52-Abwarten

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"Damit wär's das.", erklärte Ju zufrieden und streckte sich auf seinem Stuhl. Ein einfaches "Hm" war von mir zu hören, während ich weiterhin müde auf meinen Bildschirm starrte. Wir Beide hatten für ein BulienVideo die Nacht durchgemacht, während die Anderen schon nach Hause gegangen waren und mittlerweile war es auch schon wieder um 4 Uhr morgens. Ju hatte mir zwar versichert, dass er das auch allein schaffen würde, doch so hatte ich die Möglichkeit einer Konfrontation mit Marius aus dem Weg zu gehen. Und so wie er heute drauf war, tat ihm ein wenig Ruhe auch mal ganz gut. Seit heute Morgen hatte er kaum ein Wort mit mir gewechselt und wenn, dann nur ziemlich mürrisch. 
Ehrlich gesagt wusste ich nicht, was momentan mit ihm los war. Gut, in letzter Zeit sah ich ihn kaum noch, aber das lag auch an den ganzen Drehs und dass wir teilweise auch gar nicht mehr zusammen nach Hause gingen. Meistens blieb einer von uns noch einige Stunden länger oder der Dreh war einfach so aufwendig, dass wir kaum noch zum Schlafen kamen. Und damit hatten wir auch so gut wie nie Zeit füreinander. 
Aber wenn Marius dann der Meinung war, dass er auch noch schlechte Laune haben musste, dann sollte er das auch machen. 
Aber ohne mich.  
Und auch wenn ich zugeben musste, dass ich in letzter Zeit viel ohne ihn gemacht hatte, war das trotzdem keine Entschuldigung für sein Verhalten. 
"Ich gehe dann mal noch für ein paar Stunden in's Bett.", kündigte Ju an und drehte sich zu mir um, "Du kannst übrigens auch gerne hier schlafen." 
Abwesend nickte ich nur, während Ju mich skeptisch musterte.

"Ist was?"

"Nein, alles gut.", log ich und lächelte leicht, weiterhin auf meinen Bildschirm starrend. "Irgendwas ist los.", hakte Ju nach, "Marius?" 
Seufzend sah ich ihn an: "So offensichtlich?" "Naja, er war ja heute nicht wirklich gut drauf.", zuckte Ju mit den Schultern, "Und so wie mir das aufgefallen ist, geht das mit der schlechten Laune schon eine ganze Weile so. Nur bei dir hat er sich immer noch halbwegs bemüht freundlich zu sein." "Na das ist dann wohl auch vorbei.", stellte ich trocken fest, "Ich glaube momentan nervt es ihn einfach nur, dass wir kaum noch Zeit für uns haben." 
"Das hätte er sich vorher überlegen sollen.", erklärte der Halbasiate, "Wir haben nun mal durch die Videos wenig Zeit. Und ihr wusstet Beide, dass eine Beziehung nicht ganz so leicht sein würde. Aber bisher habt ihr das ja auch ganz gut hinbekommen." 
"Ich weiß auch nicht so genau was mit ihm los ist...", murmelte ich leise, "Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass da noch etwas Anderes dahinter steckt... In letzter Zeit starrt er einfach nur vor sich hin oder scheint über irgendwas nachzudenken, aber sobald ich ihn darauf anspreche, blockt er sofort ab. Weißt du irgendwas?"
"Nein, gar nichts.", beantwortete Ju meine Frage, "Aber was sollte es denn sein? Das letzte Mal als er so mit den Nerven am Ende war, hat er den Antrag vorbereitet. Und danach schien er ja ganz gut drauf zu sein. Aber mir hat er nichts erzählt und Thomas, so weit ich weiß, auch nicht. Und mit Passi redet er ja gar nicht mehr. Der Einzige mit dem er mittlerweile am meisten redet, ist Vince, wenn ich das richtig mitbekommen habe. Aber auch er meinte, dass Marius momentan ziemlich schlecht drauf ist."  
"Und was machen wir jetzt?", fragte ich hilflos. 
"Abwarten.", murmelte Ju und legte mir eine Hand auf die Schulter, "Vielleicht wissen wir bald mehr."

"Hoffentlich."

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