79-Abstand

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4 Tage später stand ich verträumt im Wintergarten und sah nach draußen.
Das Video für diese Woche war abgedreht und wir hatten damit frei.
Doch da Marius noch zwei-drei Dinge an seinem Pc machen wollte, wartete ich auf ihn, damit wir zusammen nach Hause gehen konnten.
Also naja...das hieß eigentlich, dass er mich bis zu meiner Wohnung brachte. Er könnte zwar mit hochkommen, doch mittlerweile fiel es ihm ziemlich schwer auf Abstand zu bleiben, weswegen es besser war, wenn er erst einmal nicht ganz so viel Zeit in meiner Wohnung verbrachte.
Aber ich bemühte mich ihn so schnell wie möglich davon zu entlösen.
Und mittlerweile kommte ich ihn fast immer umarmen, ohne mich unwohl zu fühlen. Ein ziemlicher Fortschritt eigentlich.
"Hey.", erklang plötzlich Marius' Stimme hinter mir und ich warf einen grinsenden Blick über meine Schulter, während er auf mich zukam. Langsam legte er seine Arme um meine Hüfte und zog mich zu sich heran, was ich auch zuließ, während ich mich zusammen riss, es zu genießen. Aber es war auszuhalten. Und wie gesagt, das ging meistens.
"Alles in Ordnung?", raunte er mir in's Ohr und ich nickte langsam, während ich mich ein wenig an ihn lehnte.
Ein Lachen war von Marius zu hören, bevor er seine Stirn in meinen Nacken legte.
Sein warmer Atem strich über meinen Hals und ich schauderte kurz.
Okay Marius, reicht auch so langsam...
Eine Weile blieben wir einfach so stehen, als Marius sich hinter mir wieder bewegte.
Und schon im nächsten Moment spürte ich seine Lippen auf meinem Hals liegen.
Sofort verkrampfte ich mich: "Marius..."
"Hm?", nuschelte er nur abwesend und hauchte einen weiteren Kuss auf meinen Hals, was mir eine Gänsehaut bescherte. Und die war nicht, weil ich mich wohlfühlte...
Das war mir echt zu viel.
"Das...", fing ich an und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, doch er hielt mich fest und bemerkte mein Unwohlsein anscheinend nicht einmal.
"Hör auf.", brachte ich endlich gepresst heraus, doch Marius tat nicht was ich wollte. Im Gegenteil.
Mittlerweile wurde er sogar ziemlich aufdringlich.
Ein eisiger Schauer nach dem anderen jagte meinen Rücken hinunter und mit einigen hektischen Bewegungen befreite ich mich aus seinen Armen.
Etwas geschockt starrten wir uns Beide für einen Moment an, bevor ich meine Stimme wiederfand: "Ich geh dann mal."
"Ich komme mit.", antwortete er sofort schuldbewusst.
"Ich gehe lieber allein nach Hause.", erklärte ich ihm mit einem gezwungenem Lächeln und beeilte mich, mir meine Jacke zu schnappen. "Hanna, tut mir leid, ich dachte-", fing Marius an, doch ich unterbrach ihn mit einem Kopfschütteln: "Ich weiß. Aber das...es war einfach zu viel, ok?"
"Ich will das nicht mehr...", murmelte er traurig und senkte den Kopf, "Ich kann nicht mehr so auf Abstand bleiben..."
Wehmütig sah ich ihn an: "Ich weiß...ich sollte jetzt besser gehen."

Effekt oder Defekt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt