78-Langsam

246 18 4
                                    

Schweigend liefen wir nebeneinander. Mein Blick ging zu Marius, der mich ebenfalls ansah. Seit zwei Tagen redeten wir nun wieder miteinander und langsam näherten wir uns wieder an, auch wenn ich mich immer noch manchmal unwohl in seiner Nähe fühlte, wenn er mir zu nahe kam. Ich wusste selbst nicht warum das so war, aber ich konnte es auch nicht ändern. Aber Marius verstand es und gab mir Zeit. Und die brauchte ich auch.
Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen und er berührte vorsichtig meine Hand mit seiner, bevor er unsere kleinen Finger miteinander verschränkte. Einige Meter liefen wir so, bis wir schließlich alle Finger miteinander verschränkten und uns angrinsten.
Kitschig, ich weiß.
Aber irgendwie auch notwenig für uns Beide.
Wir wollten das wieder hinbekommen, egal wie lange es dauern würde.
"Alles in Ordnung?", fragte Marius trotzdem nach und ich nickte sofort.
Ich wusste, dass er gerne die Distanz zwischen uns verringern wollte, aber damit hatte ich ein Problem und er wusste das. Und deswegen blieb er geduldig.
Dieser Typ war echt zu gut für diese Welt. Was hatten seine Eltern eigentlich gemacht um ihn so gut hinzubekommen? Obwohl...so genau wollte ich es gar nicht wissen.
Trotzdem stahl sich wegen dieser Vorstellung ein Grinsen auf mein Gesicht und wurde auch sofort von Marius bemerkt. Neugierig runzelte er die Stirn: "Was ist los?"
"Ich hab gerade nur nachgedacht.", grinste ich.

"Über?"

"Das willst du nicht wissen, glaub mir.", schüttelte ich leicht den Kopf, "Das Kopfkino erspare ich dir."
"Dann ähm...danke?", lachte er leise und sah wieder nach vorn.
Mittlerweile kam auch das Bamhaus in Sicht und er löste unsere Finger voneinander, während wir den Weg zur Haustür entlangliefen. Marius' Schlüssel klimperten leise, als er sie aus seiner Jackentasche zog und mit einem schüchternen Lächeln in meine Richtung, die Tür aufschloß.
Kaum hatten wir das Haus betreten, kamen auch schon Passi und Thomas aufgeregt angerannt. "Okay Leute, uns ist gerade aufgefallen, dass noch einige Sachen für den Dreh fehlen und Thomas und ich gehen die jetzt holen.", erklärte Passi, "Hanna du solltest mitkommen."
"Ähm...ok...", willigte ich etwas überrumpelt ein, während von oben eine weitere Stimme erklang: "Marius, komm mal her!"
"Alles klar, ich komme!", rief Marius sofort zu Ju zurück und hastete einige Schritte nach vorn, bis er abrupt stehen blieb und sich zu mir umdrehte.
"Bis ähm...später.", murmelte er nur leicht und hielt für einen Moment inne, biss sich verlegen auf die Lippe, bevor er flüchtig einen Kuss auf meine Wange hauchte und nach oben stürmte.
Etwas perplex sah ich ihm nach, während meine Hand nach oben fuhr und die Stelle an meiner Wange berührte.
Auch Passi und Thomas starrten mich perplex an, da das das erste Mal war, dass er das nach unserem Streit getan hatte. Und ein Kuss auf die Wange war definitiv mehr als Händchen halten.
Verwundert räusperte sich Thomas: "Hat er gerade....?"
"Ja.", bestätigte ich ihm abwesend, "Hat er."

Effekt oder Defekt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt