Ich war aufgeregt. Alles in mir schrie, ich sollte mich einfach wieder umdrehen und die Jungs die Sache erledigen lassen. Doch wenn ich einen Rückzieher machte, wusste ich, würde ich es ewig bereuen.
"Bereit?" Brians Hand kam der Klingel immer näher. Ich stand zwischen den beiden Jungs, wie das Mauerblümchen schlechthin. Die Riesen ließen mich wie ein kleines Mädchen wirken. So, wie mich Elijah immer genannt hatte. Vielleicht hatte er von Anfang an recht gehabt.
Ich war nicht so taff, wie ich immer spielte.
Unsicher nickte ich. Das letzte Mal war ich vor einer Haustür von so viel Angst erfüllt, als ich Lisa die Kekse gebracht hatte. Dort war ich noch so unwissend gewesen. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre es immer noch.
Die Tür wurde ruckartig geöffnet und eine hübsche Frau stand vor uns. Kurz waren wir alle drei wie erstarrt. Die Ähnlichkeit, die Elijah zu seiner Mutter hatte, war verblüffend.
Bis auf die im Gegensatz zu Elijahs blonden und nicht braunen Haaren, musste man nicht lange raten, dass wir an der richtigen Adresse waren.
Misstrauisch blickte sie in die Runde. "Kann ich euch irgendwie helfen?" Brian war der Erste, der zu Wort kam.
"Ja, entschuldigen Sie, sind Sie Elijah Jacksons Mutter?" Da Brian so aufdringlich wie nur möglich fragte, mussten auch ihm die Ähnlichkeiten aufgefallen sein. Ich hatte noch nie gefragt, wie lange er und Elijah eigentlich schon befreundet waren.
Ihr Gesicht erhellte sich urplötzlich. "Ja!" Sie klang so schrecklich erleichtert, dass ich nicht wusste, ob sie wirklich die gleiche Frau war, die Elijah nicht leiden konnte. Sie wirkte auf mich ziemlich sympathisch, doch ich hatte ja wohl auf schmerzlichste Weise durch Lisa erfahren müssen, dass der Schein oft trügen konnte.
"Kommt rein." Ich an ihrer Stelle hätte uns nicht einfach so hineingelassen. Wir waren immerhin Fremde. Brian war erneut der Erste, der ihrer Einladung folgte. Mein Blick huschte zu Jack, der nur mit den Schultern zuckte und ihm folgte.
Also galt wohl das Motto: No risk, no fun. Davon konnte ich ja wohl ein Lied singen.
Ich schämte mich nicht dafür, mich genauer umzuschauen. Es musste schon einen Grund geben, warum Elijah nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte. So ein Hass entstand nicht von heute auf morgen. Schon gar nicht aus einem harmlosen Streit. Es musste schon etwas mehr als eine kleine Streitigkeit gewesen sein.
"Setzt euch", bat sie uns an. Das Sofa vor uns wirkte edel. Jack nahm sofort Platz und Brian und ich folgten ihm.
"Habt ihr etwas von meinem Sohn gehört?" Sie schien es wirklich zu interessieren, wie es ihrem Sohn ging. Was hatte diese Frau nur falsch gemacht? Natürlich bis auf die Dinge, die mir Elijah erzählt hatte.
"Ehrlich gesagt, ja. Sie haben versucht ihn zu erreichen. Wir wollten ihnen nur sagen, dass er möchte, dass sie ihn in Ruhe lassen." Wie konnte ihr Brian diese Wörter nur so herzlos und kalt mitten in das Gesicht sagen?
So kannte ich ihn gar nicht. Wusste er vielleicht etwas, das ich nicht wusste. Es würde mich nicht wundern.
"Ich weiß", setzte Elijahs Mutter an. Sie stotterte leicht und an ihrer brüchigen Stimme konnte ich erkennen, dass sie kurz davor war, in Tränen auszubrechen.
"Ich weiß, ich habe einiges falsch gemacht." Sie schniefte kurz. Ich war mir nicht sicher, ob es Reue war, die ich aus ihrer Stimme hörte.
Niemand von uns wusste, was er darauf antworten sollte. "Ich weiß auch, dass er im Gefängnis ist. Er hat es doch nicht verdient." Ein Schluchzen entwich ihr. Und ich musste ihr recht geben, er hatte es nicht verdient.
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Prisoned Monster
Mystery / Thriller[Band 2] Elijah ist fort. Sie haben ihn weggesperrt. Ihn als Entführer abgestempelt und so schnell, wollen sie ihn auch nicht mehr gehen lassen. Avery ist überfordert. Während sie immer noch versucht ihren Vater los zu werden und ganz plötzlich auc...