Kapitel 34

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Dieses Kapitel ist an _NxghtKnxght_ gewidmet! Happy Birthday!
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"Wie ist das möglich?" Vollkommen aufgelöst weigerte ich mich, von Elijah abzulassen. Ich hatte nicht vor, ihn jemals wieder loszulassen, doch Brian, der versuchte sich verzweifelt zwischen uns zu drängen, um seinen besten Freund in den Arm zu nehmen, schaffte es doch.

"Du stinkst." Ein raues Lachen, das mir sofort eine Gänsehaut bescherte und ich so sehr vermisst hatte, folgte auf Brians netten Kommentar. Lola standen genauso wie mir auch, die Tränen in den Augen. "Willkommen Zuhause", sagte sie und zog Elijah in eine feste Umarmung.

"Können wir uns vielleicht hinsetzen?", fragte Elijah nach der Willkommens Kuschelrunde und hielt sich die Schulter. Rasch legte ich so viele Kissen wie ich konnte auf der Couch bereit und zog ihn darauf nieder. Dankbar lächelte er mir zu und lehnte sich zurück. Er musste schrecklich müde sein, doch ich musste auch wissen, was passiert war. Wie er jetzt hier sein konnte?

Für einen kurzen Moment schloss er die Augen, nur um sie dann wenige Sekunden später wieder auf mich zu richten. "Wie geht es dir, Geburtstagskind?", fragte er beinahe unbeschwert, als wäre nichts passiert und ich konnte mir ein leises Lachen nicht verkneifen. Wie es mir ging? Die Frage war wohl eher wie es ihm ging.

"Elijah, was ist passiert? Wie kannst du hier sein?", ratterte ich herunter und hörte erst auf, als er mir einen zögerlichen Blick zuwarf. Lola und die Jungs gesellten sich zu mir auf den steinharten Boden, weil niemand sich traute, Elijah den weichen Platz wegzunehmen, den er schon seit einer ganzen Weile nicht mehr gehabt hatte.

"Schlafen dir Kinder schon?" Fast sehnsüchtig blickte er in die Richtung der Schlafzimmer. "Ja." Ungeduldig und mit denselben errötenden Augen wie ich, lehnte sich Lola ein Stück zurück und schüttelte immer wieder den Kopf, als könnte sie nicht glauben, dass Elijah hier gerade vor uns saß. Doch das tat er und ich war so unglaublich glücklich darüber, dass die Welle an Tränen erneut versuchte mich zu überwältigen.

Wie er dort saß, mit dem zum Teil zerrissenen und komplett verschmutzten Overall. Ein kleiner blauer Fleck an seiner rechten Wange fiel wohl nur mir ins Auge und trotzdem sah er für mich immer noch perfekt aus. Er sah aus wie der Elijah, der mir vor schrecklich vielen Wochen entrissen worden war.

"Wie verdammt, bist du dort rausgekommen?" Sein Auftreten ließ mich auf Masons Frage das Schlimmste vermuten. Elijah sah aus, als hatte er eine ganze Armee ausgeschaltet. "Es war Cole", nuschelte Elijah endlich, aber fast kaum hörbar. Für einen kurzen Moment wusste ich nicht, was ich sagen sollte und dann überrollten mich alle Gefühle auf einmal. Unglaubliche Dankbarkeit gegenüber Cole und unbeschreiblicher Hass, weil er überhaupt der Grund war, warum Elijah jemals ins Gefängnis gekommen war.

"Cole? Bist du dir sicher?" Jacks Frage war vollkommen unnötig, doch trotzdem lag auch diese mir auf der Zunge.
"So sicher wie ich mir nur sein kann. Er hat mich vor ein paar Tagen besucht und mir erzählt welche Schwierigkeiten ihr habt." Elijahs Blick huschte für eine Millisekunde zu mir. "Und anscheinend stimmt das ja auch. Er hat mir angeboten, mich rauszuholen."

Immer noch brachte ich kein Wort über die Lippen, sondern schwieg wie alle anderen auch.
"Ich habe ja gesagt."

Elijah

Wie sie dort alle vor mir saßen. Ich konnte das Gefühl nicht in mir beschrieben. Immer wieder musste ich zu Avery schauen, die mit ihrem zerzausten Haar und dem überforderten Blick einfach genau das war, was ich die ganze Zeit über so schrecklich vermisst hatte. Ich hatte sie alle vermisst, und jetzt vor ihnen zu sitzen, kam mir bestimmt genauso surreal wie allen anderen vor.

"Du hast einfach ja gesagt?" Brians Worte klangen nicht wie ein Vorwurf, im Gegenteil, das leichte Lächeln verschwand gar nicht mehr aus seinem Gesicht. Irgendwie wünschte ich mir, dass er mir einem Vorwurf machte, denn ich hatte nicht über die Konsequenzen nachgedacht.
"Ja. Ich habe gedacht, ihr braucht mich hier." Das mit dem Traum ließ ich absichtlich aus. Ich wollte Avery keine Angst einjagen, die mich immer noch anstarrte, als träumte sie.

"Ich habe tagelang gewartet und dann ist im Gefängnis einfach ein Feuer ausgebrochen", fuhr ich unaufgefordert fort und hörte wie Avery laut nach Luft schnappte. "Ein Feuer?" Mein Blick fiel auf Lola, die sich wieder kerzengerade aufgesetzt hatte und mich aus ihren ausdrucksvollen Augen musterte.

"Ja. Ich habe einen Wärter überwältigt und dann war auch schon Cole neben mir. In dem ganzen Trubel und ihren verzweifelten Versuchen, die Insassen unter Kontrolle zu bringen, haben die Wärter erst gar nicht gemerkt, dass ich plötzlich fehlte. Wir sind bis nach draußen geflohen, ohne erwischt zu werden." Ich ließ unnötige Komplikationen einfach aus. Genauso wie die Tatsache, dass spätestens jetzt wahrscheinlich überall nach mir gesucht wurde.

"Wie seid ihr an den Wachen draußen voreigekommen?" Bei dem Gedanken an Coles Worte zog sich meine Brust unangenehm zusammen. "Das ist ja das Schlimmste. Seine Gangs haben die meisten Leute getötet." Ich vergrub meine Hand in meinen Haaren und zog fest daran. "Es ist meine Schuld, dass jetzt so viele Menschen tot sind."

Die Schuldgefühle verließen mich nicht, seitdem ich in das Auto eingestiegen war. Eine zierliche Hand legte sich auf meinen Arm und streichelte kurz darüber.
"Es ist nicht deine Schuld Elijah. Du wurdest, obwohl du nur etwas Gutes getan hast, eingesperrt. Du hast die Zeit im Gefängnis nicht verdient und schon gar nicht, dass man dich so behandelt. Wenn dann, ist es Coles schuld und deren, die diese Leute getötet haben."

Ich legte Averys Hand in meine und hörte einfach nur ihrer Stimme zu. "Wieso hat er dich dort rausgeholt? Ich meine, es ergibt gar keinen Sinn." Ich hatte das Gespräch im Auto so gut wie es ging verdrängt, doch mit Brians Frage kam sie wieder.
"Weil er dafür eine Gegenleistung verlangen kann", erwiderte ich prompt und spürte, wie Averys Hand kurz in meiner zuckte.

"Welche Gegenleistung?" Alarmierend hatte sich Mason aufgesetzt. "Das hat er noch nicht gesagt." In mir schrie eine Stimme, die mir sagte, ich sollte ihnen die Wahrheit sagen. Ihnen sagen, was Cole von mir verlangte, aber das konnte ich nicht.

"Warum hasst er dich eigentlich so sehr, Elijah?" Mein Blick huschte wieder zu Avery, die mit solch einer Vorsicht fragte, als glaubte sie, ich wollte ihr darauf nicht antworten. Und sie hatte recht, es gab einen Grund warum ich nicht gerne darüber sprach.

"Es ist schon ein paar Jahre her-"

Prisoned Monster Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt