71-Willkommen zurück

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"Denkst du wir können uns mal treffen?", fragte Passi und starrte auf das Kameradisplay.
Irritiert sah ich zu ihm: "Was?"
"Ob du Lust hättest Celine mal kennen zu lernen.", erläuterte er. "Achso. Ja, gerne.", lächelte ich, "Wird bestimmt lustig sie mal zu treffen."
Nachdenklich zog er eine Augenbraue in die Höhe: "Soll ich vier oder drei Leute einplanen?"
Nicht wirklich verstehend sah ich Passi an und er seufzte kurz: "Marius?"
"Oh...", kam über meine Lippen, "Keine Ahnung, ehrlich gesagt."
"Was-", fing Passi an, doch in diesem Moment fiel die Haustür zu und ich verkrampfte mich schlagartig.
Ju, Thomas und Vince waren schon da, also konnte nur eine Person gerade das Haus betreten haben...
Hilflos rutschte ich noch ein Stück näher zu Passi und beugte mich über seine Schulter. Er strich kurz beruhigend über meine Hand, bevor wir Beide abwartend auf die Kamera in seinen Händen starrten. Im oberen Stockwerk erklangen Stimmen und ich tauschte einen einstimmigen Blick mit Passi.
Marius war wieder da.
Hibbelig sah ich weiter auf die Kamera, als plötzlich etwas Warmes meine Hand berührte und Finger sich vorsichtig um mein Handgelenk schlossen.
"Hey...", murmelte Marius zurückhaltend und Passi sah über seine Schulter zu ihm. "Hi.", antwortete er nur distanziert und sah ihn anklagend an, bevor er sich ganz zu ihm umdrehte.
Marius' Hand schloß sich etwas fester um meine: "Ich...es...Leute, es tut mir leid. Ich bin ein absoluter Idiot zu denken, dass ihr was miteinander haben könntet. Ihr seid die zwei wichtigsten Menschen in meinem Leben und meine Seelenverwandten...
Ich bin an dem Abend ziemlich ausgerastet und das hätte nicht passieren sollen. Dazu hatte ich nicht das Recht.
Und ich verstehe wenn ihr sauer auf mich seid und-"
"Alter, hol doch mal Luft.", unterbrach Passi Marius' Redefluss und brachte ihn so zum Schweigen, "Du scheinst es ja begriffen zu haben."
Nun sah auch ich zu Marius.
Und ehrlich gesagt erschrack mich sein Anblick ein wenig.
Sein Gesicht war mehr als blass und auch ansonsten sah er ziemlich krank aus. Seine Augen hatten den Glanz verloren, seine Haare standen unordentlich in alle Richtungen ab, so als würde es ihn nicht mehr interessieren wie sie aussahen. Und unter seinen Augen zeigten sich dunkle Ringe. Ich wollte nicht wissen wann er das letzte Mal geschlafen hatte.
Aber ich konnte es mir denken, denn ich sah auch nicht besser aus, wenn ich jeden Morgen in den Spiegel sah. Nur konnte ich mir noch gefühlt tonnenweise Make-Up in's Gesicht klatschen um wenigstens halbwegs annehmbar ausszusehen, während das bei Marius nicht der Fall war.
"Also bist du nicht mehr sauer?", fragte er und sah Passi an.
"Sauer schon, aber wir machen doch alle Fehler. Pass nur auf, dass du den gleichen nicht noch einmal machst.", lächelte dieser leicht und klopfte ihm auf die Schulter, "Willkommen zurück, Bro."
Beschämt senkte Marius den Kopf und murmelte ein leises "Danke", bevor er mich hoffnungsvoll ansah.
Ausdruckslos starrte ich ihn für einen Moment an.
Dachte er wirklich, dass man das mit einer einfachen Entschuldigung vergessen konnte?
Und plötzlich war alles wieder gut?
Nein, nicht mit mir.
Jemandem zutiefst zu misstrauen und ihm Untreue vorzuwerfen, konnte man nicht so schnell vergessen. Oder zumindest konnte ich es nicht.
Und das sollte er auch wissen.
Mit einem verächtlichen Blick musterte ich ihn für einen Moment, bevor ich leicht den Kopf schüttelte und an ihm vorbei ging.
Seinen traurigen Blick spürte ich deutlich in meinem Rücken, aber mein Stolz war mir gerade wichtiger als Marius' Gefühle.
Und jeder hatte meine Reaktion bisher befürtwortet.
Und das meiner Meinung nach auch zurecht.

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