85-Das Beste...

273 20 10
                                    

"Das ist sooooo schön.", grinste ich und kuschelte mich an Marius' Schulter, nachdem er sich auf das Sofa fallen gelassen hatte. Die Ärmel seiner Jacke über meine Finger ziehend, schloss ich genießerisch die Augen. Jap, ich hatte mir mal wieder ein Kleidungsstück von Marius geschnappt. Passend zum Filmabend.

"Irgendwas sagt mir, dass ich dich heute noch in's Bett tragen darf."

"Irgendetwas sagt mir, dass du das gerne machst.", konterte ich grinsend. Lachend drückte mir Marius einen Kuss auf die Wange: "Habe ich eine Wahl?"

"Du könntest mich auch genauso gut hier liegen lassen und in Kauf nehmen, dass ich im Schlaf runterfalle und mir das Genick breche."

"Bitte nicht.", feixte er, "Wer soll denn sonst auf unsere Kinder aufpassen?" "Ernsthaft?", lachte ich und schubste ihn leicht an der Schulter, "Unsere Kinder?"
"Irgendwann mal schon.", erwiderte er, bevor sein Blick unsicher wurde, "Oder?"
"Ich könnte mir Kinder schon vorstellen.", lächelte ich, "Aber nicht jetzt..." "Sehe ich ebenso.", flüsterte er und drückte mich an sich, "Gott, was soll aus den Menschen werden, die unsere Gene haben? Da ist das Chaos ja schon vorprogrammiert..."
"Die werden wahrscheinlich schon Effekte in AfterEffects machen können, bevor sie überhaupt laufen können.", lachte ich und vergrub mein Gesicht an seiner Halsbeuge. "Das...wäre sogar eine Idee.", lachte er. Kopfschüttelnd sah ich ihn an: "Vergiss es."

"Schade..."

"Hör auf so zu grinsen...", murmelte ich, da ich ganz genau wusste, was er gerade dachte. "Nicht mal ein paar kleine Effekte?", versuchte er es mit seinem Hundeblick und ich hatte echt Mühe standhaft zu bleiben: "Nein."
"Wir reden nochmal, wenn es soweit ist.", entschied er, "Aber das hat ja noch eine Weile Zeit."
"Richtig.", stimmte ich ihm zu, "Momentan gibt es nur uns."
"Und das ist gut so.", grinste er und kam meinem Gesicht näher, "Dann kann man nämlich einige Sachen machen..."
"Krieg' das bitte in den Griff.", stöhnte ich und setzte mich auf, "Das ist ja echt schlimm."

"Ach, ich hab nicht das Gefühl, dass es dich wirklich stört."

"Stimmt auch wieder...", gab ich kleinlaut zu, "Aber du bringst mich manchmal echt in Verlegenheit damit."
Lächelnd rutschte er ein Stück nach oben: "Und das ist meiner Meinung nach ziemlich cute."
Automatisch gingen meine Hände hoch zu meinen Wangen, die sich schlagartig erwärmt hatten.
Jaja, cute....
Eine Weile sahen wir uns schweigend an und Marius legte den Kopf schief: "Ich bin froh, dass wieder alles gut zwischen uns ist."
"Ich auch.", gestand ich, "Das waren ziemlich blöde Tage."

"Du sahst auch nicht wirklich gut aus."

"Du auch nicht.", konterte ich, "Und dann habe ich es dir auch noch so schwer gemacht und habe dich ignoriert..."
Seufzend setzte er sich nun ebenfalls auf: "Das hatte ich verdient...und ich wollte es eigentlich auch so hinnehmen...aber irgendwann musste ich einfach irgendwas machen..."
"War auch ganz gut so.", erklärte ich ihm, "Wahrscheinlich hätte ich mich sonst noch mehr in meiner Ecke verkrochen und wäre dort nie wieder rausgekommen. Genauso beim zweiten Mal. Die Situation war zwar nicht schön, aber sie hat dennoch etwas gebracht."
"Irgendwie kriegen wir es doch immer hin...", lächelte Marius, während ich mich ihm gegenüber an der Armlehne anlehnte und ein wenig nach unten rutschte. "Wir sind zwei komplette Chaoten.", kommentierte ich und sah zu ihm, "Aber deswegen passen wir so gut zusammen."
"Schon lustig wie lange wir gebraucht haben, um das zu merken...", schmunzelte er, "Das ist schon über 3 Jahre her, dass wir uns kennengelernt haben...."
"Stimmt.", gab ich ihm Recht, "Oh man, ich erinnere mich noch, wie ich gemerkt habe, dass ich einen Crush auf dich hatte...."
"Ach echt? Wie denn?", fragte Marius sofort neugierig und ich lächelte leicht.

Interessiert hörte ich Tess' Schilderung zu, als sich plötzlich Lena zu Wort meldete: "Sag mal, Hanna, was ist eigentlich so dein Männergeschmack? Das ist ja nie so wirklich bekannt geworden." Nun war die volle Aufmerksamkeit auf mich gerichtet und ich sah verwirrt zwischen Allen hin und her: "Ist das wirklich so wichtig." "Ja.", brachten Tess und Nina im Chor heraus und Lena grinste triumphierend. "Also dann, beschreibe doch einmal deinen Traummann.", forderte sie und ich seufzte ergeben. Schön, wenn sie unbedingt wollten... "Er sollte...keine Ahnung...herzlich sein. Und fürsorglich.", fing ich stockend an, "Ich weiß nicht, jeder Mensch ist einzigartig und ich will mich nicht so wirklich festlegen..." Genervt seufzte Tess: "Manchmal bist du echt anstrengend. Dann stellen wir die Frage mal um und da du dich ja nicht auf bestimmte Charaktereigenschaften festlegen willst: Was findest du an Männern äußerlich attraktiv?" Oh Gott, dieses Thema wieder. "Puh, da muss ich überlegen.", murmelte ich und blickte nachdenklich in mein Weinglas. "Naja, braune Haare finde ich ganz hübsch und wenn sie so schön fluffig sind.", brachte ich heraus. "Augenfarbe? Klein oder groß? Muskulös?", forderte Nina weitere Informationen. "Ich mag eigentlich grüne Augen. Und er kann schon relativ groß sein. Und naja...er muss nicht muskelbepackt sein, das ist mir wirklich völlig egal." Verträumt versuchte ich mir die beschriebene Person vorzustellen, als unwillkürlich ein Bild in meinem Kopf aufblitzte und mir auffiel, dass ich wirklich eine Person beschrieben hatte oder wohl eher gesagt meine Beschreibung irgendwie unterbewusst nach ihr gerichtet hatte. Panisch nahm ich noch einen Schluck von meinem Wein, damit ich in Ruhe nachdenken konnte. Hatte ich gerade wirklich...? Nein, das war bestimmt nur ein Zufall...oder doch nicht? Meine Gedanken spielten verrückt, doch ein Satz bahnte sich in meinem Kopf an und füllte ihn langsam ganz aus.

Du hast gerade Marius beschrieben.

"Haha, ernsthaft?", prustete Marius los, nachdem ich ihm alles erzählt hatte, "Erst da?"
"Wann hast du es denn bemerkt?", wollte ich erstaunt wissen und er errötete leicht: "Naja eigentlich nicht ich, sondern Passi und Ju...und noch bevor du das erste Mal im Bamhais warst."
"Dann wolltest du ja schon immer was von mir...", schlussfolgerte ich, "Und ich Idiot habe es nicht bemerkt. Ich dachte echt immer du siehst mich nur als Freundin."
"Das dachte ich ja auch.", lachte er, "Und du glaubst nicht wie enttäuscht ich war, als ich endlich den Mut aufgebracht hatte und dich geküsst habe und du nichts gemacht hast."
"Das war aber auch eine ziemlich überrumpelnde Aktion!", rechtfertigte ich mich, "Aber ich habe ja bewiesen, dass du nicht falsch lagst."
"Zum Glück nicht.", seufzte er und kletterte zu mir herüber, "Sonst wäre das alles hier nie passiert."
Lächelnd zog ich ihn an mich, sodass er mit seinem Kopf auf meiner Brust lag, einen Arm um mich geschlungen.
Meine Hände legten sich in seinen Nacken und ich sah ihn verliebt an: "Das Beste was mir je passiert ist..."

Effekt oder Defekt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt