31-First christmas...

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"Wann haben die das denn alles hingelegt? Ich war doch vorhin noch da...", murmelte ich verwirrt und starrte auf das Handy, welches ich auf dem Boden in meinem Wohnzimmer gefunden hatte. Doch diesem schenkte ich für den ersten Moment nicht ganz so viel Beachtung.
Marius hatte gesagt, ich sollte mich an all' die Highlights erinnern.
Und das war eine verdammt schöne Idee. Mit einem Grinsen ging mein Blick zu einer bestimmten Wand in meinem Wohnzimmer.

"Hey!", lachte er, bevor er einen Finger in die Farbe tunkte und mir ebenfalls einen Streifen auf die Wange verpasste. Sorry, aber das konnte ich jetzt nicht auf mir sitzen lassen. Grinsend spritze ich etwas Farbe in seine Richtung, worauf seine Augen schelmisch funkelten, bevor er einen Farbeimer, in dem nur noch minimal Farbe drin war, nahm und mich ein kleiner Schwall Farbe traf. Überrascht quiekte ich auf und versuchte einen Sprung zu Seite, doch der Boden war durch die ganze Farbe rutschig geworden, weswegen ich ausrutschte und in Marius' Richtung flog. Meine Arme suchten hilflos nach Halt und ich musste einfach auf Marius' Reaktionsvermögen hoffen. Da er aber nicht damit gerechnet hatte, hatte auch er Probleme sich auf den Beinen zu halten und im nächsten Moment lagen wir Beide am Boden. Naja, eher gesagt, ich lag komplett am Boden, während Marius, sich hatte über mir abfangen müssen und sich nun über mir abstützte. Meine Arme hatten sich um seinen Nacken gelegt und wir grinsten uns beide an. 20 Zentimeter Abstand zwischen uns, mehr war es definitiv nicht. Für einen kurzen Moment schwiegen wir beide, während ich ihn genau musterte. Seine grünen Augen, sein breites Lächeln, seine Haare, die mittlerweile in alle Richtungen abstanden. Ich war ihm noch nie so nahe gewesen...

Auch ich hatte damals überlegt ihn zu küssen. Aber ich hatte es nicht getan.
Aus Angst vor einer Abweisung.
Doch dabei war das damals völlig unbegründet gewesen. Nur wusste ich es zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Und das war damals unser größter Fehler gewesen.
Die trüben Erinnerung mit einem Kopfschütteln verscheuchend, widmete ich mich nun doch dem Handy auf dem Boden.
Wieder ein Video.
"Hey.", begrüßte mich Marius auch hier wieder und grinste, "Da du ja das Video gefunden hast, gehe ich mal davon aus, dass du den Satz noch kanntest. Und ich hoffe, dass du dazu noch die Situation im Kopf hast.
Ehrlich gesagt frage ich mich bis heute, warum ich dich damals nicht einfach geküsst habe. Wahrscheinlich war ich damals einfach zu unsicher...
Aber am Ende habe ich es ja doch irgendwann getan und auch, wenn danach erst mal nicht so der erhoffte Moment eingetreten ist, haben wir es ja doch irgendwie hinbekommen, richtig?
Aber wir sind ein Team und dazu noch ein ziemlich gutes.
Und das wird hoffentlich für immer so bleiben..."
Nachdenklich legte er eine kurze Pause ein.
Und irgendwie beschlich mich das Gefühl, dass hier mehr hinter steckte, als nur eine Aufmerksamkeit von ihm. Das hier war was Größeres. Und anscheinend auch ziemlich wichtig für ihn.
"Alles klar, bist du bereit für das nächste kleine Rätsel?", fragte er und lächelte leicht nervös, "Ich sage nur 'erstes gemeinsames Weihnachten'."
Und schon wurde der Bildschirm schwarz und ließ mich etwas ratlos zurück.
Ähm...okay? Was genau meinte er damit? Wie sollte mir der Tipp weiterhelfen?
Hilflos sah ich mich um, doch konnte im ersten Moment nichts finden. Ach Marius, was hast du dir jetzt ausgedacht?
Mit einem leichten Seufzen stand ich auf und sah mich im Raum um, bis plötzlich mein Blick auf ein Bild an der Wand fiel.

"Das ist das beste Weihnachten überhaupt.", murmelte ich glücklich und schmiegte mich an Marius hinter mir. Er hatte seine Arme um meine Schultern geschlungen und stützte sein Kinn auf meinem Kopf ab: "Das ist es wirklich."
Eine Weile beobachteten wir das rege Treiben im Wohnzimmer.
Überall standen Freunde und Verwandte und unterhielten sich angeregt.
Automatisch ging mein Blick zu Marius' Eltern, welche sich in ein Gespräch mit Passi vertieft hatten. Doch ab und zu huschte ihr Blick kurz zu Marius und mir herüber und ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.
Ich konnte gar nicht beschreiben, wie erleichtert ich war, dass sie mich mochten...
Sanft drehte Marius mich plötzlich zu sich um und ließ seine Hände an meinen Armen herab fahren, bis er schließlich meine Hände ergriff. "Fröhliche Weihnachten.", flüsterte er liebevoll lächelnd und küsste mich sanft. "Dir auch.", murmelte ich und streckte meinen Kopf nach oben, während er sich nach unten beugte und seine Stirn an meine legte. Glücklich schloß ich die Augen.
"Ich liebe dich.", kam leise über meine Lippen.
"Ihr seid echt niedlich zusammen.", erklang Jus Stimme neben uns und erschrocken drehten wir die Köpfe. Mit einem zufriedenen Grinsen stand der Halbasiate da, in seinen Händen eine Kamera. "Du hast nicht ernsthaft davon ein Foto gemacht.", lachte ich leicht und schüttelte den Kopf.

"Doch. Und ich werde euch dazu zwinge das einzurahmen."

Und genau das hatte ich gemacht. Eingerahmt und an die Wand gehängt.
Vorsichtig trat ich näher heran und nahm den Bilderrahmen von der Wand.
Und landete einen Treffer.
Auf der Rückseite war ein Zettel angebracht und schmunzelnd faltete ich ihn auseinander.
Darauf befand sich die Adresse eines Kinos in Aachen und darunter ein einzelner Satz.

"Frag einfach an Kasse 3 nach #manna."

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