Nachdem Tattooed Monster 120k und Prisoned Monster über 50k erreicht hat, kommt hier als kleine Überraschung ein Bonuskapitel.
In den letzten Monaten war viel passiert. Elijah und ich waren von Hotel zu Hotel gereist und hatten die erstaunlichsten Dinge, in den erstaunlichsten Städten erlebt. Erst letzte Woche waren wir in Irland angekommen. Ein Brautpaar hatte dort ihre Hochzeit mit vielen Gästen gefeiert und uns einfach eingeladen, nachdem sie unser Auto gesehen hatten. Elijah und ich passten mit unseren Klamotten rein gar nicht ins Bild, aber so willkommen hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Ich erfuhr, dass Elijah gar nicht so schlecht in dem irischen Volkstanz war- und ich anscheinend auch nicht.
Eigentlich hatten Elijah und ich gar nicht vorgehabt, so weit zu reisen, aber es stellte sich heraus, dass Abenteuer zu erleben einfach unser Ding war. Ich fühlte mich frei und lebendig. Und das wichtigste war, wir konnten alles Schreckliche vergessen und trotzdem immer noch an unsere Freunde und die Kinder denken. So weit weg von zu Hause, mussten wir uns keine Sorgen machen, dass irgendjemand Elijah erkannte und wenn doch, waren wir schneller weg, als die Polizei auch nur eintreffen könnte.
Ich ließ das Fenster runter, schloss die Augen und genoss die kühle Luft, die mir ins Gesicht wehte. Ich trug den gleichen Kapuzenpullover, den ich auch bei unserer Abfahrt getragen hatte. "Schläfst du etwa, Avery?" Elijah hinterm Steuer stupste mir mit seiner großen Hand ins Gesicht. Augenblicklich öffnete ich die Augen und warf ihm einen feurigen Blick zu. Seine Haare waren länger geworden, während meine endlich wieder ihre natürliche Farbe angenommen hatten.
Ich hatte nicht eine Sekunde darüber nachgedacht, mich aus Schutz wieder hinter einer unechten Haarfarbe oder einer Brille zu verstecken. "Nein, ich schlafe nicht, du Schlaumeier." Er lachte rau. "Aber das wusstest du natürlich. Du wolltest mir einfach so mit deinen Fingern im Gesicht herumtatschen", beschuldigte ich ihn prompt und lag damit goldrichtig.
"Kannst du es mir verübeln?" Ich schüttelte den Kopf. Ich war ja genauso.Ich nahm mir die Kamera zu Hand, die Elijah einfach einem Passanten in Las Vegas abgekauft hatte. Die Bilder die wir schossen waren meist albern. Eines vor dem Eifelturm in dem wir beide die Zunge herausstreckten und eines in Spanien, in dem ich zu Straßenmusik tanzte. Ich erinnerte mich nur zu gern daran, wie Elijah hatte Salsa mit mir tanzen wollen und uns alle auslachten, weil es so herrlich bescheuert aussah. So wie auch sonst immer, scherte er sich nicht um die Meinung der anderen. Ganz im Gegenteil, er genoss es, wenn man über ihn lachte. Und das tat ich jeden Tag.
Immer wieder brachte er mich mit seinen Aktionen zum Lachen und interessierte sich auch nicht dafür, wenn ich rot anlief, während er schon wieder die Blicke der Menschen auf sich zog. Er hatte keine Angst davor, erkannt zu werde. Er wollte keine Angst davor haben. Wir sahen aus wie einfache Touristen. Wie ein Paar, dass gerade den Urlaub ihres Lebens erlebte. Und so war es eigentlich auch, wenn man von all den Dingen absah, die uns nachts manchmal doch wachhielten. Oft sprachen wir darüber, was uns bedrückte oder einfach nicht losließ. Es gab einiges, was noch zu verdauen war.
Elijah würde sich nie verzeihen, was mit Mason geschehen war und manchmal erzählte er mir, dass obwohl Brian wusste, dass es nicht Elijahs Schuld war, wie alles gekommen war, und nicht sauer auf ihn war, er sich davor fürchtete, ihm irgendwann wieder unter die Augen zu treten. Elijah fühlte sich schuldig und es gab schon einige Momente, in denen ich ihm half, diese Schuldgefühle zu verringern.
Wir alle hatten Fehler begangen. Fehler, die wir nicht wieder rückgängig machen konnten. Das nächste Foto war so dunkel, dass ich genau wusste, wann wir es geschossen hatten. Vor zwei Tagen hatten wir die Nacht draußen auf dem Feld verbracht. Uns einfach auf das trockene Gras gelegt und die Sterne beobachtet. Elijah hatte mir davon erzählt, wie er es damals geschafft hatte, Brian, Mason und Lola von seinem Plan zu überzeugen. Ich vermisste sie. Wir vermissten sie. Ja, sogar Mason vermisste ich an manchen Tagen.
"Was guckst du dir da an?" Elijah hatte angehalten und zog mich auf seinen Schoß, als ich die Kamera nicht rausrücken wollte. Er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren und warf einen Blick auf das Foto. "Ich sehe besser aus", sagte er und mir entwich ein empörtes Schnauben. "Auf dem Bild ist es erstens so dunkel, dass man dein und mein Gesicht kaum erkennen kann und zweitens, sehe ich immer besser aus als du." Es war gelogen, aber ich ließ sein Kommentar auf keinen Fall auf mir sitzen. "Ganz ruhig, Tiger. Wir wissen beide, dass du besser aussiehst. Lass mir doch diese erbärmliche Lüge." Betroffen fasste er sich an die Brust, als wäre er wirklich beleidigt. "Die Masche zieht bei mir nicht."
Sein Kopf schellte in meine Richtung. "Also bekomme ich keinen Kuss?" Er kam meinem Gesicht so nah, dass uns nur ein Millimeter von einander trennte. "Du hast es erfasst." Ich rutschte von seinem Schoß und ließ ihn mit großen Augen sitzen. "Das wirst du noch bereuen", drohte er mir schmunzelnd und startete den Motor. "Du bekommst deinen Kuss, wenn ich ein Eis bekomme."
Er drückte aufs Gaspedal und ich kicherte, als mir die Haare wirr in das Gesicht flogen. Elijah stieß einen Freudenschrei aus. "Wenn das so ist, bekommst du dein Eis."Die Eisdiele, vor der wir standen, löste alte Gefühle in mir aus. In solch einer Eisdiele hatten mich damals meine Freunde im Stich gelassen. Es war keine schöne Erinnerung, aber es war eine, die langsam aufhörte weh zu tun. Ich würde sie niemals vergessen, aber es war auch nicht fair, wenn ich um sie weinte. Sie hatten mir gezeigt, wie sehr sie an mir zweifelten. Dennoch hoffte ich, dass Noah und Harper glücklich werden würden. Irgendwo ohne mich.
"Also, welche Sorte möchte meine wunderschöne Freundin?" Elijah hielt sich die Karte vor das Gesicht und studierte sie. Auch ich warf einen Blick hinein und entschied mich schnell. "Banane." Elijah zog eine Augenbraue in die Höhe. "Wusste gar nicht, dass du so auf Banane stehst." Ich zuckte mit den Schultern. "Tue ich eigentlich auch gar nicht. Aber du tust es. Und da ich sowieso keine dieser riesigen Eisschüsseln schaffe, die sie dort hinten verkaufen, musst du dir wohl eine mit mir teilen."
Elijah grinste. "So romantisch das auch klingt, habe ich meiner Freundin ein Eis ihrer Wahl für einen Kuss versprochen. Also bekommst du Erdbeere, so wie du es gerne magst und wenn du es nicht schaffst, bin ich sicher, dass noch Platz in diesem großen Bäuchlein ist." Er klopfte sich auf den Bauch.
"Bevor du mein Eis bekommst, platze ich lieber." Elijah lehnte sich über den Tisch. "Das werden wir ja sehen. Ich wette, in zehn Minuten, flehst du mich an, weil du nicht mehr kannst." Ich schenkte ihm einen kampfbereiten Blick, während er bestellte.
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"Elijah ich kann nicht mehr. Bitte hilf mir", flehte ich bestimmt schon seit einer Minute. Reichte es ihm nicht schon, dass ich zugab, dass er mal wieder recht gehabt hatte? So bösartig wie er war, nahm er meinen Löffel zu Hand und hielt ihn mir vor den Mund. "Na los. Du hast doch gemeint, bevor ich es essen darf, musst du schon platzen. Und wie ich sehe, bist du das noch nicht." Das Grinsen auf seinen Lippen wurde breiter und ich verschränkte meine Arme vor der Brust."Rate mal, wer heute Nacht auf dem Boden schlafen darf, wenn er seiner Freundin Bauchschmerzen bereitet." Abwehrend hob er die Arme in die Luft. "Okay, okay." Er löffelte das schon fast geschmolzene Eis und ich war wie immer verwundert darüber, wie viel er doch verschlingen konnte. "Was hältst du davon, wenn wir heute in keinem Hotel schlafen?" Verwundert schaute ich ihn an. "So gern ich auch draußen geschlafen habe, der Wetterbericht sagt, dass es heute regnen soll", erwiderte ich, aber Elijah schüttelte den Kopf.
"Wo willst du denn dann schlafen?"
"Ich habe gestern eine Nachricht von Jack bekommen." Verwundert ließ ich die Hände auf den mit Blumen verzierten Tisch fallen.
"Du hast doch gesagt, es ist zu gefährlich, wenn ihr miteinander kommuniziert", sagte ich schnell und Elijah nickte. "Ich habe ihm die Nummer des Wegwerfhandys auch nur für den größten Notfall gegeben." Panik kroch in mir hoch. "Ist etwas passiert?" Elijah griff beruhigend nach meinen Händen. "Es ist anscheinend ein neuer Verbrecher in der Stadt, der die Polizei ganz schön auf Trapp hält. Jack meint, es wäre ein guter Zeitpunkt-"Tränen sammelten sich in meinen Augen. "Wir gehen nach Hause?", fragte ich vorsichtig. Elijah lächelte mir zu. "Natürlich nur, wenn du willst." Ich sprang auf, zog Elijah an der Hand auf die Beine und sprang anschließend in seine Arme. Diesmal war ich diejenige, die sich nicht um die Blicke der anderen scherte. "Ja. Natürlich will ich!" Ich gab Elijah den versprochenen Kuss und noch zehn weitere. Auch wenn unser Besuch nur vorrübergehend sein würde, und diese Zeit alleine mit Elijah unglaublich war, freute ich mich so unheimlich darauf, unsere Familie endlich wiederzusehen.
"Wann geht es los?" Ich war aufgedrehter denn je. "Wann immer du bereit bist. Und, wann immer ich dieses Eis leer gelöffelt habe."
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Prisoned Monster
Mystery / Thriller[Band 2] Elijah ist fort. Sie haben ihn weggesperrt. Ihn als Entführer abgestempelt und so schnell, wollen sie ihn auch nicht mehr gehen lassen. Avery ist überfordert. Während sie immer noch versucht ihren Vater los zu werden und ganz plötzlich auc...