Kapitel 25

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Elijah

Ein lautes Krachen ertönte und meine Zelle wurde aufgeschlossen. Mit einem Ruck hatte sie der Wärter, der definitiv ein paar Kilo zu viel auf den Rippen hatte, ein Stückchen weitergezogen und blickte mich mit einem dieser Blicke an, die jeder dieser gefühlslosen Kerle hier drin hatte.

"Besuch für dich." Waren seine knappen Worte und sein harscher Tonfall gefiel mir ganz und gar nicht. Doch als ich realisierte was er gesagt hatte, machte mein Herz unwillkürlich einen freudigen Hüpfer. Müde von der letzten Nacht, in der mich zum Glück kein weiterer Alptraum gequält hatte, trottete ich aus der Zelle und folgte dem unsportlichen, in Uniform gezwängtem Kerl, der dem Fleck auf seinem Shirt zu urteilen, schon ein fettiges Frühstück gehabt hatte.

Ich selbst war in den letzten Wochen noch muskulöser geworden. Das lag wahrscheinlich daran, dass man hier nicht wirklich viele Beschäftigungen neben dem Sport hatte und ich dringendst Ablenkung brauchte. Je näher wir dem Besuchsraum kamen, desto mehr fragte ich mich, wer dort wohl auf mich wartete. Brian, Jack, Lola oder Mason? Avery? Bei dem Gedanken an ihren Namen, konnte ich mir ein sanftes Lächeln nicht verkneifen. Viel zu lange war es her, dass sie mich besucht hatte. Es war aber auch viel passiert seit dem Tag.

Ein Teil von mir, wollte nicht, dass sie hier war und sich unnötig in Gefahr brachte, aber der andere Teil in mir, schrie danach sie endlich wiedersehen zu können. Auch wenn ich sie nicht berühren durfte, war das wenigstens etwas. Ich wusste, sie hatte mich letztes Mal genauso sehr berühren wollen, wie ich sie. Nur einmal ihre Hand zu streifen, wäre schon genug gewesen.

Die Tür vor mir wurde geöffnet und der Wärter schubste mich unsanft ein Stück hinein. Am liebsten hätte ich ihm dafür eine verpasst, dass er mich hier so rumschubste, als wäre ich kein Mensch mehr, aber ich wollte nichts anfangen, bei dem ich mit großer Sicherheit verlieren würde. Hinter dieser Tür standen immer hin mehrere Wärter, die mich, egal wie stark ich auch war, zu Boden bringen würden.

Mein Blick wanderte durch den Raum, aber ich konnte weder Avery, noch sonst jemanden erkennen. Mein Blick blieb an einem blonden Schopf hängen und als ich erkannte wer es war, ballten sich meine Hände wie automatisch zu Fäusten. Er wagte es tatsächlich, sich hier blicken zu lassen.

"Cole", knurrte ich, als ich mich auf dem Stuhl ihm gegenüber neiderließ. Mit seinen eiskalten Fingern legte mir der Wärter die Handschellen um, als ahnte er, dass ich nicht gut auf Cole zu sprechen war und mir nichts sehnlicher wünschte, als ihn windelweich zu prügeln. Er war schuld, dass ich hier drinsaß. Gefangen und behandelt wie ein Schwerverbrecher.

Das schelmische Grinsen auf seinen Lippen, veranlasste mich dazu, an den Handschellen zu zerren. "Was willst du hier?" Die Wut in meiner Stimme war nicht zu überhören. Entspannt lehnte sich Cole ein Stück nach vorne und faltete die Hände auf dem Tisch. Wie sehr ich ihn doch verabscheute. "Ich will dir helfen." Kurz glaubte ich, ich hätte mich verhört. Wie ein Irrer lachte ich auf. "Wie, erst bringst du mich hier rein und jetzt willst du mir helfen? Wie stellst du dir das vor du Mistkerl?"

Mit zusammengebissenen Zähnen spuckte ich ihm die Wörter förmlich in das Gesicht. "Ich kann dir hier raushelfen", flüsterte er. Ich erstarrte in meiner Bewegung. Er wollte was? "Du tickst ja wohl nicht mehr richtig! Glaubst du ich wäre so dämlich dir zu vertrauen?" Jetzt war es Cole der lachte. "Ich schätze, du hast gar keine andere Wahl. Ohne mich kommst du hier niemals raus. Natürlich aber nicht ohne Gegenleistung."

Natürlich nicht.

Der Drang ihm eine zu verpassen wurde immer größer. "Die kleine Avery vermisst dich doch so." Sein widerliches Grinsen wurde nur noch breiter.

"Halt die Klappe!", brüllte ich und machte somit den Wärter auf uns aufmerksam. "Noch ein Wort über Avery und ich ersticke dich im Schlaf, sobald ich hier rauskomme", drohte ich und meinte jedes Wort ernst.

Zufrieden lehne sich Cole wieder zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. "Deine Familie ist in großer Gefahr...", setzte er an.
"... Averys Vater hätte sie beinahe geschnappt." Er log. Er log verdammt noch mal! Das hätte mir Brian erzählt.

"Du glaubst mir nicht?"
"Ach echt?", zischte ich. "Warum wohl?" Cole war einfach nur dämlich, wenn er dachte, er könnte mich hiermit verunsichern. Er war schon immer ein Lügner. "Sie mussten von Zuhause verschwinden", sagte er plötzlich. "Was?" Meine Frage war wahrscheinlich unnötig, aber was, wenn doch ein Fünkchen Wahrheit hinter dem steckte, was Cole mir erzählte?

"Wie gesagt, Averys Vater war nah dran."

"Woher weißt du das?" Cole zuckte nur mit den Schultern und ließ eine Hand in seine Hosentasche wandern. "Es ist doch bestimmt ätzend hier drin." Cole wich dem Thema und meiner Frage aus. Mein ganzer Körper, besonders mein Kiefer, war angespannt. Mit beiden Fäusten schlug ich kraftvoll auf den Tisch. "Antworte mir!"

Coles Blick wanderte zu dem Wärter und wartete bis dieser keine Bedrohung mehr in meinem Ausraster sah und sich wieder zu dem Mann am linken Tisch zuwandte. "Öffne die Hand", forderte er mich auf. "Nein."

Cole hatte einen Zettel zwischen seine Finger geklemmt und schob diesen direkt vor mich. "Wenn du es dir doch anders überlegst." Die Nummer darauf war unbekannt und die Wut in mir sagte, ich sollte ihn zerknüllen und zurück in sein Gesicht werfen, aber irgendetwas hinderte mich daran. Erst als Cole aufstand und dem Wärter zu verstehen gab, dass er gehen wollte, griff ich mühsam danach und versteckte das Papierstück in meiner geballten Faust.

Coles Worte ließen mich nicht mehr los und ich verfluchte mich dafür, dass ich ihm zugehört hatte.

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