58-Ein kleiner Rat

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Das Klingeln an meiner Wohnungstür riss mich aus meinen Gedanken und ich sah überrascht auf.
Wer wollte denn jetzt schon wieder was?
Marius konnte es nicht sein, der hatte einen Schlüssel und würde definitiv nicht klingeln. Und außerdem war es verdammt unwahrscheinlich dass er nach unserem Streit jetzt hierher kommen würde. Meine Schuld.
Seufzend erhob ich mich und trottete zur Tür. "Mhm?", fragte ich in die Gegensprechanlage und eine bekannte Stimme meldete sich am anderen Ende: "Hey, ich bin's. Passi." Verwundert betätigte ich den Knopf, welcher die Tür öffnete. Okay, was kam jetzt?
Leicht schnaufend kam Pascal in Sicht, doch grinste sofort, als er mich sah: "Sorry für die Störung."
Abwinkend wiegte ich den Kopf: "Ach, keine Ursache. Komm rein." Mit einem dankbaren Lächeln zog er seine Schuhe aus und trat ein: "Bist du allein?" "Ja, wieso?", erwiderte ich verwundert und ließ mich auf mein Sofa fallen.

"Naja Vince hat mir erzählt, dass Marius heute was mit dir machen wollte."

"Tja, nur hab' ich keine Lust auf seine Laune.", erklärte ich trotzig, "Und er soll auch zu spüren bekommen dass er nicht so einfach damit durchkommt." Nachdenklich legte Passi den Kopf schief: "Verständlich. Aber vielleicht solltet ihr auch einfach mal einen Strich darunter machen? Ihr leidet doch Beide unter der jetzigen Situation und ey, ihr seid verlobt." "Wenn Marius das überhaupt noch möchte.", murmelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart und verschränkte die Arme. "Ach komm, so schlimm ist es doch nicht. Er hat eben schlechte Laune.", versuchte Passi mich aufzumuntern, doch ich schüttelte den Kopf: "Es klang so als ob ich irgendwas falsch gemacht hätte, aber ich weiß nicht was." "Marius und seine Macken eben. Aber ihr solltet das trotzdem wieder gerade biegen, bevor das Ganze eskaliert.", erklärte er und seufzte leicht. "Also was ist los?", erkundigte ich mich, um vom Thema abzulenken.

"Ich soll Celines Eltern kennenlernen."

"Ohhhhhhh...", entfuhr es mir und ich hob das Kinn, "Und lass mich raten: Du brauchst Hilfe?"
"So sieht's aus.", bestätigte er und seufzte tief, "Und du verstehst mich da wahrscheinlich am besten." Sofort nickte ich: "Ja schon, aber wirklich helfen kann ich dir ja auch nicht." Hoffnungsvoll runzelte er die Stirn: "Nicht mal einen kleinen Rat?"
"Bleib du selbst.", riet ich, während ich aufstand und mich vor ihn stellte, "Das klappt schon. Und wenn nicht, dann gebe ich dir jetzt den gleichen Rat, den du mir gegeben hast: Sie bleibt trotzdem bei dir."
Schmunzelnd sah mich Passi an, bevor er mich in eine Umarmung zog: "Danke."
"Immer gerne.", grinste ich, "Dafür sind Freunde doch da."
Eine angenehme Stille folgte darauf, die aber sofort wieder von einem leisen Klicken zerstört wurde. Im nächsten Moment öffnete sich die Wohnungstür und Passi und ich stoben schnell auseinander.
Mit einem verdutzten Blick starrte uns Marius an, den Schlüssel in der Hand, während seine Miene langsam einen angespannten Ausdruck annahm und er auf uns zukam.
Ohne einen weiteren Ton packte er Passi am Kragen und zog ihn mit sich. Entgeistert starrte ich die Beiden an, unfähig mich zu bewegen.
Doch wenn ich gewusst hätte was danach kommt, wäre ich doch lieber weggerannt...

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