Kapitel 16

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Elijah

Es würde nicht mehr lange dauern und ich würde einem dieser Idioten einen Kinnhaken verpassen. Dieser Ort machte mich irre. Eine gute Sache war allerdings, dass endlich der Hofgang anstand. Frische Luft und Ruhe.

Ich war müde und das nicht von der Arbeit. Ich war kein großer Fan von der Arbeit in der Wäscherei, doch etwas Besseres gab es hier nicht. Und ich war froh über die Ablenkung die ich durch diese Beschäftigung erlangte.

Je länger ich morgens die kahle Wand vor mir anstarrte, umso mehr wünschte ich mir, endlich wieder bei Avery und all den anderen zu sein. Als wäre all das nicht genug, machte auch noch meine Mutter Probleme. Ich wollte nicht mit ihr sprechen. Das ich hatte ich ihr schon vor mehreren Jahren klargemacht, und es hatte sich nichts daran geändert.

Ich lief an einer Gruppe von fünf Männern vorbei. Sie standen in einem Kreis und flüsterten. Es würde mich nicht wundern, wenn sie gerade Geschäfte mit Drogen machten. Die freie Stunde wurde meist für solche Zwecke ausgenutzt. Die Häftlinge konsumierten währenddessen Drogen oder machten Geschäfte damit.

Sie unterdrückten und erpressten sich gegenseitig damit. Einfach nur Schwachsinnig. Nicht nur einmal hatte ich gesehen, wie um Drogen gespielt wurde. Dadurch entstanden nur Schulden oder sogar eine Sucht.

Hier im Knast mangelte es den meisten an vielen Dingen. Da kamen die Häftlinge natürlich auf die buntesten Ideen. Jared war einer von diesen. Er hatte unzählige Tattoos. So wie ich, nur, dass er sie sich selbst gestochen hatte. Einige sahen auch nicht wirklich gut gestochen aus.

Nicht nur einmal hatte er mir Drogen angeboten, damit ich ihm danach einen Gefallen erwies. Zu seinem Pech, war ich leider nicht so dämlich wie Thomas, der ihm, seit er vor fünf Tagen hierhergebracht wurde, jeden Wunsch von den Lippen ablas, nur damit er seine Sucht stillen konnte.

Ich hielt mich einfach von allen fern. Ich war nicht hier, um Freundschaften zu schließen. Und sicher auch nicht, um Drogen von einem Kerl anzunehmen, der wegen Todschlags verhaftet wurde.

Ich kam alleine ganz gut klar, und der Gedanke an Avery, machte den Gedanken an das alles hier, viel erträglicher. Es war unglaublich, was sie für meine – und jetzt auch ihre – Familie getan hatte. Als mir Jack davon erzählt hatte, war ich unglaublich stolz, aber auch unglaublich außer mir gewesen. Sie sollte sich nicht in solch eine Gefahr begeben.

So wie ich Avery kannte, machte sie Brian bestimmt das Leben schwer. Und man, ich vermisste sie. Ich vermisste, wie sich mich sauer musterte, sobald ich ihr etwas Gefährliches verbot. Ich vermisste es, sie zu küssen. Überall und zu jeder Zeit. Ich vermisste einfach alles an ihr. Und nachts, wenn ich alleine in meiner Zelle lag, überkam mich dieses schreckliche Gefühl, sie endlich wiedersehen zu wollen.

Doch ich konnte nicht. Nur wegen ihrem Vater konnte ich nicht, der nichts Besseres zu tun hatte, als seiner Tochter das Leben schwer zu machen. Wenn er mir jemals unter die Augen treten würde, könnte ich nichts versprechen.

Jack hatte mir alles erzählt. Auch, dass er Lucys Vater in einem Café gesehen hatte, während er Avery bedrängte. Mit Maik hatte ich auch noch ein Hühnchen zu rupfen. Ich wollte einfach nur noch, dass alle bezahlten, für das was sie uns angetan hatten.

Meine Familie musste umziehen und nur, weil niemand verstehen konnte, was hinter der Fassade passierte. Noch nicht einmal die Polizei konnte ihr Arbeit leisten. Hätte ich Lucy nie von ihren Eltern fortgeholt, wäre sie immer noch dort. Nicht daran zu denken, was alles hätte passieren können.

Ich hatte es satt, als Verbrecher abgestempelt zu werden, nur, weil ich versuchte zu helfen. Nur weil ich das tat, was eigentlich die Aufgabe anderer war. Ich hatte es satt, dass Avery deswegen leiden musste, weil niemand sehen wollte, was für ein Arschloch ihr Vater eigentlich war.

Ich nahm auf einer der Bänken Platz und atmete tief durch. Die ganzen Informationen von heute Morgen, waren einfach zu viel. Zu viel, um alles auf einmal zu verarbeiten.

"Hey, Jackson!" Wütend ballte ich die Hände zu Fäusten, als sich Jareds Gruppe mir näherte. Die sollten bloß wegbleiben. Ich konnte auf Gesellschaft gut verzichten.

Jared nahm neben mir Platz und wandte sich mir zu. Ich ignorierte ihn gekonnt und blickte stur geradeaus. Ich wollte mich nicht prügeln, also sollte er mir keinen Grund dafür geben.

"Willst du was?" Thomas hielt mir seinen Joint unter die Nase. Angewidert verzog ich das Gesicht. Ganz sicher nicht. Ich schlug es ihm aus der Hand. Er bückte sich hektisch, als rettete er den größten Schatz seines Lebens und nicht seine Drogen. Freak.

"Wieso schließt du dich uns nicht an?" Jared wies auf seine Gruppe Junkies und kam mir beim Sprechen etwas zu nah für meinen Geschmack. "Spuck mir nicht ins Ohr!", knurrte ich, war aber dennoch leicht amüsiert, als er geschockt das Gesicht verzog. Damit hatte er nicht gerechnet.

"Ich habe deine heiße Schnitte in den Nachrichten gesehen." Wütend knirschte ich mit den Zähnen, als er seine Lippen zu einem dreckigen Grinsen verzog. Er sollte nicht über Avery reden. Ich wollte ihren Namen aus seinem dreckigen Mund nicht hören. Ich war kurz davor ihm meine Faust in das Gesicht zu rammen.

"Halt die Klappe.", brachte ich unter zusammengebissenen Zähnen hervor. Die Wut in mir stieg an, als sein Grinsen immer größer wurde.

"Leihst du sie mir mal aus, wenn du mit ihr fertig bist." Das war's. Er war zu weit gegangen. Ich packte ihn so ruckartig am Hals, dass er sich nicht wehren konnte. Ich schubste ihn auf den Boden und meine Faust landete mitten in seinem Gesicht.

"Niemand fasst sie an oder denkt auch nur über sie nach!" Ich brüllte ihm so laut in das Gesicht, dass er zusammenzuckte. Erneut landete meine Faust in seinem Gesicht. Als er mich durch die blutverschmierten Zähne angrinste, konnte ich nicht anders. Ich würgte ihn.

Ich würgte ihn bis er röchelte. Ich wollte nicht noch länger absitzen, also ließ ich von ihm ab. Ich war kein Mörder und er würde mich auch nicht zu einem machen. Jared hustete laut auf und fasste sich beinahe hysterisch an den Hals. Verdient.

Gerade noch rechtzeitig bekam ich mit, wie einer seiner Leute ein Messer zückte und damit nach mir ausholte. In Sekundenschnelle wich ich nach links. Das Messer verfehlte mich nur um ein paar Millimeter. Verdammt, hatte ich mir da was eingebrockt. Der Häftling stach erneut zu, doch ich duckte mich rechtzeitig.

"Hey! Was ist denn hier los?" Ein Wärter kam geradewegs, mit schnellen Schritten auf uns zu gestampft. Der Häftling ließ das Messer in Sekundschnelle verschwinden. "Wenn du nicht sagst. Sagen wir auch nichts.", versicherte er mir. Meine Hände waren immer noch zu Fäusten geballt, aber es war ein Deal, den ich annehmen musste, wenn ich mich nicht für den blutigen Jared auf dem Boden verantworten wollte. "Wage es noch einmal etwas über meine Freundin zu sagen und ich drehe dir den Hals um.", flüsterte ich ihm drohend ins Ohr.

Immer noch mit schmerzverzerrtem Gesicht nickte er. Das hatte er wohl verstanden.

Suprise!


Ich habe mir gedacht, ich schreibe auch einmal ein Kapitel aus Elijahs Sicht, während er im Gefängnis sitzt.
Eigentlich war ich nie ein großer Fan davon, wenn sich die Sichten ständig wechseln, aber irgendwie habe ich mich daran gewöhnt, und finde die Abwechslung auch mal ganz schön.

Wie findet ihr es? 🤔🤓

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