In den Fängen des Feindes

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Anakin

“Wo ist sie?“
Noch immer sprachlos betrachtete ich die Stelle, an der sie noch vor wenigen Momenten gestanden hatte.
“Anakin, wo ist Chloë?“, Obi-Wan schlang seine Hand fest um meinen Oberarm, doch ich schüttelte nur mit dem Kopf,
ohne ihn dabei eines Blickes zu würdigen.
“Anakin!“, in seiner Stimme konnte man den flehenden, beinahe schon verzweifelten Unterton erkennen, welcher mir nur ein noch größeres schlechtes Gewissen gab.

Warum hatte ich sie nicht aufgehalten?

“Sie ist mit ihnen gegangen, um nicht noch mehr Schaden anzurichten.“, Wut rauschte durch meine Adern - ich hatte mein Versprechen gebrochen; ich sollte mich an eine Sache halten,
doch sogar darin hatte ich versagt.
“Was? Warum hast du sie nicht aufgehalten!“, aufgeregt fasste mein alter Meister sich an die Schläfen; ich senkte meinen Blick, spürte bloß das brennende Gefühl des Versagens in mir, welches schwer auf meiner Brust lag.

Ich hörte ihnen nicht mehr zu.
“Meister?“, meine junge Padawan legte eine Hand auf meine Schulter, und warf mir ein mitleidiges Lächeln zu, weswegen ich nur mit den Augen rollen und die Geste ablehnen konnte. “Ich hätte - ich hätte sie nicht hierher bringen dürfen“, ein Zittern durchfuhr mich, “es ist meine Schuld.“, ich biss auf meine bebende Unterlippe.
“Kommt mit.“, meinte Ahsoka nur und zog mich hinter sich her.

“General Skywalker, wartet eine Sekunde!“, Mace Windu, mit welchem ich schon einige Missionen absolviert hatte, holte Ahsoka und mich eilig ein, “Padawan Tano, würdest du uns bitte einen Augenblick allein lassen?“, sie nickte und entfernte sich mit langsamen Schritten von uns. “Wir werden auf eine Nachricht der Attentäter abwarten müssen“, begann er, “so zurückverfolgen können wir sie nicht“, ich ließ erneut meinen Blick auf den Boden fallen, “aber wenn sie uns kontaktiert haben, werden wir eine Rettungsaktion in Angriff nehmen!“, annehmend nickte ich.

“Und - was werden wir jetzt die ganze Zeit machen? Es wird vermutlich noch eine Weile dauern, bis wir wieder etwas von der Death Watch hören werden. So rumsitzen und warten können wir auch nicht!“
Es war meine Schuld, dass sie erst von ihnen entführt wurde - ich hätte es besser wissen müssen!
“Leider wird das genau das sein, was wir machen müssen, General“, er sah mich entschlossen an, “und lassen sie sich in so einer Sache nicht von ihren Gefühlen leiten, General. Uns allen liegt viel an Meister Kryze, aber ohne Geduld kommen wir nicht weit.“

Ich schnaubte,
und beobachtete den älteren Meister, wie er zusammen mit einigen Klonkriegern verschwand.

Währenddessen begannen einige schon mit den Arbeiten,
die Stadt wieder herzurichten und aufzubauen. Doch ich konnte nicht aufhören, mit dem Gedanken zu spielen, mich selbst auf die Mission zu begeben, Chloë aus den Fängen unseres Feindes zu retten.

Ich war unentschlossen, ja.
Auch Meister Windu traf mit seinen Worten einen tiefen Punkt in mir - meine Gefühle leiteten die Art und Weise, wie ich handelte. War ich deswegen ein schlechter Mensch; ein schlechter Jedi?

Jedoch waren die Schuldgefühle, dass ich zugelassen habe, dass Chloë erst sich zu so einer Maßnahme entschlossen hatte, unerträglich.
Ich hätte etwas tun sollen.
Ich hätte etwas tun müssen.
Genau dieses Empfinden verschwand auch nicht mit der Hilfe meiner Frau,
die zwar nicht nachfragte,
aber wusste, dass etwas nicht stimmte.

Wenn nicht bald eine Nachricht der Death Watch eintrudeln würde,
dann würde ich selbst nach einer Lösung suchen,
egal, was sie von mir abverlangen würde.
Denn ich musste sie zurückholen, lebend.
Nicht nur für mich, sondern für Obi-Wan und Satine, welche noch nicht einmal von ihrem Verschwinden Bescheid wusste.

Sie brauchten sie,
genauso wie ich.

Huiuiui.
Die Gefühle werden stärker und offensichtlicher, hihi.

Die Tochter des Obi-Wan KenobiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt