Kapitel 12

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Ein wie von der Tarantel gestochener Mason, kam mit großen Schritten auf uns zu.

Das würde Ärger geben.
Ich konnte die Wut in seinem Gesicht erkennen und förmlich spüren, als er immer weniger Meter von uns entfernt war.

"Geht es euch eigentlich noch gut? Wie könnt ihr einfach meinen Wagen nehmen, ohne mich zu fragen?"

Mason gestikulierte wild mit seinen Händen, während er versuchte, nicht völlig die Fassung zu verlieren.
Lola neben mir wirkte völlig ruhig und drückte ihm nur die Schlüssel in die Hand.

"Ich habe gedacht, ich nehme ihn mir einfach als Entschuldigung deinerseits, für heute Morgen."

Sie provozierte ihn.
Wieso provozierte sie ihn?
Mason funkelte sie nur weiterhin böse an und ging nicht auf das ein, was sie sagte.

"Das gibt dir trotzdem nicht das Recht, dich an meinem nagelneuen Auto zu bedienen. Ich warne dich, wenn es nur einen Kratzer hat, bringe ich euch beide um."

Sein Blick huschte drohend zu mir.
Lola schubste ihn ein Stückchen von uns fort und zog mich in das Hausinnere, ohne sich noch einmal nach Mason umzuschauen.
"Hat der Probleme."

Lola schnaufte kurz, wirkte dann aber wieder überraschend gefasst.
Wie konnte sie das alles nur so locker nehmen? Brachte sie denn nichts aus der Fassung?

So viele Jahre gemeinsam mit den Jungs, musste sie wohl einiges und vor allem Geduld gelehrt haben.
Bevor Elijah mich mitgebracht hatte, war sie die einzige Frau im Haus gewesen.
So alleine unter Männern war es bestimmt nicht immer leicht.

Vielleicht würde ich in ein paar Jahren genauso sein wie sie, doch bis dahin, würde ich ab diesem Tag besonders darauf achten, dass mich Mason in der Nacht nicht doch erwürgte.

"Er ist schon ziemlich sauer."

Lola winkte nur ab und nahm auf einem Stuhl Platz. Brian war nicht an seinem Arbeitsplatz. Das konnte nur bedeuten, dass er oben bei den Kindern war, um sie zu unterhalten.

Die Mathestunde war sicherlich schon längst vorbei und die Kinder wieder voller Energie, um zu spielen und Spaß zu haben.

"Er wird darüber hinwegkommen. Ungefähr vor einem Jahr habe ich einen ganz großen Kratzer in sein Motorrad gemacht, weil ich ausversehen irgendeine Schranke gestreift habe."

Ungläubig starrte ich sie mit offenem Mund an.
"Und das hast du überlebt?"
Ihr Mund verzog sich zu einem schelmischen Grinsen.

"Du hättest sein Gesicht sehen sollen. Er hätte beinahe geweint. Er war viel zu geschockt, als dass er mich hätte anschreien können. Ich habe ihm ein Eis als Entschädigung ausgegeben."

Der Gedanke an das Gesicht von Mason wie er weinte, weil Lola schon wieder ihre Finger von seinen Sachen nicht hatte lassen können, ließ mich in ihr Gelächter miteinsteigen.

"Er verzeiht mir alles. Wir sind wie Geschwister, auch wenn das heute Morgen vermutlich nicht danach ausgesehen hat."

Ja, Geschwisterliebe sah definitiv anders aus. Aber was war schon normal an dieser Familie.

Ich war schon immer ein Einzelkind, jetzt fühlte ich mich, als wären diese Menschen schon mein ganzes Leben da gewesen.

Ich fühlte mich wohl hier.

Lola war wie eine Schwester für mich. Ich wusste, ich konnte mich immer auf sie verlassen.

Ich setzte die Brille ab und legte sie auf den Tisch. Es war ungewohnt mit ihr, auch wenn sie meine Sicht nicht einschränkte.
Die blonden Haare kamen mir nur noch komisch vor, wenn ich morgens an einem Spiegel vorbeilief.
Es dauerte meist einige Sekunden, bis ich mich von meinem Spiegelbild abwandte.

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