Elijah
Ein lauter Schrei hallte durch den Raum. Wie gelähmt saß ich auf Averys Couch, während ich ihre Schreie nur von Weitem erkennen konnte. Das Ticken der Wanduhr war unangenehm laut und als sich die Tür öffnete und Avery mit feuchten Wangen vor irgendetwas flüchtete, läuteten bei mir alle Alarmglocken.
Ich sprang auf und flitzte auf sie zu, doch sie wich mir aus, ohne mich richtig wahrzunehmen. "Avery. Ich bin es, Elijah." Ihr angsterfüllter Blick ging mir durch Mark und Bein. Wovor hatte sie solche Angst? Panisch blickte sie sich um und zuckte zusammen, als die Tür aufflog.
Erst waren die Umrisse nur verschwommen, doch dann sah ich ihn wieder. Averys Vater, mit einer Pistole in der Hand. Ich wollte sie packen und hinter mich ziehen, doch eine unsichtbare Barriere hielt mich auf. Ohne noch einen Gedanken zu verschwenden, stellte ich mich vor sie und verdeckte sie somit komplett. Meine Augen verfolgten die Waffe ununterbrochen. Ein Schuss direkt in den Kopf und ich wäre tot. Ein Schuss direkt in das Herz und ich wäre tot.
"Du hast mich nicht nur einmal hintergangen, Avery. Es reicht mir mit dir", brüllte dieses Monster von nur fünf Metern Entfernung. Leises Wimmern und flehende Worte ertönten hinter mir. Sie hatte sich ganz klein gemacht und ich machte mich nur noch breiter. "Nehmen Sie die Waffe runter!", knurrte ich, doch sein schelmisches Grinsen verschwand nicht. Im Gegenteil, mit jedem Schritt, den er auf uns zuging, wurde es nur noch größer. War ich etwa unsichtbar?
"Du wirst ihn nie wiedersehen. Du wirst nie wieder etwas sehen."
Sein Finger zuckte auf den Abzug. Er drückte ab. In der nächsten Sekunde hörte ich ein schmerzhaftes Rauschen in meinem Ohr. Wie in Zeitlupe flog die Kugel auf mich zu. Ich machte mich auf den Schmerz gefasst, doch nichts geschah. Ich blickte an mir hinunter, doch dort war nichts. Keine Schusswunde. Kein Blut. Etwas hinter mir sackte auf den Boden. Und dann wurde es mir bewusst. Blitzschnell hatte ich mich umgedreht und was sich dort vor mir abspielte, war viel schrecklicher als jeder Alptraum.Ich ließ mich auf die Knie fallen. Schrecklich langsam fanden meine Hände den Weg zu Averys Bauch. Unkontrollierbar floss das Blut aus der Wunde und jeglicher Druck half nichts. Verzweifelte und von Schmerz erfüllte Laute verließen meinen Mund, während sie panisch nach Luft schnappte. Eine Träne fand den Weg auf den Boden, meine Träne, während ich mit allen Mitteln versuchte, die Blutung zu stoppen. "Elijah", stieß sie schweratmend hervor. Sie sah mich endlich. Sie streckte die Hand nach mir aus und legte sie an meine Wange. Sie wischte die Träne fort.
"Avery, bleib bei mir", flüsterte ich mit brüchiger Stimme. "Bleib bei mir", brüllte ich, doch ihre Augen blickten mir starr entgegen. Avery. Sie war tot. Dieses Monster hatte sie umgebracht.
Schweigebadet wie immer, schreckte ich hoch. Nur das dieser Traum so schrecklich war, wie keiner zuvor. Für eine Sekunde kam die Angst zurück, dass es doch kein Traum gewesen war, doch als mich die Erkenntnis traf, dass es kein Traum bleiben musste, griff ich nach Coles Zettel.
Angespannt wartete ich auf das bekannte Geräusch. Ich folgte dem Wärter ohne Aufstand und schubste jeden aus dem Weg, der zuerst bei den Telefonen sein wollte. Das würde mir sicher noch den ein oder anderen Feind bescheren, doch daran konnte ich gerade nicht denken. Ich konnte an gar nichts mehr denken. Zitternd wählte ich die Nummer und presste das Telefon so nah an mein Ohr, dass es schmerzte. Das Piepen ertönte und kurz darauf ein leises Rascheln.
Nervös schaute ich mich um und kaute dabei auf meiner Unterlippe. Der leicht metallische Geschmack erfüllte kurze Zeit später meinen Mund, doch ich bohrte die Zähne nur tiefer in das wunde Fleisch.
"Ja?"
Cole war hellwach und wusste ganz genau, wer dort am Telefon war.
"Bin dabei", antwortete ich trocken und konnte nur ein heißeres lachen am anderen Ende der Leitung vernehmen. Ich konnte es ja selbst kaum glauben, dass ich das hier wirklich tat. Ich ging wirklich auf Coles Deal ein und wusste dabei ganz genau, dass er irgendetwas im Schilde führte. Doch egal was es auch war, so schlimm wie Tatsache, dass ich Avery verlieren könnte, konnte es nicht werden."Ich komme dich besuchen."
"He, ich will auch mal dran, tätowiertes Monster",unterbrach jemand das Gespräch. Knurrend schüttelte ich die Hand des Verbrechers von meiner Schulter und holte mit meinem Ellenbogen aus. Ein schmerzerfülltes Stöhnen ertönte hinter mir. Es sollte nur noch einmal jemand wagen mich zu unterbrechen und ich würde meine letzte Geduld verlieren."Okay", stieß ich hervor und wollte das Telefon gerade wieder zurücklegen, als mich ein Fausthieb in den Rücken traf. Rasend vor Wut drehte ich mich zu den mittlerweile drei Männern um, die nur auf einen Kampf warteten und stürzte mich auf sie. Lautes Jubeln war von allen Seiten zu hören, doch das Bild vor meinen Augen, Averys lebloser Körper, ließ mich unkontrolliert auf meinen Gegner einschlagen, bis sich der metallische Geschmack in meinem Mund nur noch verstärkte.
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Irgendwelche Ideen was Cole vorhaben könnte?
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Prisoned Monster
Mystery / Thriller[Band 2] Elijah ist fort. Sie haben ihn weggesperrt. Ihn als Entführer abgestempelt und so schnell, wollen sie ihn auch nicht mehr gehen lassen. Avery ist überfordert. Während sie immer noch versucht ihren Vater los zu werden und ganz plötzlich auc...