldigen.
Es war vollkommener Schwachsinn dir das mit Passi zu unterstellen. Ich habe mir versucht das immer und immer wieder einzureden, aber jedes Mal habt ihr so vertraut und glücklich gewirkt, dass ich mich etwas ausgeschloßen gefühlt habe... Und ja, eifersüchtig war ich auch. Ich war richtig eifersüchtig.
Und ich habe dich vermisst.
Du warst dauerhaft mit anderen Dingen beschäftigt und eigentlich sollte ich auch dafür Verständniss haben, aber in der Sache war ich ziemlich egoistisch. Am liebsten hätte ich dich die ganze Zeit in meiner Wohnung behalten und dich wie so ein kleines Kind nicht mehr hergegeben.
Aber du hast trotzdem versucht für alle da zu sein und ich habe dir das Ganze echt schwer gemacht, indem ich mich von dir distanziert habe. Hätte ich das nicht gemacht, wäre es auch wahrscheinlich niemals zu dem Streit gekommen...
Und du würdest jetzt neben mir sitzen und ich würde nicht diese Nachricht schreiben, in der Hoffnung, dass du sie liest.
Ich hab's echt verkackt.
Ich weiß nicht was mit mir los war.
Als ich euch Beide in deiner Wohnung  gesehen habe, sind bei mir alle Sicherungen durchgebrannt. Nichts was ich gesagt oder getan habe, war richtig und ich bereue es unheimlich. Ich wollte dich nicht anschreien. Ich wollte dich nicht verschrecken. Ich wollte Passi nicht weh tun. Ich wollte euch Beiden nicht weh tun.
Ich will das wieder gut machen.
Bitte gib mir eine Chance dazu.

Etwas überfordert starrte ich nach unten, während die Worte langsam vor meinen Augen verschwammen. 
Einerseits wollte ich ihm verzeihen, andererseits konnte ich es nicht. Und der Leidtragende war Marius...und ich auch. Hätten ich ihm mehr Aufmerksamkeit geschenkt und hätte Marius vorher mit mir darüber gesprochen, dann wäre das alles nicht passiert. Dann wären wir jetzt nicht zerstritten. Würden uns nicht anschweigen. Wären einfach nur glücklich.
Warum musste das alles nur so verdammt kompliziert sein?!

Effekt oder Defekt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt