Kapitel 33

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"Alles Gute zum Geburtstag, Avery." Lächelnd zog ich Tyler in eine Umarmung. Alle gemeinsam hatten sie Happy Birthday für mich gesungen- vielleicht eher gebrüllt- und ich wünschte ich könnte so glücklich darüber sein, wie sie es verdienten. Doch keiner von ihnen konnte ändern, dass ich Elijah in diesem Moment ganz besonders vermisste. Schon alleine der Gedanke, dass er, wenn all das nicht passiert wäre, hier sein könnte, tat weh.

Lola kam auf mich zu und drückte mir ein kleines Päckchen in die Hand. "Ist von uns allen." Ich löste die Schleife, bedacht Lolas eingepacktes Kunstwerk nicht allzu zerstören und nahm den Anhänger in Form eines Herzens heraus.

"Das wäre doch nicht nötig gewesen", murmelte ich schnell und blickte in die Runde. "Doch, jeder von uns hat einen." Stolz präsentierte mir Lucy ihren Anhänger und ließ ihn danach schnell wieder in ihrer Jackentasche verschwinden. "Wir haben uns gedacht, dass es endlich mal Zeit wird, dass du auch einen bekommst", sagte Mason und obwohl wir uns besser verstanden, hatte ich diese Worte nicht aus seinem Mund erwartet.

"Danke." Brian lächelte mir aufmunternd zu. Er wusste, was in mir vorging. Wie er allerdings immer genau die Gefühlslage anderer analysierte, war mir bis her noch unklar. Es war wahrscheinlich eines seiner geheimen Talente, von denen ich, außer der neuen Erkenntnis, dass ich eine fabelhafte Lügnerin war, keines besaß.

"Jetzt lasst uns essen!", schlug Lola vor und weckte damit die Begeisterung aller Anwesenden. Auch wenn ich nicht sonderlich Appetit hatte, weil ich in diesem Moment an das Geburtstagsessen meiner Mom denken musste, ließ ich mir nichts anmerken und folgte den andere zum Esstisch. Die Hausbesitzerin und ihr Mann waren über das Wochenende zum Glück verreist. Ich hatte nichts gegen die beiden. Sie waren freundlich, aber diesen Tag wollte ich lieber nur mit meiner Familie und keinen Fremden verbringen.

"Spielen wir danach Monopoly?" Mit großen Augen blickte mir Liz entgegen, die Olivia gerade dabei half, das Hähnchen zu zerkleinern.
"Sicher, wenn du das willst." Eifrig nickte sie. Ich kniff ihr in die Wange und schob mir dabei eine Gabel Kartoffeln in den Mund.

"Was hast du eigentlich die letzten Jahre an deinem Geburtstag gemacht?" Es war wahrscheinlich nicht Masons Absicht, aber seine Frage sorgte dafür, dass mich für einen kurzen Moment die Traurigkeit packte. Lola, die es bemerkt hatte, schlug ihm einmal heftig gegen die Schulter, sodass er sich beinahe verschluckt hätte. "Sorry", murmelte er schnell vor sich hin.

"Schon okay." Ich winkte ab. "Meine Mutter hat immer eines ihrer Spezial Gerichte gekocht. Wir haben immer nur zu zweit gefeiert und sie hat sich den Vormittag immer für mich freigenommen. Wir haben einfach die Zeit genossen." Ich schwelgte in Erinnerungen und ließ es nicht zu, dass ich trauerte. Diese Zeit war immer etwas Schönes gewesen und ich würde sie sicherlich nie vergessen.

"Am Nachmittag kamen dann immer meine Freunde." Ich schluckte, als ich an Harper und Noah dachte, die nicht einmal für eine Erklärung genug Zeit gehabt hatten. "Ja, tolle Freunde hast du", rutschte es Jack wohl unabsichtlich raus. Auch er kassierte einen Schlag von Lola, die sowie es aussah, kurz davor war, jedem Panzertape auf den Mund zu kleben.

"Jetzt habe ich bessere." Ich lächelte in die Runde. Auch wenn es die letzten Tage gedauert hatte, wusste ich jetzt, wo ich hingehörte und wer zu mir hielt. Wenn Noah und Harper das nicht für wichtig hielten, musste ich wohl verstehen, dass unsere Freundschaft vorbei war. Ganz egal, wie sehr es schmerzte.

Ein lautes Geräusch ließ mich zusammenzucken. Das Wetter hatte sich wieder perfekt an meine Laune angepasst, die sich jetzt zu bessern schien. Leider war das bei den dunklen Wolken nicht so. Schon seit gestern hörte es nicht mehr auf zu regnen und wenn doch, dann nur für eine Stunde, bevor es wieder von vorne losging. Das es auch noch donnerte, bedeutete nur, dass es nur noch schlimmer wurde. Ich konnte nur hoffen, dass das Wetter uns mit den Blitzen verschonte, denn so wie ich erfahren hatte, war Olivia kein großer Fan davon. Lola bezeichnete es sogar als panische Angst davor. Das Problem war, dass nur Elijah sie beruhigen konnte und der war nicht hier. Das würden auch meine Wünsche nicht ändern.

Es war Monopoly Zeit. Der Regen hatte etwas nachgelassen und prasselte nur noch leicht an die Fensterscheiben. Das sanfte Geräusch des Regens beruhigte mich und sorgte für eine entspannte Atmosphäre.

Nach mehreren Minuten in denen die Kinder bettelten, hatte Lola sogar erlaubt, dass sie bis Mitternacht aufbleiben durften. Wie erwartet schlief aber die Hälfte schon davor ein. Wie ein Dominoeffekt, verfiel ein Kind nach dem anderen der Müdigkeit und ich erwischte mich selbst, wie ich gähnte.

Ich meldete mich freiwillig, Lola bei dem Abwasch zu helfen, auch wenn sie eigentlich Jack dazu verdonnert hatte. Die Jungs, die sich alle samt je ein Bier geschnappt hatten, räumten aber wenigstens den Tisch ab, um uns etwas Arbeit abzunehmen.

"Ich weiß, wie sehr du dir gewünscht hast, dass Elijah heute hier gewesen wäre", sagte Lola schließlich nach einer Schweigeminute. "Es ist schon okay. Ich hoffe nur, dass es ihm gut geht." Lola schubste mich leicht nach rechts. "Elijah kriegt so schnell keiner klein. Er kann sich verteidigen."
Ich seufzte. "Das weiß ich doch, aber er bringt sich mit seinem Dickschädel schnell in unnötige Prügeleien."

Ein Klingeln ließ mich zusammenzucken. Waren sie doch früher zurück? "Ich gehe schon", rief Jack und eilte zur Tür. Ich hörte wie er die Tür öffnete und für einen kurzen Moment war es still. "Avery!" In Jacks Stimme schwang etwas mit, das mich an Verblüffung und Schock erinnerte. Unsicher trat ich an die Tür und schlug mir augenblicklich die Hand vor den Mund, als ich die vollkommen durchnässte Person vor mir erkannte.

Ein lauter Schluchzer entfuhr mir, ehe ich mich in seine Arme warf. Elijah drückte mich fest an sich und murmelte etwas, dass ich nicht verstehen konnte. Das er vollkommen nass war, machte mir nichts aus. Wie überglücklich ich in diesem Moment war, konnten keine Worte der Welt beschreiben. Meine Tränen nahmen kein Ende und vermischten sich mit den Tropfen auf Elijahs Gesicht, als wir uns küssten. So lange und leidenschaftlich wie noch nie. Widerwillig lösten wir uns atemlos voneinander und blickten uns gegenseitig tief in die Augen.

"Alles Gute zum Geburtstag, Avery", wisperte er an meine Lippen, bevor er mich erneut küsste.

Prisoned Monster Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt