37-Du grinst wie ein Irrer

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Ein paar Sekunden verstrichen, bevor ich wirklich realisierte, was er gerade gesagt hatte.
Er wollte mich...? Also wir sollten...?
Aber jetzt würde alles einen Sinn machen.
Als er damals so aufgeregt war, als ich zufällig das Thema Heiraten angesprochen hatte und er mich nach meiner Antwort gefragt hatte. Er hatte es damals schon geplant.
Oder Kiko und Bao, die immer wieder auf eine Hochzeit angespielt hatten. Das konnte kein Zufall gewesen sein. Sie hatten es ebenfalls gewusst.
Oder als Marius gesagt hatte, dass er hoffte, dass das Video gut ankam. Ihm ging es darum, dass das Video bei mir gut ankam. Und deswegen hatte er auch so ein großes Geheimnis daraus gemacht.
Und als Ju gesagt hatte, dass es ihn wundere, dass er gerade jetzt einen Streit anfing. Das hatte er damit gemeint.
Marius kniete immer noch nervös vor mir und schlagartig fiel mir ein, dass ich ihm ja noch gar nicht geantwortet hatte.
"Ja!", brachte ich nur heiser heraus, da Tränen in meine Augen stiegen. Sofort erschien ein erleichterter Ausdruck auf seinem Gesicht und er sprang auf und umarmte mich.
"Oh mein Gott, ja!", flüsterte ich wieder und vergrub mein Gesicht in seinem Pullover und presste mich an ihn. Einzelne Freudentränen rollten über meine Wangen und ich schniefte kurz.
Wir sind tatsächlich verlobt.
Wir. Sind. Verlobt.
Irgendwie wollte das gerade nicht in meinen Kopf rein gehen.
Marius' Herzschlag beruhigte sich nun auch wieder langsam und ich schmunzelte leicht. Deswegen war der heute den ganzen Tag so abnormal gewesen.
Mit einem breiten Lächeln sah er mich an, bevor er mich liebevoll küsste und ich vergrub meine Hände am Stoff an den Seiten seines Hoodies, während ich den Kuss erwiderte.
Ich wusste gerade nicht, ob ich noch weiter so stehen bleiben konnte, denn ein aufgeregtes Kribbeln zuckte durch meinen Körper und am liebsten würde ich in die Luft springen und jubeln. Und stattdessen brachte ich kaum ein Wort heraus und Tränen liefen über meine Wangen. Wenn auch aus Freude.
"Hör bitte auf zu weinen.", schniefte Marius nun auch und löste sich von mir. Seine Hände fuhren sanft über meine Wangen, bevor er die darauf liegenden Tränen wegwischte: "Sonst fange ich auch damit an."
"Tut mir leid.", lachte ich leise und grinste zu ihm hinauf, "Ich kann's gerade nur nicht fassen."
"Ich auch nicht...", gestand Marius mit einem Seufzen.
"Du grinst wie ein Irrer.", bemerkte ich beiläufig.

"Ist ja auch gerade ziemliche irre, was hier gerade passiert ist."

"Du hast nur deine Freundin gefragt, ob sie den Rest ihres Lebens mit dir verbringen will...was sie auch ohne Antrag gemacht hätte."

"Aber so ist es viel romantischer.", grinste Marius, "Irgendwie schon komisch, dass du jetzt nicht mehr nur 'meine Freundin' sondern 'meine Verlobte' bist."
"Und bald 'deine Frau', stell dir vor.", lachte ich und legte die Arme um seinen Hals, "Aber daran könnte ich mich gewöhnen..."
Eine Weile sahen wir uns lächelnd an, als plötzlich eine Stimme aus der Dunkelheit ertönte: "Kannst du ihr jetzt endlich mal den Ring anstecken, damit wir euch auch gratulieren können?"
Erschrocken zuckte ich kurz zusammen, während Marius leicht verzweifelt den Kopf schüttelte. "Ähm...unsere Freunde stehen da hinten...", erklärte er entschuldigend und nahm seine Hände von meiner Hüfte. Zwischen seinen Finger hielt er die kleine Schachtel: "Also ähm...wenn du...also nur wenn du möchtest..."
"Natürlich.", lachte ich leicht, "Ich muss doch jedem zeigen, dass ich an den wunderbarsten Mann der Welt vergeben bin."
"Und ich an die wunderbarste Frau.", murmelte Marius schmunzelnd und nahm meine Hand von seiner Schulter. Vorsichtig steckte er den Ring auf meinen Finger: "Wow."
"Ja, wow.", stimmte ich ihm zu und begutachtete das silberne Schmuckstück, welches leicht in dem wenigen Licht schimmerte.
Im Grunde war es mir ziemlich egal wie der Ring aussah, da nur die Tatsache, dass er von Marius war, zählte, doch irgendwie stimmte es mich auch glücklich, dass er mir echt ziemlich gut gefiel.
"Ich habe diesen Ring schon eine ganze Weile und ich habe mir so oft vorgestellt wie es ist, wenn du ihn trägst, aber ich hätte nicht gedacht, dass es so krass ist.", flüsterte Marius fasziniert und verschränkte unsere Finger miteinander.
"Ich liebe dich.", flüsterte ich glücklich und lehnte mich an ihn, während hinter uns Schritte zu hören waren.
"Na endlich.", murrte Kiko und umarmte uns einfach Beide gleichzeitig, "Glückwunsch zur Verlobung."
"Das klingt so ungewohnt.", nuschelte Marius nachdenklich, "Aber nicht schlecht..."
"Weil ihr zwei zusammen gehört. Das sagen wir doch die ganze Zeit.", erwiderte Ju und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Der Halbasiate grinste über beide Ohren.
"Du glaubst nicht wie Marius uns in den Ohren gelegen hat, dass wir ja nichts sagen sollen.", kommentierte Bao.
"Und wie am Ende er mit den Nerven war und uns ständig gefragt hat, wie er am besten den Antrag macht und wo und wann.", hakte Passi ein und lachte leise.
Rezo neben ihm nickte eifrig: "Und wie er uns Wochen vorher schon gesagt hat, was wir heute zu tun haben und uns den Ablauf auswändig lernen lassen hat."
"Und wie oft er mich gefragt hat, ob ich ihn für einen guten Ehemann halten würde.", bestätigte nun auch Vince und stöhnte belustigt, "Wenn ich mir noch einmal irgendwas über Reden oder Ringe oder geheime Videos anhören muss, platze ich."
"Danke, Leute. Ehrlich.", ergriff nun Marius wieder das Wort, "Ohne euch hätte ich das nie geschafft."
"War uns eine Ehre.", grinste Ju und erhielt sofort die Zustimmung der Anderen, "Und jetzt gehen wir eure Verlobung feiern!"

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